17.01.2013

EVILUTION - DIE BESTIE AUS DEM CYBERSPACE! (2001)

Programmier-Experten arbeiten unter Zeitdruck an einem neuen Computerspiel. Das Monster, das sie hierfür kreieren, findet jedoch einen Weg in die Realität...

Computerspiele sind böse...
 
Produzent Samuel Z. Arkoff konnte zum Zeitpunkt von „Evilution“ schon auf mindestens ein halbes Jahrhundert Filmerfahrung zurückschauen. Der Mann war ein Schundproduzent, vergleichbar mit Roger Corman (arbeitete auch hin und wieder mit ihm zusammen, z.B. bei „Teenage Caveman“), finanzierte mal netten Schund („Die Rache der schwarzen Spinne“) und mal schlechten Schund („Der Koloss“). Bis zu seinem Tod sollte sich an diesen Qualitätsunterschieden nichts ändern.

So war er beispielsweise an dem B-Film „Der Todesengel aus der Tiefe“ beteiligt, der für diese späte Schaffenszeit ein interessantes Ausnahmeprodukt auf dem Videomarkt war. Auf der Negativseite wäre der hier besprochene Horrorfilm zu erwähnen: „Evilution“. Diesen Streifen produzierte Samuel gleich mit Sohnemann gemeinsam, der somit bereits vor dem Tod des Vaters das Ruder übernahm. Ich weiß nicht wie hoch sein Einfluss an diesem Werk war, aber man bekommt den Eindruck, dass Lou der Qualität seines Herrn Papa treu bleibt.

Wie bereits erwähnt ist „Evilution“ ein eher schlechter Genrebeitrag geworden. Das ist bereits insofern ärgerlich, als dass mit „Evolver“, etwa ein Jahrzehnt zuvor, ein ähnliches Werk entstanden ist, welches trotz ähnlicher Defizite wesentlich unterhaltsamer und vor allen Dingen weniger peinlich umgesetzt wurde, als der Vergleichsfilm des Arkoff-Clans. Denn außer der Geschichte um einen Roboter (in „Evolver“ ein Computerspieleroboter, in „Evilution ein Roboteranzug, erweckt über ein Computerspiel), der zu streng und tödlich sein Spielprogramm verfolgt, haben beide Werke die Gemeinsamkeit, ihre trashige Story nicht glaubhaft umgesetzt zu bekommen.

Evolver“ hatte das Glück die bescheuerte Story mit langweiligen 08-15-Figuren zu erzählen, die es ermöglichten, dass der Schrott dennoch in unsere Welt übertragbar erzählt werden konnte (damit sicherlich vergleichbar mit Horrorfilmen wie „Shopping“ oder, um ein Beispiel außerhalb des Robotersubbereiches zu nennen, „Das Gehirn“). „Evilution“ will da etwas kreativer sein, präsentiert uns recht individuelle, da ungewöhnlich schräge, Charaktere, setzt diese aber in eine zuschauerfremde Umgebung eines Berufes ein, über den man relativ wenig weiß, und erwartet nun dennoch eine Identifikation innerhalb dieser kruden Story.

Vielleicht hätte dies sogar funktioniert, wenn die Figuren nicht alle auf so plumpe Art innovativ wären. Der so oft in Horrorfilmen auftauchende Part des Computerfreaks spielt erst zur zweiten Hälfte hin so, wie man es sonst kennt, nervt zuvor mit noch mehr Übertreibung im Spiel, als dies ohnehin schon bei dieser Art Charakter üblich ist. Seine Kollegen sind zum einen ein hyperintelligenter, manipulativer Programmierer und zum anderen ein wutanfälliger Arbeitskollege, der viel eher in den Catcherberuf passen würde (und sicherlich auch von da gecastet wurde).

