31.07.2018

CLEVER UND SMART - IN GEHEIMER MISSION (2014)

Während der Zeitreiseschrank-Film "Die verrückten Abenteuer von Clever und Smart" und der Spielfilm "Mortadelo y Filemón. Misión: Salvar la Tierra", welcher die bei uns durch eine Synchronisation von Erkan und Stefan zerstörte Komödie "Clever und Smart" fortsetzte, bis heute nicht in Deutschland auf DVD erschienen sind, schaffte es zumindest "Clever und Smart - In geheimer Mission" in die Kaufhäuser und Sammlungen unseres Landes. Präsentiert wird mit diesem Film eine Computeranimationsversion der zugrundeliegenden Comicheft-Reihe von F. Ibáñez, und auch wenn diese Veränderung des Zeichenstils erst einmal nach einer zu starken Verfremdung der liebgewonnenen Comiccharaktere klingt, so steht der von Javier Fressner" inszenierte Trickfilm den Comicheften doch wesentlich näher als der Zeichentrickfilm aus den 70er Jahren und die Cartoon-Serie "Clever und Smart" aus den 90er Jahren.

Nicht nur dass in "Mortadelo y Filemón contra Jimmy el Cachondo" (Originaltitel) alle Stammcharaktere, von Fräulein Ophelia, über Mister L, bishin zu Dr. Bakterius und Fräulein Tussy mit an Bord sind (inklusive des nur gelegentlich auftauchenden kleinen, blinden Mannes), der ganze Film atmet die Luft eines typischen Clever und Smart-Abenteuers aus den Printmedien. Der Fall inklusive Auflösung und Schluss-Gag könnte tatsächlich so eins zu eins aus einem der Comichefte stammen, Freds Verwandlungen und Jeffs Beulen, die beide von Bild zu Bild kommen und gehen, bleiben dem Stil der Vorlage treu, und ebenso wie das Original so hält auch dieser moderne Zeichentrickfilm allerhand belanglose im Hintergrund laufende Skurrilitäten bereit, zur Anreicherung der Gag-Quote. Das trifft nicht immer ins Schwarze, wertet den Film aber allein schon wegen seiner Orientierung an den Stil des Zeichners und Autors F. Ibáñez auf. Schräge Ideen, wie der schlafende Hahn, der genervt einen Wecker ausschaltet, der mit Hahnweckruf funktioniert, bereichern den Streifen meiner Meinung nach jedoch auch humoristisch.

Während die bisherigen Zeichentrick-Gehversuche eher von schlichter, fast schon enttäuschender, Animation geprägt waren, ist der Zeichenstil der hier besprochenen Trickfilm-Komödie ein wahrer Augenschmaus, lehnte man den Zeichenstil doch nicht nur optisch, sondern auch bezogen auf die abgedrehte Komik und dem völlig chaotischen Tempo der Comichefte an, und so steht uns ein toll anzuschauender Wahnsinnstrip bevor, für den man 90 Minuten lang geschaffen sein muss, um ihn in seiner fast schon penetrant schrillen Art durchstehen zu können. Deswegen ist es fast schon hilfreich mit den Comics aufgewachsen zu sein, um vorbereitet zu sein was einem bevorsteht. Mir persönlich hat ganz besonders die Animation des Gegenspielers gefallen, der mit seinen ewig a-symmetrisch herumkullernden Pupillen wie ein zu Fleisch gewordener Comic-Psycho wirkt. Anbei ist auch die deutsche Synchronisation gelungen, gerade mit Blick auf den 15 Jahre lang haftierten Schurken, dessen Stimme immer dann zu Lacherfolgen wird, wenn er durch die Spritzen von Dr. Bakterius wieder zahm und lammfromm geworden ist. Ich hätte mir zwar gern wieder Karl Dall als Stimme von Fred Clever gewünscht, aber da Jeff Smart im Vergleich den Mehrwert des Filmes ausmacht, ist das auch nicht weiter schlimm zu nennen.

An den typischen Zutaten mangelt es nicht. Die meisten Witze gehen auf Kosten der Gesundheit von irgendwem, und die Nase vorn hat diesbezüglich freilich unfreiwillig Jeff Smart. Diesbezüglich stimmt nicht nur das Gespür für Timing, damit solche Flachwitze tatsächlich ziehen, es gelingt den Autoren sogar aufgrund technischer Raffinessen und Choreographien, dass die Unfälle zu wahren Hinguckern werden und dementsprechend weit weniger schlicht ausgefallen sind als die typischen explodierenden Bomben und Dynamitstangen oder die fallenden Tresore aus den Comics. Freilich dürfen aber auch diese ebenfalls nicht fehlen. An sich gibt es also nichts zu meckern. Schon die Comics waren keine Königsübung ihrer Gattung, deswegen erwartet man von einer Trickfilmversion der Abenteuer um Clever und Smart ohnehin nicht all zu viel. Deswegen bin ich bei einem gerade einmal unterhaltsamen Ergebnis so positiv überrascht von "Mortadelo and Filemon: Mission Implausible" (Alternativtitel). Einzig die unsympathische, zu Anfang gezeigte Traumsequenz Jeff Smarts ist für meinen Geschmack viel zu lang ausgefallen. Die parallelen Sequenzen zurück in der Realität entschädigen jedoch recht gut für diese unnötige Phase, nach welcher alles glücklicher Weise wesentlich besser weiter geht.  OFDb

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