Mary überlebt wie durch ein Wunder einen Autounfall, bei dem das
Fahrzeug von einer Brücke in einen Fluss stürzte. Nach dieser Tragödie
hält sie nichts mehr im Heimatort, und sie nimmt eine Stelle als
Organistin in einer Kirche in einer anderen Stadt an. Mary fühlt sich
seit ihrer Fahrt dorthin von einer unheimlichen Gestalt verfolgt. Und
manches Mal lässt ihr Gehör nach und ihre Mitmenschen scheinen sie nicht
wahrzunehmen. Weder die Hilfe des Pfarrers noch die des ortsansässigen
Arztes will Mary annehmen, stattdessen lässt sie sich auf einem
Trunkenbold ein...
Neuer Lebensabschnitt einer Wasserleiche...
„Tanz der toten Seelen“ gilt unter Cineasten als großer Klassiker des Grusel-Kinos. Ich kann diese Meinung leider nicht teilen, wüsste ich doch außer dem Mut zu einem solch experimentellen und surrealen Film nah der Groteske nicht was diesen Ruf rechtfertigen soll. Herk Harveys einziger Spielfilm ist gealtert und guckt sich längst nicht mehr so frisch wie mancher Evergreen, der ebenfalls den Stempel als großer Klassiker aufgedrückt bekommt. Der Final Twist ist vorhersehbar, ja wird dem Zuschauer sogar geradezu auf die Nase gedrückt und unheimlich ist die Wirkung des Streifens heute auch nicht mehr.
Das wäre alles nicht weiter wild, würde „Carnival Of Souls“ (Originaltitel) wenigstens auf nostalgischer Ebene funktionieren. Dummerweise weiß das Stück Grusel aber nicht einmal mehr zu unterhalten, spielt die Hauptrolle dafür doch viel zu schlecht und ist die Hintergrundmusik, die Großteils aus Orgelmusik besteht, doch penetrant nervig. Sie soll so schön verstörend wirken wie die Terrormusik von Kubricks „Shining“. Aber sie erreicht nicht deren Wirkung und macht das Sichten dieses Schwarz/Weiß-Movies zur reinen Tortur.
Ob das vorhersehbare Ende ein Zeichen unserer heutigen Zeit, Jahre nach „The Sixth Sense“ und seinen Nachfolgern ist, wage ich ebenso anzuzweifeln. Durch den Erfolg des zwei Jahre zuvor erschienenden „Psycho“ schien man wohl gerade motiviert zu sein mit überraschenden Wendungen am Schluss zu arbeiten. Ob der Zuschauer von damals nicht ebenso den Braten gerochen haben mag wie wir heutzutage, ist eine Frage, die den Menschen der 60er Jahre auf ein Niveau degradiert, das ich ihm nicht andichten möchte.
Mag sein dass das Medium Film sich mit solchen finalen Wendungen noch nicht so viel befasst hat, aber das damals viel wichtigere Medium des gedruckten Wortes wird gewiss schon so einige Publikationen im Gruselbereich serviert haben, die in ähnliche Richtungen gingen. Da braucht man den Zuschauer von einst nicht für völlig naiv halten, zumal eher umgekehrtes der Fall sein dürfte. Durch die höhere Bildung von einst dürfte der kultiviertere US-Mensch der 60er Jahre wohl ebenso schnell das Finale erraten haben wie der eher ungebildete Zuschauer von heute, der aus einer wesentlich naiveren Gesellschaft stammt als das Publikum, für das „Tanz der toten Seelen“ ursprünglich gedreht wurde.
Dass sich ein solch schlechtes Ergebnis auch nicht mit den Jahren entschuldigen lässt, die Harveys Werk mittlerweile auf dem Buckel hat, zeigt ein Blick auf solch gelungene Werke wie „Psycho“, „Die Dämonischen“ und „Bis das Blut gefriert“, alles große Werke selbiger Dekade, und alles Werke die heute noch ebenso zu wirken wissen wie einst. Ein Blick auf schlichtere Grusler wie „Das Haus auf dem Geisterhügel“ zeigt zudem, dass charmante Unterhaltung jenseits heutiger Gruselwirkung dennoch funktionieren kann. Mehr noch: dort funktioniert es auf schlichterer Ebene. Harvey reißt sich hier geradezu ein Bein aus, um mit ungewöhnlichen Mitteln ein Ziel zu verfehlen, welches mit simpleren und einfallsloseren Mitteln viel einfacher zu erreichen ist.
Natürlich ist es lobenswert, dass er so experimentell vorgegangen ist, aber dank der schrecklichen Musikuntermalung macht „Tanz der toten Seelen“ nicht einmal mehr als theoretisches Kunstfilmchen Spaß. Und das ist nun wirklich schade. Mit einigen kleinen Änderungen und einer anderen Besetzung in der Hauptrolle hätte man sicherlich einen tollen Psycho-Trip erschaffen können, der auch heute noch gefallen könnte. Am Beispiel des hier besprochenen Filmes merkt man jedoch auch, dass in seltenen Fällen Mainstream die bessere Lösung sein kann.
Die 1998 von Wes Craven produzierte Neuverfilmung ist anbei ebenfalls nicht zu empfehlen. Während das 62er Original nonstop zu nerven weiß, ist das Remake eine Schlaftablette hoch zehn. Somit sind beide Verfilmungen auf völlig unterschiedliche Art eine Enttäuschung. Das ist doch auch mal eine kleine Leistung. OFDb
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