Die Hauptfiguren erfahren eine normalere Charakterzeichnung, wirken aber auf andere Art unecht. Der männliche Part plappert fragwürdigste Ideologien vor sich hin (die den Gegenpart bilden zu den fragwürdigen Ansichten amerikanischer Kinderfilme) und ist mit diesen schneller als Schurke enttarnt, als vom Drehbuch gewollt. Der weibliche Part soll ein softes Persönchen sein, wirkt allerdings von Anfang an viel zu selbstbewusst, so dass aus einer halbwegs (!!!) sympathischen Person ein Arschloch wird, statt wie gewollt die Verwandlung vom Mauerblümchen zur sympathischen Selbstbewussten. Nun ja, spätestens wenn sie gegen Ende die selben Fragwürdigkeiten von sich lässt, wie ihr Gegenspieler, und man sich trotz Augenzwinkerei fragt, wie ernst dies nun gemeint sein soll, gehört diese Figur in die Tonne gekloppt.

Ein Unterhaltungswert im Bereich der Routine wäre trotz dieser erheblichen zwei Minuspunkte durchaus möglich gewesen. Allerdings machte „Evilution“ selbst dafür noch viel zu vieles falsch. Der Roboter schlägt zu spät zu (ohnehin dauert es viel zu lange, bis er überhaupt erwacht), die Goreeffekte sind nett, aber auch arg selten zu sichten (Bei einem so lahmen Film fragt man sich, warum der böse Freund der Heldin einen kurzen Gastauftritt absolviert, ohne ins Gras zu beißen. Okay, das ist überraschend und ungewöhnlich, aber wie schon bei den Charakteren wäre es in diesem Falle besser gewesen, ausgelatschten Pfaden zu folgen), und wie die Qualität der Computeranimation rund um das Spieleprogramm ist, muss ich wohl kaum noch erwähnen.

Es ist allerdings trotzdem eine Erwähnung wert, weil sich ein großer Teil der Geschichte darum dreht, dass Profis aus einem ungruseligen Spiel ein ganz grausiges, furchterregendes schaffen sollten, und man dann diese Kinderkacke präsentiert bekommt, die freilich genauso wenig Nervenkitzel verbreitet, wie der komplette Film, der nicht einmal den Hauch von Gruselgefühl erreicht. Neben den Goreeffekten wäre einzig der „Roboter“ selbst auf der positiven Seite zu nennen.

Wie erwähnt ist er nur eine Art Roboteranzug, der sich mit menschlichen Teilen ergänzt (wie und warum auch immer, selbst wenn man sich der im Film erwähnten, eigenen Logik als Zuschauer annehmen könnte, weist nichts darauf hin, warum der Computer auch dies kann, bzw. sogar Kabel von alleine wandern können). Aber das ist alles recht wenig.

Der Witz ist, dass mit stinknormalen Figuren eine längere Einleitung ohne Monster möglich, vielleicht sogar interessant, gewesen wäre. Doch die Freakshow, die man stattdessen zu sehen bekommt ist relativ ungenießbar. Für kurze Zeit sind sie sicher einen Hingucker wert. Da man aber nur charakterlich auf (derben) Humor setzt, ihn sonst aber nirgendwo sichten darf, ist das Spiel mit den ungewöhnlichen Figuren allerdings komplett für den Arsch. Hartgesottene sind spätestens dann abgeneigt, wenn sie sich die völlig idiotischen Dialoge anhören müssen, in denen man beispielsweise glauben soll, die ziemlich junge Heldin (Praktikantin) hätte eine große Erfahrung beim Spielen mit Pacman erlangt (klar, das war genau DAS Spiel für ihre Generation).

Wer einen Horrorfilm dieser Art gucken möchte, sollte zu „Evolver“ oder „Shopping“ greifen. Wer einmal etwas angenehmes von Arkoff sichten möchte, sollte „Der Todesengel aus der Tiefe“ gucken (auch wenn der Titel eher gegenteiliges vermuten lässt). Aber um „Evilution“ kann man ruhigen Gewissens einen weiten Bogen machen.  OFDb

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