03.03.2019

WENDIGO - BLUTIGE WÄLDER (2001)

Der Wendigo ist laut einer indianischen Legende ein übernatürliches Wesen, welches später in einem Comic zu einem Rachedämon umfunktioniert wurde, auf welchem zwei völlig unterschiedliche Verfilmungen beruhen. Die eine heißt "Frostbiter", die andere, später gefolgte, ist der hier besprochene "Wendigo - Blutige Wälder". Unabhängig vom Comic beschäftigten sich diverse TV-Mystery-Serien mit dem unheimlichen Wesen, und 1978 gab es bereits einen Spielfilm von Paul Kener zu dem Thema. Was die hier besprochene Verfilmung betrifft: die meisten Zuschauer werden mit der falschen Erwartungshaltung an den Film herangegangen sein, ich anbei auch, handelt es sich doch keineswegs um einen Monster- oder Spukfilm, sondern stattdessen um ein recht sachlich vorgetragenes Familiendrama mit leicht übernatürlichem Touch. Dieser findet bis auf eine kurze Ausnahme jedoch erst zum Ende hin statt und bleibt selbst dann Interpretationssache.

Dementsprechend kann man sich vorstellen, wie besagter Beititel "Blutige Wälder" so gar nicht zum vorliegenden Produkt passen will. Ursprünglich kam der Film auch hier in Deutschland lediglich als "Wendigo" heraus. Später erfuhr er noch den Alternativtitel "Wendigo - Dem Bösen geweiht". Die gar nicht so aufregende Geschichte ist an sich recht ordentlich inszeniert. Der Nachbar weiß tatsächlich eine Gefahr auszustrahlen, eben weil er eine natürliche Bedrohung ist, die vom Drehbuch nicht übertrieben wurde. Der Familienvater ist ein Normalo, dem Prügeln fremd ist, das Kind noch zu klein um sich zu wehren, die Frau ist wie ihr Mann. Dessen Besetzung macht viel an der Wirkung von "Wendigo" aus, dessen sich "The Last Winter"-Regisseur Larry Fessenden scheinbar bewusst war, so treffsicher wie eine unerwartete, dramatische Wendung auf den Zuschauer zu wirken weiß. Dieser Mann strahlt ganz automatisch eine Sympathie aus, Sohn und Mutter bleiben trotz brauchbarer Besetzung blass, zumal ihnen das Drehbuch keine echten Chancen zuspielt sich beweisen zu können.

So erleben wir letztendlich einen Film eines sich hoch schaukelnden Nachbarschaftsstreits zwischen Pazifist und aggressiven Jäger, einige Zeit damit spielend ob dem Nachbarn tatsächlich üble Taten zuzutrauen sind, was sich im Kopf des Protagonisten und Zuschauers immer mehr in Überzeugung manifestiert ohne dafür Beweise zu haben und schließlich in einem Ausbruch endet, der uns die Antwort darauf gibt. Thriller stößt auf Drama, und der kleine Spritzer Übernatürliches, der nicht zum Gruseln eingesetzt wird, sondern ebenfalls für den dramatischen Aspekt des Stoffes, bietet nicht gerade das, was der Horrorstammzuschauer sich vom Film erhofft haben dürfte. Aber selbst wenn man beim Sichten umschwenken kann und dem Werk auf jener Basis eine Chance gibt, auf die er funktionieren möchte, ist lediglich ein seichtes, nicht nennenswertes Filmchen bei herum gekommen, welches man sich zwar ohne nennenswerte Längen ansehen kann, das aber so wenig Eindruck hinterlässt, dass es schnell vergessen sein dürfte.  OFDb

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