26.04.2018

PSYCHO COP (1989)

"Psycho Cop" gehört in der Kategorie des oft ohnehin nicht clever umgesetzten Slashers zu der besonders dümmlichen Variante. Während viele dieser Vertreter oft lustlos umgesetzt sind und sich damit zäh wie Kaugummi schauen, gehört der von Wallace Potts inszenierte Streifen zu der unterhaltsamen Variante, wenn auch nie aus den erhofften freiwilligen Gründen geerntet. Vielleicht handelt es sich deshalb auch um Potts einzige in der OFDb gelistete Regiearbeit, obwohl seine Inszenierung noch zu den geglücktesten Leistungen dieses Streifens zählt. Die darf immerhin verzweifelt immer wieder ein theoretisch gelungenes Feeling erreichen, stets einen möglichen Spannungsgehalt streifend, wenn nicht all die Faktoren dagegen arbeitend vorhanden wären, die "Mad Cop" (Alternativtitel) zu dem machen, was er schließlich geworden ist.

Die Musik unterstützt den nach dem ein Jahr zuvor erschienenen kleinen Erfolgsfilm "Maniac Cop" schielenden Streifen noch am ehesten. Zwar handelt es sich während der ereignisreicheren Szenen um wirres Geklimper und im ruhigen Bereich um spannungsgeladenes 08/15-Klischee, aber es weiß die simpel gesetzten Kamerawinkel des beobachtenden Psychopathen im klassischen Setting eines Waldes und manch andere theoretisch gelungenen Szenarien passend zu untermalen, eben weil die Rezeptur theoretisch geradezu klassisch ausgefallen ist. Ende der 80er Jahre wusste man aber scheinbar nicht mehr was die Welle der Slasher Anfang der 80er Jahre ausgelöst hat, denn so gut funktionieren wie ein "Die Forke des Todes" und "Freitag der 13.", geschweige denn so wunderbar rund laufen wie die Vergleichsfilme um Zombiecop Matt Cordell, will der brav die Regeln einhaltende "Psycho Cop" nicht, der viel sturer auf ernster Beitrag setzt als solch positive Überraschungen Mitte der 80er Jahre wie "Die Horror-Party", die aber bereits augenzwinkernd mit dem Sub-Genre dem sie angehörten ins Gericht zogen.

Während die meisten geglückten Vertreter dieser Art Film oft eine gewisse Raffinesse besaßen, kommt "Psycho Cop" arg stumpf daher, so dass das mangelnde Schauspieltalent der Darsteller der arg nervigen und dämlichen Teenager (eigentlich ein Stammrezept, welches auch viele geglückten Slasher besaßen) diesmal besonders übel auffällt und das Dargebotene derart lächerlich wirken lässt, dass es ein Fest ist dabei zuzusehen. Robert R. Shafer als psychopatischer Gesetzeshüter kommt noch am besten weg, und selbst der kaspert eher wie eine Parodie auf einen Slasherschurken vor sich hin, zieht Grimassen und sagt mit weit aufgerissenen Augen, frei jedweder Mystik oder Bedrohlichkeit, brav die dümmlichen Oneliner nach jedem begangenen Mord auf, die seit Freddy und Chuckly zur Pflicht des Genres gehörten und auch bessere spätere Vertreter des Slashers, wie "Vatertag", ins Schwanken brachten.

Den wahren Todesstoß zur lächerlichen Nummer versetzt "Psycho Cop" jedoch das völlig unsinnige Drehbuch, welches Potts allerdings selbst verfasst hat, so dass seine solide Inszenierung somit von ihm selbst zerstört wird. Das nenne ich doch mal Gerechtigkeit, oder die Ironie der eigenen Dummheit. Wenn man das Drehbuch kritisieren will, weiß man gar nicht wo man anfangen soll. Das Setting einer Villa im Wald, die weder zum Lebensstil der nervigen Teenager gehören will, noch zu deren Finanzstatus, ist bereits lächerlich gewählt und weit weniger atmosphärisch ausgefallen als die klassische Hütte im Wald. Die Villa erklärt sich jedoch ebenso wenig wie jegliche Motivation des Psycho Cops, von dem man als Satanist nicht weiß warum gerade diese Clique nun zum herbeigesehnten Opfer wird und von dem man bis zum Schluss auch nicht erfährt was an den Taten tatsächlich satanistisch sein soll und warum der Durchgeknallte überhaupt derart auf Teufelsanbetung (die nie stattfindet) abfährt. Um Erklärungsansätze ist man ganz grob bemüht, ebenso um welche, die klar machen sollen wie es ein aus der Nervenheilanstalt ausgebrochener Wahnsinniger überhaupt in den Polizeidienst schaffen konnte, aber hierbei erweist sich das Drehbuch um keinesfalls klüger als in seinen anderen Bereichen.

