02.03.2019

YOU'RE NEXT (2011)

"You're Next" ist reine Home Invasion, die teilweise arg stark an den Erfolgsfilm "The Strangers" erinnert, von dem ich seiner Zeit nicht sonderlich angetan war. Drei Jahre nach diesem erschienen, guckt sich das Werk von Thriller-Spezialist Adam Wingard auch gleich um einiges flüssiger. In Sachen Härte greift der Regisseur auf den Schwerpunkt seines Langfilm-Debuts "Home Sick" zurück, bedient sich aber auch an seiner Thrillerbegabung, die er zuletzt für Netflix mit "Death Note" unter Beweis stellen konnte. Zu seinen berühmteren Werken gehören die ersten beiden "V/H/S"-Filme, für die er je ein Kapitel übernommen hat und den recht mittelmäßig ausgefallenem "Blair Witch", der an die ersten beiden Teile um die Hexe von Blair nicht heran reicht. Der Mix aus funktionierendem Thriller und harten Goreszenen weiß in seiner Gewichtung hier ebenso zu gefallen wie der Mix aus Home Invasion und Rachefilm. Es weht somit auch ein Hauch "I Spit on Your Grave" mit.

Dieses Remake erschien gerade einmal ein Jahr vor "You're Next", und dafür dass er auf jeden fahrenden Erfolgszug der letzten Jahre aufspringt ist dieser kleine, dreckige Bastard von Rache-Thriller überraschend gut gelungen, fehlt es ihm doch weder an Tempo, Spannungsbogen, noch an interessant gestalteten Charakteren. Wingard spielt gekonnt mit der Meinungsbildung des Zuschauers was diese betrifft, und allein dafür gebührt ihm bereits ein Lob. Es jedoch zu schaffen die Angreifer derart leiden zu lassen unter der gnadenlosen Verteidigung einer zierlichen Frau, ohne, wie es vielen anderen passiert wäre, in den Bereich der (unfreiwilligen) Komik abzurutschen, ist eine wahre Glanzleistung an diesem Streifen, der zwar sehr wohl weiß augenzwinkernder Popkorn-Spaß zu sein, aber eben nie tatsächliche Lustigkeit streift. Entsprechend der Härte, mit welcher die Heldin vorgeht, passt auch die aus "Night of the Intruder" entliehene Schlusspointe, die dort zu konstruiert eingebracht wurde, hier hingegen jedoch nicht so eindeutig erscheint wie dort.

Wer hier nach Logik sucht ist im falschen Film. "You're Next" will einfach harte Horrorunterhaltung sein, stilistisch gut inszeniert, aber weder tiefgehend noch rational erzählt. Wo ein "Eden Lake" noch versuchte realistisch herüber zu kommen, da ist Wingards Werk definitiv eine Art Comicstrip, dem es bewusst stark um seine harten Effekte geht, im Gegensatz zu vielen Werken gleicher Ziele damit aber nicht abstumpft, eben weil wie erwähnt Charaktere interessant herausgearbeitet werden und der Spannungsbogen stimmt, ohne gleich zum Nerven kitzelnden Thrill zu werden. Dass die Angreifer treudoofe Schafsmasken tragen, mit denen sie sowohl als Angreifer zu wirken wissen, als auch als leidende Opfer, beweist noch mal die subtile Lustigkeit des ernst erzählten Filmes. Diverse Zitate berühmter Horrorfilme verweisen zudem darauf, dass scheinbar Genrefans am Werk waren. Bei all dem Mist den solche sonst oft verzapfen, tut es gut mit "You're Next", dessen Titel nach Sichten des Streifens durchaus verspielt erscheint, eine professionelle Produktion gesichtet zu haben.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Der hat mir damals auch überraschend gut gefallen. Obwohl er doch sehr oft völlig generisch erzählt ist, bietet der Film ein zwei innovative Momente. Die haben dann wohl im Endeffekt den positiven Eindruck hinterlassen.

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