25.04.2020

8MM - ACHT MILLIMETER (1999)

Zwar taucht "8MM - Acht Millimeter" tief in die entrückte Szene der Pornoindustrie ein, jenseits der legalen Stoffe, dennoch wird man den Eindruck nie los, dass bereits die Szene an sich derart klischeehaft dargestellt wird, als bestünde sie nur aus übelsten Gestalten, Zwangsprostitution und gehöre ebenso verboten, wie die Produkte der Kloake, in welcher die Rolle Nicolas Cages eintaucht. Trotz deutscher Mitbeteiligung ist der Thriller schließlich ein Produkt der USA, einem Land das sich allgemein bereits mit abgelichteter Nacktheit schwer tut, also wen wundert's. Wie auch immer, Schumacher packt ein heißes Eisen an, das Thema um sogenannte Snuff Movies, also über abgefilmte tatsächliche Morde, jene Filme, die, da nie nachgewiesen, als Urbane Legende gelten. Da ist es schwer nicht in reißerische Gefilde abzudriften, und so kommt es schließlich auch. Ein düsterer Schmuddel-Touch und ein Drehbuch, dem seine oberflächlich geratenen Charaktere dennoch wichtig sind, lassen etwas, das eigentlich scheitern müsste, als eine Art Edel-Trash funktionieren. Gerade die schmutzige Atmosphäre an düsteren und dreckigen Spielorten funktioniert, so dass jede Unglaubwürdigkeit, wie der Privatdetektiv tatsächlich die Nadel im Heuhaufen findet, nicht wirklich interessiert. Man akzeptiert das Fortschreiten der Geschichte, da man weiß dass man ohnehin unter Niveau unterhalten wird.

Menschen, die sich allgemein schon mit Nicolas Cage schwer tun, werden hier hart geprüft, geht sein Spiel gegen Ende des Streifens doch selbst an meine Grenzen, für jemanden der sein Overacting in der Regel eigentlich mag. Wie aber die Figur, die er hier verkörpert, mit der Wahrheit umgeht, ist derart theatralisch eingefangen, dass es da nichts mehr schön zu reden gibt. Mit vollkommener Unterstützung Joel Schumachers haut er komplett in die Kacke, so dass "Sexy World" (Alternativtitel) in seiner Schlussphase seine unangenehmen Seiten nicht mehr so gut verhüllen kann, wie im Restfilm geschehen. An seiner Seite spielt zumindest souverän der noch halbwegs junge Joaquin Phoenix, der später mit "her" und als "Joker" beweisen durfte, wie genial er schauspielern kann. Inmitten einer schmuddeligen Story einen eher unglaubwürdigen Klischee-Charakter verkörpernd, fällt sein Talent noch nicht auf, aber er ist zumindest äußerlich passend zurecht gemacht und funktioniert somit bei beherzigtem Spiel. Die perverse Schnitzeljagd funktioniert als Motor einer nicht wirklich spannend ausgefallenen Geschichte, aber einer halbwegs interessanten in düsterem Look. Manche Vorurteile, wie der Umgang mit der Aufdeckung des Maskenmannes, verraten mehr über die Verantwortlichen von "Eight Millimeter" (Alternativtitel) und ihrer Einschätzung des Zielpublikums, als über dieses tatsächlich, und doch, trotz all dieser vernichtenden Worte, funktioniert "8 MM" (Originaltitel) auf jene Art, wie ich es bereits zuvor bezeichnete: als Edel-Trash, der bei wenig Erwartungen und offenherzig naiver Herangehensweise eines aufgeschlossenen und nicht all zu strengen, fairen Zuschauers, als schmuddelige Trivialunterhaltung tatsächlich funktionieren kann. "8MM" ist Bahnhofskino auf Blockbuster-Budget-Höhe in dementsprechend technisch professioneller Umsetzung.  OFDb

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