Mag der Titel auch an diverse Kriminalfilme der harten Welle erinnern, die mit „Der Frosch mit der Maske“ 1959 ihren Anfang nahm, so ist „Das Rätsel der grünen Spinne“ doch trotzdem kein früher Mitläufer dieser Art Film. Hinter dem nach Wallace und Sohn klingenden Titel verbirgt sich die Geschäftsidee mit dem Genre Kriminalfilm den selben Reibach zu machen wie mit Komödien dieser Zeit, indem man dank der Musikindustrie gleich doppelt und dreifach am Produkt verdient, handelt es sich beim hier besprochenen Film doch um einen Musik-Krimi. Da die Gewichtung eher Richtung Musikmarketing als Richtung Mörderaulösung geht, bekommen wir auch gleich noch mehr Musik präsentiert als im „Hotel der toten Gäste“, bei dem ich mich bereits über zu viel Geträller beklagt habe.
Ich mag Filme mit Peter Alexander, selbst so manchen Roy Black-Film finde ich in Ordnung, aber ich schätze in den meisten derer Werke auch die vernünftige Gewichtung zwischen mal mehr und mal weniger zu ertragenem Gesang und dem Blick auf das filmische Werk. „Das Geheimnis der grünen Spinne“ schaut sich für mich lediglich wie ein überlanges Werbevideo für heute nicht mehr bekannte Stars (außer Bill Ramsey, dessen Part relativ klein gehalten wurde, kenne ich keinen der singenden und spielenden Akteure). Der Kriminalfall kommt viel zu kurz, zumal fast jedes Lied komplett laufen muss, anstatt dass es nur angespielt wird.
Das raubt dem Film die Möglichkeit zu einem wirksamen Spannungsaufbau und tauscht musikalische Auflockerung gegen nervige Dauerberieselung. Mit einigen der Songs konnte ich sympathisieren, ich musste mich also nicht durch einen Film quälender Musik durcharbeiten. Aber selbst mir als Freund übertrieben heiterer Schlager seiner Zeit war das hier Dargebotene zu viel, was sehr schade ist, da der zu kurz kommende Kriminalfall an sich recht interessant ausgefallen ist. Wie alle Fäden offensichtlich heimtückisch in die falsche Richtung laufen, weiß ebenso zu gefallen wie die überraschende Mörderauflösung, die sich wahrlich sehen lassen kann. Eine verspielte Ende-Schrift am Schluss übertrifft sogar Alfred Vohrers späte Buntfilmspielereien gleicher Art bei der Ende-Schriftsetzung seiner Wallace-Filme.
Auch die Trennung zwischen ungehobelter Journalist und altbackenem Kommissar weiß zu gefallen, eben auch weil der konservative Altherren-Kommissar, wie er auch noch zu Beginn in der Rialto-Wallace-Reihe eingesetzt wurde, weit mehr Sympathie für sich gewinnt, als man zuvor vermuten würde. Die weibliche Hauptrolle wird von einer Karin Dor-ähnlichen Frau verkörpert, die bei weitem weder an die Attraktivität noch an das Können des Bond-Girls heran reicht. Trotz allerhand weiblichem Personals gehört „Das Rätsel der grünen Spinne“ aber ohnehin dem männlichen Schauspielerpart, zumal das weibliche Geschlecht nur den zerbrechlichen Part verkörpern darf - was sehr schade ist, so verdächtig wie auch die Frauen in diesem Film wegkommen könnten.
Trotz diverser Pluspunkte, gerade im Bereich des Kriminalfilms, weiß Franz Marischkas zweiter von insgesamt 30 Langfilmen (u.a. „Sunshine Reggae auf Ibiza“ und „Liebesgrüße aus der Lederhose“) nicht zu gefallen, dafür ist er viel zu sehr Produzentenprodukt und interessiert sich viel zu wenig für den Unterhaltungswert für das Publikum. Zwar ist „Das Rätsel der grünen Spinne“ trotz ewiger Musikpassagen kein Langeweiler geworden, aber von einem interessanten Stoff kann man bei solch zeitlich reduzierter Krimihandlung nun auch nicht sprechen. Es ist schade um den an sich gelungenen und sympathisch besetzten Kriminalfall. OFDb
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