02.03.2019

FROSTBITER - DER FLUCH DES WENDIGO (1995)

Die Werke der Filmfirma Troma schwanken qualitativ stets arg hin und her, von überdreht peinlichem Nonsens bis hin zu sehr spaßiger Extremfilme ist in ihrem Sortiment alles vertreten, und besonders interessant wird das Reinschnuppern für mich persönlich immer dann, wenn sie einen nicht selbst produzierten Film aufgekauft haben, dann wird es meist besonders experimentell. So auch im hier besprochenen "Frostbiter", der ebenso wie "Wendigo - Blutige Wälder" auf einem Comic um den Dämon Wendigo beruht, dessen Inhalt ich nicht kenne. "Frostbiter" und "Wendigo" gehen inhaltlich weit auseinander, so dass man durch beide Filme keinen Einblick in die Geschichte der Printvorlage erhält.

Für das Fertigstellen von "Frostbiter" schien man so gut wie kein Geld zur Verfügung zu haben, ist er doch auf Amateurfilm-Niveau umgesetzt und in eine ungewöhnliche Optik getaucht, die durch die auf DVD gepresste VHS-Qualität um so fremdartiger wirkt. Wer "The Child" kennt, könnte ihn als Vergleich für die sich fremdartig anfühlende Billig-Optik heranziehen. Im Gegensatz zu frühen Werken von Schnaas und allen Werken von Ittenbach, versuchte man beim Einsatz von Spezialeffekten auf Billigkurs so gut wie möglich zu arbeiten. Und im Gegensatz zu eben erwähnten unsympathisch hingerotzten deutschen Amateurfilmen dieser Zeit setzte man zudem nicht einzig auf Blut und Gedärme, sondern versuchte charmante und innovative Monsterattacken zu kreieren. Ganz offensichtlich orientiert an "Tanz der Teufel 2", was auch ein in der Hütte hängendes Filmplakat zu diesem Werk untermauert, ist eine preiswerte Fan-Variante entstanden, eigenständig genug um nicht vollends als Plagiat zu wirken, verehrend genug um den Bezug nicht übersehen zu können.

"Frostbiter - Der Fluch des Wendigo" ist eher bemüht als erfolgreich in seinem Anliegen, es braucht also nicht verwundern dass allerhand Genre-Fans im Netz auf ihn schimpfen, ist sein Stil doch arg gewöhnungsbedürftig ausgefallen und dürfte nur bei einem engagierten und vor allen Dingen empathischen Publikum ankommen. Tom Chaneys einzige Regiearbeit ist bei weitem kein guter Film geworden, charmant ist er auf seine verschrobene Billigart irgendwie aber dann doch ausgefallen. Die nicht schaupielern könnenden Darsteller sind engagiert und mit Spasß an der Backe dabei. Ungewöhnliche Gestalten, wie ein dämonisches Chili, sorgen für ordentlich Zunder innerhalb einer Geschichte ohne echten roten Faden, ruckeligem Tempo und nicht zu erkennender Logik. Und selbst Aufnahmen, wie die herrlich offensichtlich im Studio aufgenommene Szene mit der Heldin, die mit einem wahnwitzigen Piloten im Flugzeug durch einen Schneesturm fliegt, weiß Sympathie zu ernten, eben weil sie die Studiokulisse nicht wirklich verheimlicht, oder weil man dies nicht konnte. Man kann in diesem Film nie sicher sein ob etwas absichtlich misslingt oder ob echtes Unvermögen im Spiel war.

Im Finale dürfen wir noch rucklig animierter Stop Motion beiwohnen, die auf Amateurfilm-Niveau jedoch mühevoll zu nennen ist, ein wunderbares Beispiel zum Erkennen des Engagements, welches gut getarnt nur für aufmerksame Zuschauer aufblitzt, die auch hinter die Fassaden eines solchen Filmes durchblicken können. Wo andere verwöhnt darüber schimpfen nicht das vorgesetzt bekommen zu haben, was ihren Erwartungen entspricht, da kann ein Cineast der Herausforderung beweisen wie gut er sich auf ungewöhnliche, entfremdet wirkende Stoffe einlassen kann, eben nicht das sichtend wie erwartet, sondern herausfindend was dem Filmemacher vorgeschwebt haben mag. So herangegangen kann man freilich trotzdem zu dem Urteil kommen, dass "Frostbiter - Wrath of the Wendigo" (Originaltitel) vollkommene Zeitverschwendung ist. Aber dann hat man es zumindest im Gegensatz zum verwöhnten Publikum auch versucht. Ich mag "Frostbiter" ohne in ihm einen geglückten Film zu sehen, und freue mich aufgrund seines kruden Ergebnisses ihn in meiner Sammlung zu haben. Schade ist lediglich dass die Verantwortlichen deutscher Tromaprodukte stets auf beschissene Synchronisationen setzen. Wie so oft, so macht die Deutschvertonung es auch hier schwierig sich gut auf den Film einlassen zu können.  OFDb

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