17.03.2013

ICH WERDE IMMER WISSEN, WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST (2006)

Als bei einem Streich ein Jugendlicher stirbt, können sich die verantwortlichen Teenager aus der Affäre ziehen. Doch ein Jahr später werden sie von wem bedroht, der die Wahrheit zu kennen scheint...
 
Alle wissen, was Du letzten Sommer getan hast...
 
Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ war zur Zeit der „Scream“-Welle der erste Nachfolger, der auf ähnlichen Pfaden wanderte und in dieser Zeit somit der erste, der den Teenagern auf ernste Art das bescheren wollte, was die Vorgeneration bis zur Mitte der 80er Jahre konsumierte.

Teil 1 war bereits Mittelmaß und feierte nur wegen seines schnellen Erscheinens Erfolge. Die schnell nachgereichte Fortsetzung blieb auf gleichem Niveau. Als die Slasherwelle begann abzuflauten, ließ man von der Idee ab einen dritten Teil der Reihe zu drehen. Dieser sollte erst Jahre später kommen und schaffte es in Deutschland lediglich zur Videopremiere.

An dem Rezept der ernsten Erzählart hielt man weiterhin fest. Beim Sichten von Teil 3 frage ich mich ernsthaft warum. Der Film ist eine ungewollte Parodie seiner selbst, dabei nicht einmal unsympathisch zu schauen, und das einzige was ihm im Weg steht, um richtig zu zünden, ist eine augenzwinkernde Umsetzung. Teil 3 baut keine Klischees ein, alles an dieser Fortsetzung ist bereits Klischee.

Kein Mensch mit gesundem Verstand kann mir erzählen, eine bedrohliche Botschaft sei angsteinflößender, wenn sie statt ein mal 50 mal per SMS geschickt wird. So etwas würde in „Scary Movie“ gehören, aber doch nicht in einem ernst gemeinten Genrebeitrag.

Dass gegen Ende fast jeder Unbeteiligte wusste, was passiert ist, oder dass wir eine Heldin haben, die keinerlei Verständnis für alle um sie herum an den Tag legt, von ihren Mitmenschen aber ständig Verständnis für ihre Taten fordert, sind weitere Punkte, die einen beim Zuschauen zum Schmunzeln bringen.

Wie so häufig im Teen-Horrorbereich sind die Jugendlichen auch wieder dumm wie Brot, was bereits mit der Ausgangssituation beginnt, in der vergessen wurde die Sicherheitsmaßnahme eines Schülerstreiches zu überprüfen, die lediglich darin bestanden, einem vom Haus springenden Skater Matratzen auf den Boden zu legen.

Wenn dann noch das Drehbuch Mist baut, in dem der Schreiber sich nicht in die Situation hineinversetzt, dass die Figuren das was wir sehen erleben und nicht wissen können, was der Zuschauer weiß, dann wird es richtig peinlich. So stellt sich beispielsweise die Frage, warum der Satz „Du könntest das nächste Opfer sein“ fällt, bevor es überhaupt ein erstes Opfer gibt.

Wenn sich der Film in seiner finalen Auflösung nun noch zu den Subgenre-Größen des 80er Jahre-Kinos gesellt, dann weiß man überhaupt nicht mehr, warum das ganze nicht eine Spur weniger ernst umgesetzt wurde. Ohnehin fragt man sich, warum dieser an sich gute Weg beschritten wurde, wenn am Ende dennoch ein endgültiger Schlussstrich gezogen wird, der den Kennern von "Vatertag" ein Deja Vu-Erlebnis bescheren wird.

Trotz dieser Belustigungen weiß „Ich werde immer wissen, was Du letzten Sommer getan hast“ zu gefallen, wenn auch nur als ganz kleines Licht in der Masse der Videoveröffentlichungen. Sylvain White weiß die Geschichte flott zu erzählen, ohne mit irgendetwas zu bremsen. Bei einem Film der zum dritten mal das selbe erzählt, in einem Subgenre wo das ohnehin stets der Fall ist, zu einer Zeit, in der es das besagte Subgenre schon recht lange gibt, kann man sich über diese Tatsache glücklich schätzen.

Der Drehbuchautor beging zum Glück nicht den Fehler, lediglich eine als Teil 3 getarnte Neuverfilmung zu inszenieren. Whites Film steht im Zusammenhang mit den Ereignissen der Teile 1 und 2, zunächst lediglich durch eine Randbemerkung a la „Final Destination 3“, im weiteren Verlauf aber dichter mit den Vorgängern verwoben, als es zunächst den Eindruck machte.

Die Darsteller sind o.k., alles keine Schauspielgrößen, aber dafür dass sie so dumme und theoretisch nervige Charaktere spielen, hauen sie einiges raus, so dass man in der Praxis eigentlich gar nicht genervt ist, sondern nur des öfteren die Augen verdreht. Damit hat diese kleine Popel-Fortsetzung auf Video der großen Kinoveröffentlichung der Neuverfilmung „Freitag der. 13.“ bereits einen der wichtigsten Punkte voraus.

Auch wenn es zur Zeit jeder Film dieser Art macht bzw. versucht, so sind es doch gerade der flotte Sound und das Spiel mit hektischen Bildern in den Ruhephasen, die einen Löwenanteil des flotten Sehvergnügens liefern. Das ist alles nicht neu, nicht einmal künstlerisch wertvoll umgesetzt, trotz alledem aber angenehm zu schauen. Der kühle Farbfilter hilft dabei zusätzlich.

Hier wurde nicht nur nicht das Genre neu erfunden, hier wälzt man sich derart im Klischee, dass es wundert hier eine solch ernste gemeinte und unfreiwillig komische Umsetzung zu erleben. Die lockere und kurzweilige Erzählweise lässt die großen Logiklücken und anderweitigen Defizite zwar nicht vergessen, sorgt aber dafür, dass Teil 3 schlussendlich mehr bietet als nur belustigenden Schrott.  OFDb

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