Wer glaubt bereits mit „Feuer, Eis und Dosenbier“ eine deutsche Komödie auf Dünnschiss-Niveau gesehen zu haben, der sollte bloß nicht „Kartoffelsalat“ sehen, eine Zombie-Komödie welche hauptsächlich die Idee aus „Die Nacht der lebenden Loser“ neu aufwärmt und in den Mittelpunkt ein paar gerade angesagte You Tube-Stars stellt. In einer sehr hektischen Umsetzung hagelt es Gags im Sekundentakt, die man meist aus prominenteren Filmen entliehen hat, und wie nicht anders zu erwarten wissen die meisten davon auch nicht zu zünden. Manche kommen zu gewollt daher und scheitern an der Umsetzung, andere sind selbst für eine zotige Komödie zu unterirdisch ausgefallen.
Als Produzent und Gaststar konnte man Otto Waalkes gewinnen, der selbst nichts von Humor über Grundschul-Niveau versteht, von daher passt sein Mitwirken ganz gut ins Konzept. Auch Jenny Elvers, Tobias Schenke, Martin Schneider und weitere Möchtegern-Stars sind mit Gastauftritten vertreten, so dass zumindest einem kleinen Publikumserfolg bei solch vielen bekannten Namen nichts im Weg steht.
„Kartoffelsalat" ist ein eigentlich zum Scheitern verurteiltes Konzept. Aber da er gar keine professionelle Komödie sein will, eigentlich nicht einmal ein wirklicher Film, geht das Konzept der Köpfe hinter dem Projekt halbwegs auf. Pates Film schaut sich wie ein Schülerprojekt, ein Stück selbstgedrehter Film den man Hobby-mäßig in der Freizeit mit ein paar Kumpels umgesetzt hat, und mit dieser Wirkung entfacht er einen Charme, der zwar nicht jeden Fehler und jede Peinlichkeit entschuldigt, das Werk aber zumindest für Freunde wilder Zoten erträglich macht, ja mehr sogar: unterhaltsam macht.
Die Darsteller sind gut aufgelegt, um mehr als einen Flachköpper an den nächsten zu reihen geht es ohnehin nicht, und so tut es gut dass der Streifen auch nicht länger als 80 Minuten ausgefallen ist. Damit verführt er den Freund derber Albernheiten zumindest nicht zum verfrühten Ausschalten. Dass sich das Endergebnis für einen deutschen Film mal wieder extremst Amerika-orientiert schaut, haben wir der Jugendkultur zu verdanken. Da das Zielpublikum aber ohnehin die You Tube-Generation sein soll, ist das auch gar nicht schlimm. Mit Blick auf das Zielpublikum darf ich sogar erstaunt darüber sein, dass auch ich mit meinen 40 Jahren meinen Spaß mit „Kartoffelsalat“ hatte, auch wenn ich in der Regel Nudelsalat bevorzuge.
Der größte Clou des Streifens ist es wohl, dass es den Verantwortlichen gelungen ist die deutsche Stimme des Walter White aus „Breaking Bad“ zu gewinnen, der Herrn Weiß spielen darf, den Vater des Helden, der rein zufällig Chemiker von Beruf ist. Dass man über diese Idee hinaus weitere Seitenhiebe auf die beliebte US-Serie abfeuert, steht Pate für das Problem des Streifens. Man wusste nicht wann es genug ist. Unsensibel wird alles abgefeuert was man an stumpfsinnigen Ideen zur Verfügung hat, und von subtiler Komik hat man ebenso wenig gehört wie von dem Motto „weniger ist mehr“.
Da „Kartoffelsalat“ aber ohnehin nur eine Party getarnt als Filmkomödie sein soll, reicht das dumpfe Rezept auch bereits um zum Ziel zu gelangen. Maulen tun da nur jene, die nicht begriffen haben was Pates Film sein möchte, und das sind dann die selben die auch an Helge Schneider-Filmen verzweifeln. Dessen Niveau wird nie erreicht, allein schon deshalb weil die Komik im Gegensatz zu „Texas“ und Co keinen intelligenten Hintergrund besitzen, aber für einen unschuldigen Schüler-Selbstdreh-Nonsens ist „Kartoffelsalat“ doch recht witzig ausgefallen. Und dass er so viele Fehler besitzt, macht ihn letztendlich sogar menschlich.
Wer Zoten und Albernheiten nichts abgewinnen kann, soll sich bloß fernhalten von diesem Film, der die Zombiefilmmode lediglich dafür nutzt sich auf einem abgedrehteren Szenario auszutoben als auf dem regulären Schulalltag. Horror-Fans werden also noch weniger Luftsprünge machen als im besagten „Die Nacht der lebenden Loser“, der bereits allerhand Zuschauer- und Kritikerschelte einstecken musste. Auf „Kartoffelsalat“ wird es erst recht Hass-Kommentare und Unverständnis hageln. Und auch als jemand der dem Streifen etwas abgewinnen konnte, komme ich nicht umhin zu sagen, dass er immer viel zu knapp an Peinlichkeiten und Nervereien vorbei schrammt als es gut für ihn wäre. Aber für die Generation von heute, die einem bei all der Überreizung durch zu viel mediale Begleitung innerhalb ihres Alltags leid tun kann, trifft er zumindest den richtigen Ton. OFDb
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