18.10.2019

LIEBE IN JEDER BEZIEHUNG (1998)

Man sieht der Geschichte schnell an, wie sehr sie schlicht die Kuh der verschiedenen emotionalen und sexuellen Bedürfnisse melken möchte, sich banal um verwöhnte Probleme einer Wohlstandsgesellschaft drehend, dabei Gefahr laufend nur dem eher denkfaulen Publikum gefallen zu können. Dennoch besitzt der Aufhänger seinen Reiz, also bekam "Liebe in jeder Beziehung" seine Chance, zumal er mit Jennifer Aniston und Paul Rudd sympathisch besetzt ist und nur wenige Jahre nach der sympathischen Welle an Romantik-Komödien a la "E-Mail für Dich", "In Sachen Liebe", "French Kiss", "Während Du schliefst" und Co entstanden ist. Leider gehört das Werk des Regisseurs Nicholas Hytner nicht mehr zu dieser Welle, sondern zu jener, die später mit Filmen wie "Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen", "Zum Ausziehen verführt" und Co in zu banalem Weichspülen die funktionierende Romantikader, von der ein solcher Streifen lebt, verfehlt. Klischeebeladen plätschern solche Filme zu konstruiert vor sich hin, ein vorgelebtes Rezept erfüllend, ohne die Zutaten zu einem schmackhaften Ergebnis zu mixen. Heraus kommt ein Konstrukt, das unreflektiert und geistlos lediglich Wohlfühlfilm sein soll und sich keinem wahren gesellschaftlichen Wagnis stellt.

Das Zielpublikum mag vielleicht aus seinen Träumen gerissen werden, wenn Nina erkennen muss, dass sie George nicht heterosexuell umerziehen kann, mit solch naiven Augen mag sich "The Object of My Affection" (Originaltitel) noch halbwegs aufregend schauen, immerhin will man in diesem Zustand wissen ob Ninas Liebe eine Chance bekommt oder nicht. Der mitdenkende Zuschauer jedoch, der in der Hoffnung sich in romantische Träumereien entführen zu lassen, eingeschaltet hat, erlebt nur eine Ernüchterung aufgrund einer zu glatt gebügelten, zu brav gezeichneten und sich zu sehr ähnelnden Figurenkonstellation, welche mögliche aufwühlende Erlebnisse und die theoretisch vorhandenen Provokationen der Grundidee lediglich nur seicht dahin plätschernd erlebt. Geschwätzigkeit, sich fremd anfühlende Probleme und der Mangel an Charme und Sympathie sorgen in einem orientierungslosem Drehbuch, das ein Frauenfilm-Klischee für gelangweilte Hausmütterchen an das nächste reiht, für fehlende Romantik und Desinteresse an den Erlebnissen der Figuren. Die angenehmen Mimen und das immerhin Restinteresse aufkommen lassende Szenario, sorgen zumindest noch für ein routiniertes Ergebnis, missglückt sieht anders aus. Dennoch ist es traurig mit anzusehen, wie hier nur geschulte Sehgewohnheiten bedient werden, ein Mangel an Empathie herrscht, und die moralische Keule des Akzeptierens Andersartiger geschwungen wird, kurzum das Mainstream-Publikum nicht herausgefordert, sondern in seinem Denken und Sehverhalten bestätigt wird, was einem Film wie diesem jegliche Magie raubt. In immer neuen banalen Wendungen drehen sich die Protagonisten um sich selbst und machen Selbsterfahrungen und Charakterentwicklungen durch, die einen erwachsenen Zuschauer nicht berühren. Unreife Erwachsene, denen es nach den immergleichen Stoffen dürstet, werden jedoch typisch bedient.  OFDb

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