So schert sich der Autor beispielsweise keinesfalls darum was der im Zentrum stehende Psychopath in welcher Zeit alles bewerkstelligen kann oder nicht. Räumliche Abstände zwischen einzelnen Auftritten setzen physische Möglichkeiten außer Kraft, am deutlichsten zu bemerken in jener Szene, in welcher das Auto gerade noch rechtzeitig mit doch recht ordentlichem Abstand zum Verfolger davon fährt, nur damit der Irre plötzlich eine Szene weiter auf dem Autodach sitzt. Stets taucht der an sich menschliche Psychopath übermenschlich an Stellen auf, die er nie hätte erreichen können, oder bringt Leichen in Position auf seinen selbstgeschnitzten Kreuzen, obwohl er in den letzten Stunden pausenlos damit beschäftigt war seinen Opfern aufzulauern, und dies unentdeckt, ungeschützt im Nirgendwo stehend, als sei er unsichtbar. Vielleicht verleiht ihm sein Bund mit Satan aber auch tatsächlich übermenschliche Kräfte, denn was dieser Typ im Finale alles aushält, um am Ende doch nicht tot zu sein (was wir bereits hier und nicht erst in "Psycho Cop 2" erfahren), will so gar keinen irdischen Gesetzen entsprechen. Allerdings ergeht es den Möglichkeiten seines männlichen Gegners nicht anders, der es durch bloße Armkraft schafft einen Baumstamm aus fünf Meter Entfernung mitten durch den Oberkörper des Schurken zu werfen, so als sei dessen Haut aus Papier.

Meine liebsten Unsinnigkeiten erhält der Streifen jedoch durch sein Unvermögen eine Handlung von 30 Minuten auf 90 zu pumpen. Das einzige was Potts einfällt, um "Psycho Cop" auf die typische Laufzeit zu bringen, ist das ständige Strecken mittels Suchen verlorener Dinge oder Menschen. Kurz nach dem ersten Drittel fällt dies besonders extrem auf, wenn drei einander folgende Handlungen daraus bestehen verloren gegangene Gegenstände zu suchen. So sucht einer der Protagonisten erst einmal mit sich allein redend im Garten seine Zahnbürste (die er nach eigener Aussage später im Abfall findet), ein anderer sucht verärgert seine Turnschuhe, die sich, wie sich später herausstellt, sein Kumpel ausgeborgt hat, um besagte Zahnbürste zu suchen. Ich weiß nicht warum jemand die Schweißquanten seines Kumpels anziehen sollte, weder die Übereinstimmung der Größe noch das Sichwohlfühlen in Fremdschuhen dürfte zur Alltäglichkeit gehören, aber andererseits reden wir hier von solch übelst ätzenden Teenagern, die sich  für ein aufregendes Wochenende in einer Villa im Wald kulinarisch mit selbst mitgebrachter Suppe versorgen (welche freilich vom weiblichen Teil der Gruppe zubereitet werden darf). Wie aufregend!

Wie auch immer, ein weiteres Mitglied der Gruppe sucht kurz darauf (ebenfalls mit sich selbst redend) draußen seine Handtasche, was sich aber immerhin später als Tat des Psychopathen entpuppt, der absichtlich Verwirrspielchen mit den Jugendlichen durchzieht. Freilich müsste er in der Perfektion wie hier nach und nach angewandt dafür perfekt hören und vorhersehen können was die Bande so alles treibt, aber wer hinterfragt inmitten von Unsinn noch die Logik in solch weiter reichenden Bereichen?! Auch das kurz darauf folgende Verschwinden der Bierdosen geht auf seine Kappe, was jedoch eine List des Psychobullen ist und zur ersten Leiche innerhalb der eingeführten Gruppe führt (drei weitere gingen im Laufe der Handlung dieser voraus). Von nun an sucht man eher Menschen anstatt Gegenstände, und stets ist man als Zuschauer hin und her gerissen ob man bei der diesbezüglich gespaltenen Gruppe jene für besonders bescheuert halten soll, die trotz der langsamen Dezimierung der Gruppe und der vielen Zufälle noch immer glaubt alles sei in Ordnung, oder doch eher die noch unsympathischer ausgefallenen zwei Spießerhelden für unsinniger hält, die hinter jeder Harmlosigkeit gleich einen Grund vermuten die Polizei zu rufen und das Finalgeschehen allein aufgrund einer nicht bewiesenen, völlig realitätsfernen Theorie beschleunigen, die sich nur durch den Einfluss eines ebenso unsinnigen Drehbuchs rein zufällig als richtig erweist.

Das ergibt insgesamt einen recht unterhaltsamen Schwachsinnsfilm, der trotz ständigem Laufens auf der Stelle und Drehens im Kreise, und obwohl er aus der Prämisse, dass der Killer ein Polizist ist, kaum etwas herauszuholen weiß, nie langweilig werden will, zumindest für jene Art Filmfreund, die mit solchen Banalitäten unfreiwillig komisch zu belustigen sind. Der weniger für solchen Humor anfällige Horror-Fan wird freilich nur dann Gefallen an dem Werk finden, wenn er dumm genug ist die Unsinnigkeiten des Streifens nicht zu erkennen, oder tolerant genug ist diese gütigst zu übersehen. Vielleicht funktioniert auch dann das gelegentliche Auftauchen von Suspense, die mir wie erwähnt zu theoretisch erschien. Der Bodycount hingegen ist recht gering gehalten, und die meisten Morde sind arg blutarm ausgefallen, was wieder gegen einen sympathischen Streifen für Stammzuschauer des Horrorgenres spricht. Ich freue mich auf jeden Fall mittlerweile tierisch auf ein Sichten der Fortsetzung, gehörte diese in meinen damals jungen Zeiten des Filmesammelns zu meinen gern gesehenen ersten Errungenschaften auf VHS, und da ich weiß wie schlecht seinerzeit mein Filmgeschmack war, wie stark geschnitten die von mir gekannte Version war und dass Potts diese nicht mehr geschrieben und inszeniert hat, ist tatsächlich alles und nichts zugleich möglich.  OFDb

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