Wenn man über einen Film mit Nazi-Zombies weiß, dass er aus den frühen 80er Jahren stammt und unter der Regie von Jean Rollin entstanden ist, dann darf man über das magere Ergebnis von „Sumpf der lebenden Toten“ schon enttäuscht sein. Der gute Mann hat der Filmwelt sicherlich nicht nur gute Werke hinterlassen, was z.B. sein „Draculas Braut“ beweist. Aber nach dem sehr stimmigen 70er Jahre-Film „Pestizide - Stadt der Zombies“ hat man schon etwas stimmungsvolleres erwarten dürfen als das stümperhaft zusammengeschusterte Etwas das uns mit seinen Wasserleichen aus dem zweiten Weltkrieg erwartet.
Blickt man hinter die Kulissen wird einem einiges klar. Rollin übernahm die Regie von wem anders, der das Handtuch geschmissen hatte und von dem nicht ganz klar ist wer er war (Jess Franco wird von einigen Beteiligten der Produktion gern genannt, was dieser jedoch verneint haben soll) und drehte große Teile des Streifens ohne das Vorhandensein eines Drehbuches. Da versteht man im Nachhinein schon, warum sich „Zombie Lake“ (Alternativtitel) wie ein loses Stückwerk guckt, dessen Geschichte nur in den wenigsten Momenten Sinn und Zusammenhang ergibt.
Hier geht es um einen ominösen Fluch, den man vorhergesehen aber nicht verhindert hat. Dass die Toten wiederkehren würden ist kein Geheimnis sondern jedem im Dorf warum auch immer stets klar gewesen. Irgendwie sind die Untoten ans Wasser gebunden und attackieren willkürlich jeden der sich dem See nähert, sie kommen aber dennoch angeblich der Rache wegen zurück, mal länger das Wasser verlassend und innerhalb des Dorfes agierend, dann wiederum nur kurz tätig und dies nah am See. In der Gruppe darf Zombie-klassisch der Schlurfgang eingelegt werden, in Einzelaufnahmen darf sich ein Zombie aber auch mal recht agil bewegen. Stimmung kommt bei so viel Widerspruch nicht auf, und das Fehlen einer dichten Atmosphäre lässt einen nicht gnädig über die Baustelle aus Storyfragmenten hinwegsehen.
Zumindest sieht es recht toll aus wie die Untoten in der Gruppe dem Wasser entsteigen, allein schon weil einige von ihnen ihre putzigen Wehrmachtshelme tragen. Und auch ihr Schlendern auf dem Boden des Gewässers weiß optisch zu gefallen, eine Szene von der ich dachte sie würde (von dem mit einem Hai kämpfenden Zombie in „Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies“ einmal abgesehen) erstmals in „Fluch der Karibik“ angewendet werden. Rollin beweist damit schon in den 80er Jahren, dass Amando de Ossorios aus Kostengründen verworfene Idee aus „Das Geisterschiff der reitenden Leichen“ zu wirken weiß und verzuckert sie dem männlichen Publikum zusätzlich durch provokante Unterwasser-Nackedeiaufnahmen badender Damen, bei welchen auch Regionen des weiblichen Körpers ausgeleuchtet werden, die in nichtpornographischen Filmen in der Regel ausgeblendet werden.
Das ist die Art Pulp für die man als Fan des Genres eingeschaltet hat. Aber diese Momente sind rar gesät. An Land wirken die grün angemalten Monster dann auch nicht ganz so wirksam wie unter Wasser und der Nässe entsteigend. Wirklich ätzend sieht jedoch nur der am meisten gezeigte Zombie aus, der auch gleich für die erste Attacke zuständig ist, so dass sich recht früh Ernüchterung in der Erwartungshaltung des Zuschauers einschleicht. Die anderen Zombies haben zumindest einen leicht charmanten Touch, irgendwo zwischen unfreiwillig komischer Wirkung und schundig echter.
Aber spätestens wenn wir mit dem Auftauchen einer 12jährigen Tochter eines der damals Hingerichteten konfrontriert werden, geht es endgültig mit dem Horrorpart den Bach herunter. Dann erleben wir grausamen Vater-Tochter-Kitsch im Fahrwasser eines „Der Koloss von New York“, nur dass zu diesem eine solch warmherzige Idee passte ohne komplett infantil zu wirken, in die geschmackskranke Idee eines „See der Zombies“ (Alternativtitel) will das jedoch so gar nicht hinein passen. Da trifft kindgerechte Thematik auf überhaupt nicht kindgerechte, und zu allem Überfluss endet der komplette Plot in einer dämlichen Auflösung, die in ihrer simplen Art tatsächlich aus einem Kinderbuch hätte stammen können. Aua, tut das weh.
„The Lake of the Living Dead“ (Alternativtitel) ist kein Langeweiler a la „Oase der Zombies“ geworden, nervt aber auf andere Art ebenso stark und ist somit keine ernste Konkurrenz zu Wiederhorns „Schreckensmacht der Zombies“, der in der alten Zombiewelle der einzig halbwegs taugliche Einfall zum Thema Nazi-Zombies war. Erst in den 00er Jahren wurde uns in der zweiten Zombiewelle mit „Outpost - Zum Kämpfen geboren“ ein kompromisslos stimmiger Film zu dieser Thematik beschert. „Le lac des morts vivants“ (Originaltitel) schafft es nur in wenigen Aufnahmen solchen Werken gerecht zu werden. Die dümmliche, brüchige Umsetzung, Kindereien in der an sich geschmacklosen Pulp-Story und billig angepinselte Zombies, die nicht wissen wie sie sich bewegen sollen und warum sie auferstanden sind, lassen es nicht zu dass man diesen Film auch nur ansatzweise ernst nehmen könnte. OFDb
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