06.03.2013

DAS GEHEIME FENSTER (2004)

Eines abends steht John Shooter vor der Tür des Autors Mort Rainey und beschuldigt ihn des Plagiats einer seiner Geschichten. Mort weiß dass die besagte Story von ihm selbst stammt und nimmt den Besucher nicht ernst. Das hat Folgen, denn John ist zu Gewalttaten bereit um sein Ziel zu erreichen...
 
Wenn die Spannung nur um die Ecke linst...
 
Stephen King schenkt seinen Hauptcharakteren des öfteren den Beruf, den er selber ausübt. „Sie“ wurde durch Kings enge Identifizierung mit der Rolle ein spannender Roman, dessen Verfilmung wohl zu den besten des Kingkinos zählen darf, eben wegen seines hohen Spannungsbogens. Bereits in der Verfilmung zu „Stark“ war der Spannungsbogen nicht mehr so intensiv, die Geschichte erfreute dafür aber mit einer kranken, individuellen Idee.

Nun bekommen wir wieder eine Verfilmung vorgesetzt, in denen der berühmte Schriftsteller sehr direkt seine eigenen Ängste verarbeiten konnte. Ich weiß nichts von der Qualität des Buches, und von einer Verfilmung kann man nicht auf die Printmedie schließen, sollten Buch und Film allerdings nah beieinander liegen, müsste man urteilen, dass die eigenen Ängste des von der Masse gefeierten Horrorautor-Gurus nicht mehr beim nichtschreibenden Publikum ankommen.

Was sich nämlich in keiner Sekunde auf den Zuschauer überträgt ist die Angst des Protagonisten (die zugegebener maßen auch erst recht spät einsetzt). Hierfür wirkt der mysteriöse Fremde nicht bedrohlich genug. Beweist er diesen Irrglauben mit seinen Bluttaten, wird damit aber nicht der Nervenkitzel entfacht. Da erlebt man als Cineast vielleicht kurz einen Überraschungsmoment, zu etwas spannendem wird die ganze Situation allerdings nicht, da der Anti-Held Mort nie konsequent und irgendwie nachvollziehbar handelt. Sein Handeln passt zwar zunächst gut zu seinem Charakter (passiv liegen bleiben, die Situation nicht ernst nehmen), später wundert man sich aber warum er so gelassen mit dem Tod seinen Hundes umgeht, erst recht, wenn der Täter später persönlich neben ihm steht. Man begreift nicht die Vertuschung der Leichen im Auto, oder warum er seine Frau beim Hinausgehen aus dem Haus nicht nach der wichtigen Zeitschrift fragt, und, und, und.

Dieses ominöse Verhalten ist später wichtig für die Auflösung, verrät allerdings auch zu früh, welcher Natur diese ist. Spätestens nach 45 Minuten dürfte der letzte wissen, wo der Hase lang läuft. Ein überraschender Schluss sieht anders aus. Erst recht zu heutigen Kinozeiten, in denen einem diese Art Finale recht häufig vorgesetzt wird.

Interessanter weise ist der von David Koepp inszenierte Film dennoch ein kurzweiliges Produkt. Es ist zwar nur routiniert spannend und überraschungsarm, das Einfangen der Bilder und die Leistungen der Schauspieler animieren aber dazu, bis zum Schluss dran zu bleiben. Der mit Talent gesegnete Turturro hat leider etwas wenig Screentime, der andere (blassere) Bösewicht, der Freund der zukünftigen Ex, ist aber immerhin eine interessante, wenn auch klischeelastige, Ergänzung. Natürlich fragt man sich nie wirklich wie schuldig er tatsächlich ist, immerhin errät man ja das Ende viel zu früh, aber er spielt, mit der dazu passenden Visage, einfach schön schurkisch.

Johnny Depp spielt auf dem ersten Blick zunächst einen Durchschnittscharakter. Das ist ungewohnt, ist er doch normalerweise auf Außenseiterrollen abonniert, wird aber wieder etwas grade gebogen durch sein Äußeres. Wenn schon nicht charakterlich, dann muss zumindest das Aussehen auf Freak schließen lassen. Das könnte man zwar negativ auslegen, aber warum sollte man dies bei dieser gelungenen Wirkung? Der Mann sieht völlig chaotisch aus, könnte genauso gut ein verwirrter Universitätsprofessor sein, und charakterliche Kleinigkeiten und von Depp gespielte Eigenarten machen aus dem Durchschnittstyp schnell eine sehr eigenständig wirkende Figur. Das Wort individuell würde wieder zu weit führen, davon ist Depps Rolle zu weit entfernt, aber er wird ein griffiger Protagonist, der einem nicht komplett egal ist.

Die Kulisse mit dem Häuschen im Wald ist stimmig. Hier kann der Film wenigstens ab und an mit leichtem Spannungsbogen trumpfen. Wer würde in dieser Gegend nachts schon gerne allein nach Hause kommen, wenn ein Psychopath einem gerade an den Kragen will? Schön wie sich in solchen Szenen das Unbehagen auf den Zuschauer überträgt, auch wenn es nur von kurzer Dauer ist. Die Kamera fängt passend dazu schöne Bilder ein. Bei der hier gewählten Landschaft ist dies sicherlich auch ein leichtes, bei Aufnahmen anderer Örtlichkeiten bleibt das Niveau der Fotografie jedoch gleich hoch. Man sollte es jetzt auch nicht zu überbewerten, wir erleben hier optisch gesehen keinen zweiten „Bis das Blut gefriert“, aber die Optik hilft einem dabei, über das etwas maue Drehbuch hinwegzusehen.

„Das geheime Fenster“ ist sicherlich kein Must-See-Movie geworden, als kleiner Film für einen netten Fernsehabend ist er allerdings recht brauchbar, so lange man seine Erwartungen nicht zu hoch schraubt.  OFDb

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