Chev ist erstaunlicherweise nicht tot. Als er einige Zeit nach seinem
Sturz erwacht, muss er feststellen dass er zwar von ärztlichen
Versorgungsgeräten umgeben ist, diese lebenserhaltenden Maßnahmen jedoch
nicht seinem Wohl sondern vielmehr seinem Erhalt dienen. Denn ein
mächtiger Mann nutzt den Halbtoten als Organlager. Chev wurde das Herz
herausoperiert, und dies will der mittlerweile wieder springlebendige
Mann zurück haben. Mit Hilfe eines mechanischen Herzersatzes macht er
sich auf den Weg seinen stärksten Muskel zurückzuerobern. Zu dumm, dass
der mechanische Ersatz dank leergewordener Batterien immer wieder
Stromstöße benötigt, um nicht auszufallen...
Kopierter Kult...
„Crank“ war provozierend, einfallsreich, rasant und einfach anders. Es war ein eigenständiges Werk von Leuten, die im Bereich des Actiongenres einfach mal etwas anderes wagen wollten. Der Erfolg gab ihnen recht, und wo Erfolg ist, da muss auch eine Fortsetzung her.
Was aber passiert wenn man Kult und Klasse versucht nachzuahmen? Bereits „Shock Treatment“, die Fortsetzung der erfolgreichen „Rocky Horror Picture Show“ lieferte in den 80er Jahren die Antwort. Wenn man etwas Außergewöhnliches kopieren will, dann geht man meist die äußeren Symptome an, die Kult aussehen lassen, als wäre dies ihr Herzstück gewesen. Ein solcher Versuch endet meist mit dem, wovon Horrorfilme mit Klonthematik berichten: Das Duplikat wird eine seelenlose Hülle.
„Crank 2“ hat einen gewissen Unterhaltungswert, den ich ihm nicht abstreiten möchte. Aber er ist zum einem auf recht niedrigem Niveau angesiedelt und zum anderen nicht stark genug, um einen kompletten Film zu füllen. Der Versuch mit immer neuen, schrägen Ideen das Tempo zu halten sorgt irgendwann für Ermüdung, zumal nichts einer klaren Linie folgt und jederzeit alles möglich ist, was in diesem Falle zu Desinteresse führt.
Teil 1 steckte ebenso voller schräger Ideen. Es gab jedoch einen wichtigen Unterschied: All diese skurrilen Situationen bauten auf einer Grundidee auf, die konsequent weitergeführt wurde. Klar herrschte in dieser comicartigen Welt Unlogik, innerhalb der Grundidee blieb man auf weltfremder Art jedoch konsequent und setzte einem erweiterten Gedanken immer den nächsten Schritt nach.
Sicherlich ist der Aufhänger der Fortsetzung auch nicht ohne, er ist im Comicsinne sogar eine richtig gute Idee um Chev ins nächste Abenteuer zu jagen. Aber dieser Grundstein hat diesmal nicht das Potential des endlosen Rattenschwanzes von Teil 1, so dass sich die Erfinder der Geschichte genötigt sahen zusätzliche schräge Ideen einzubauen, die mit dem Grundszenario nichts zu tun hatten.
Und da liegt der Hund nun begraben. Genau an dieser Stelle wird aus lässigem Kult der verkrampfte Versuch ebenso schräg zu sein, wie der Vorgänger, vielleicht sogar der Wunsch Teil 1 in diesem Punkt zu toppen. Doch Fehlanzeige! Zwar kann man vielen der Ideen ihre Sympathie nicht absprechen, aber sie sind nicht kompatibel in die Geschichte integriert. Die Geschichte unterstellt sich den schrägen Ideen, sie sind nicht mehr dazugehörender Teil des Erzählten.
Ein Filmemacher des Popkornkinos muss sich jedoch an der Geschichte orientieren. Das ist eine Regel, die im modernen Kino häufig gebrochen wird, aber nur noch ein anspruchsloses Publikum in die Lichtspielhäuser lockt. Das Ergebnis ist der Knalleffekt, nicht mehr der Wunsch den Konsumenten etwas zu erzählen.
Komplett verkehrt wurde „Crank 2“ jedoch nicht angegangen. Der visuelle Stil des Erstlings wird beibehalten und arbeitet auch mit neuen Ideen. Leider darf Google schon wieder penetrant werben, das fanden viele in Teil 1 bereits cool, ich finde so etwas jedoch immer kontraproduktiv.
Man war bemüht viele Figuren des ersten Teiles wieder auftauchen zu lassen. Das zeigt die Liebe zu Teil 1, wird jedoch nicht immer auf die angenehme Art umgesetzt. Das skurrilste Wiedersehen gibt es gegen Ende, und da „Crank 2“ ein starkstromartiger Comicstrip ist, ist die dortige Übertreibung mit der Rückkehr eines alten Bekannten durchaus sympathisch zu nennen. Hier wird die Fortsetzung noch bekloppter als ohnehin schon und dem Darsteller sieht man die Spielfreude seines kurzen Gastauftrittes auch deutlich an.
Negativ fällt eine gefakete Rückkehr auf, die durch einen Zwillingsbruder erklärt wird. In einem solchen Moment macht „Crank 2“ den Eindruck man säße vor einer Endlos-Soap, in der nach Jahren wer Verstorbengeglaubtes auf mysteriöse Art zurückgekehrt ist. Nicht zu Unrecht wurde solche Drehbuch-Faulheit von „Loaded Weapon 1“ seinerzeit kritisiert und parodiert. Über ein Jahrzehnt später hat man es noch immer nicht begriffen. Und trotz deutlicher Augenzwinkerei in besagter „Rückkehr“ stößt die Einfallslosigkeit dieses Punktes sauer auf.
Zielpublikum dürfte letztendlich das unreife Publikum sein, welches Teil 1 fälschlicher Weise als cool betrachtet. Das erwachsene Publikum, das in Teil 1 noch willkommen geheißen wurde, wird in der Fortsetzung ausgegrenzt. Aus Produzentensicht ist das sicherlich nachvollziehbar, immerhin ist es das schnell zufriedenzustellende Publikum, welches das meiste Geld im Kino bei Fortsetzungen lässt. Warum sollte man auf das eher kritische Publikum setzen, dem es schwer recht zu machen ist? Das würde Mühe und Talent fordern.
In „Crank 2“ wurde einiges richtig angegangen, aber vieles verkehrt gemacht. Leider ist die Überdosis schräger Ideen ermüdend statt aufpuschend, weshalb das Werk auch als Hirnlos-Popkornprodukt in meinen Augen leider nicht funktioniert. Der unsinnige „Stirb langsam 4.0“ ist da schon unterhaltsamer. Der wie immer gut besetzte Jason Statham kann einiges rausreißen, aber auch er kann nicht gegen krampfhaften Kult und unsinnigen Wiederholungen, wie der öffentlichen Sexszene, ankommen. Der gute Mann ist ein Schauspieler und kein Zauberer. OFDb
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