09.01.2013

BOOGEYMAN - DER SCHWARZE MANN (2005)

Als Kind musste Tim mit ansehen, wie der Boogeyman nachts seinen Vater in den Schrank zog. Nach Jahren der Therapie haben die Ärzte Tim so weit, dass er glaubt sich die Umstände zurechtphantasiert zu haben, um das Verschwinden seines Vaters zu verarbeiten. Als junger Erwachsener betritt er das Haus seiner Kindheit, das er seitdem mied und muss feststellen, dass die Existenz des schwarzen Mannes keineswegs Einbildung war...

Überfall im Wandschrank...
 
Der Boogeyman geistert seit je her durchs Horror-Genre, und er wird immer wieder auf sehr unterschiedliche Weise verarbeitet. Der deutsche Regisseur Ulli Lommel drehte 1980 einen „Boogeyman“, der jedoch nur im Titel auftauchte. Pro 7 verarbeitete die mystische Figur kürzlich mit dem sehr peinlichen „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“, orientierte sich dort jedoch am Slaher-Genre. Grundsätzlich wäre dies nicht falsch gewesen, denn die berühmteste Variante arbeitete auf die selbe Weise. Von John Carpenters „Halloween” ist hier die Rede, wohl einer der spannendsten Horrorfilme überhaupt, der aus dem Boogeyman eine Art Schattenmann macht, in Gestalt eines aus der Psychiatrie ausgebrochenen Geisteskranken.

Stephen T. Kay drehte mit seinem „Boogeyman“ eine übernatürliche Variante. Der Boogeyman sollte das sein, was er von Kindheitsängsten her je war: ein übernatürliches Wesen, das in Schränken hockt und sich kleine Kinder holt (manchmal auch Erwachsene). Kay packt diese klassische Mischung in eine Geschichte zum Thema Nachtangst/Angst vor der Dunkelheit. Das war zu dieser Zeit keine Seltenheit. „Fear Of The Dark“, „They - Sie kommen“ und der Zahnfee-Horror „Der Fluch von Darkness Falls“ wählten sich diese Phobie ebenfalls zum Zentrum des Films, mal mit besserem, mal mit schlechterem Ergebnis.

„Boogeyman“ pendelt da so irgendwo in der Mitte. Ein schlechter Horrorfilm sieht anders aus, aber vom großen Wurf ist er ebenso weit entfernt. Dabei macht Kay vieles richtig. Die Eingangssequenz ist atmosphärisch, der Darsteller des groß gewordenen Tims wirkt bubenhaft, passt also zum nie erwachsen gewordenen Mann (die Angst betreffend). Auch der häufig unangenehm wirkende Plot mit den Visionen, das Hüpfen durch Zeiten und Räume hat der Mann gut im Griff. Logisch ist das nicht immer, aber dieser wirre Storyplot weckt Interesse und wird nie zu dominant eingesetzt.
Die Gruselwirkung des Streifens ist ein zweischneidiges Schwert. Zwar versucht Kay möglichst dauerhaft eine unheimliche Atmosphäre aufzubauen und nutzt dazu auch recht positiv das Spiel mit der Dunkelheit, das extrem aufpolierte Bild macht der Theorie jedoch einen Strich durch die Rechnung. Die Bilder wirken zu unecht, sind zu typisch Film der 2000er Zeit und lassen einen nie zu sehr ins Geschehen eintauchen. „Boogeyman“ bleibt in seiner Hochglanz-Optik im Bewusstsein ein Film und kann einem deshalb nicht genug Angst machen.

Da es zudem an echten Überraschungen mangelt (vieles, wie die Herkunft des kleinen Mädchens, ist vorhersehbar) und am Ende der spät zu sehende Boogeyman auch eine derbe Enttäuschung ist, bleibt das Ergebnis im Mittelmaß hängen. Gerade zu letzterem Punkt wäre handwerklich im Jahr 2005 bei einer Kinoproduktion, unter einem namhaften Produzenten, finanziell mehr möglich gewesen. Der schwarze Mann wirkt einem computeranimierten Zeichentrickfilm entsprungen. Sieht nicht nur zu künstlich und zweidimensional aus, sondern auch noch viel zu brav. Vielleicht ist dieses Ärgernis auch kulturell bedingt, in Amerika werden Horrorfilme schließlich auch schon von jungen Jugendlichen konsumiert. Auf einen Erwachsenen wirkt dieser Boogeyman jedoch eher wie Bubiman.

Da Kay aber manch nette Szene geglückt ist, es ab und an auch spannend und nie langweilig wird, und weil alles gerade so routiniert umgesetzt wurde, dass es zumindest nicht zu enttäuschen weiß, bleibt Kays Film dennoch ein sympathischer, kleiner Genrebeitrag für Tage, an denen man nichts besseres zu gucken hat. Auch wenn ich mir mehr erhofft hatte, so wusste der Film über seine gesamte Laufzeit doch immerhin naiv zu unterhalten.  OFDb

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