Es ist interessant Horrorlegende Vincent Price einmal in jüngeren Jahren zu Gesicht zu bekommen. Mit 35 Lenzen war der gute Mann sicherlich kein Jungspund mehr, aber einen Film aus den 40er Jahren habe ich mit ihm zuvor noch nie gesichtet, und es ist interessant zu sehen wieviel mehr ein älteres Gesicht von Vorteil sein kann wenn man den Schurken mimen soll. Price wirkt, keine Frage, aber längst nicht so gut wie in seinen späteren Werken. Dennoch weiß er auch hier gekonnt zu spielen, ist er im Gegensatz zu so vielen seiner späteren Rollen in „Schock!“ doch eher eine Art passiver Bösewicht. Er begeht die Taten, aber seine Geliebte treibt ihn dazu. Gewissensbisse und Mitleid halten ihn ab, bis er von seiner Holden bedrängt wird trotzdem gegen seine Natur zu handeln.
Dies ist ein Zusatzaspekt, welcher der ohnehin schon geglückten Geschichte den Rücken stärkt. Denn somit werden beide Seiten beleuchtet, sowohl die des Opfers als auch die des Täters. Wir leiden mit beiden Seiten mit, wenn mit Janet auch etwas mehr, zumal das Drehbuch das Mitgefühl zu der jungen Frau ungemein mit der Hintergrundgeschichte puscht, dass ihr Mann durch eine Kriegsgefangenschaft ganze zwei Jahre für tot gehalten wurde, und das Verbrechen von Cross dem jungen Glück nun ebenso im Wege steht wie die Therapie, die der Nervenarzt an seiner Patientin praktiziert, damit sie auch ja nicht ausplaudert was sie beobachtet hat.
Das Drehbuch arbeitet gekonnt heraus unter welchen Einflüssen sich die Methoden des obersten Arztes der Nervenheilanstalt ändern. Erst soll Janet vergessen, dann soll sie sich erinnern, da man ihr damit geistige Verwirrung nachweisen kann, und erst als sich auch die Polizei für die wahren Hintergründe des Todes von Frau Cross interessiert fordert die Geliebte den Doktor auf erneut zu morden, eine Forderung die Cross an seine Grenzen bringt und zu einem interessant inszenierten Finale führt.
Damit ist „Shock!“ (Originaltitel) definitiv auf der Gewinnerseite, wenn es um das Interesse des Zuschauers geht. So typisch 40er Jahre das Werk auch ausgefallen ist, die Geschichte, die rein von der Grundidee bereits ein Selbstläufer ist, weiß mit all ihren Zusatzideen auch heute noch zu wirken, und dank eines Vincent Price in der Schurkenrolle besitzt der Streifen zudem einen ebensolchen Zuschauermagneten, so dass man bis zum Ende des Filmes mit Janet und Cross zugleich mitbangen darf, in einem Horrorfilm in welchem sich Thrill und Drama die Waage halten. OFDb
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