14.06.2020

DEATH WISH 3 - DER RÄCHER VON NEW YORK (1985)

War "Der Mann ohne Gnade" die unsinnigere Version seines Vorgängers "Ein Mann sieht rot", so ist "Death Wish 3 - Der Rächer von New York" nun ein Quantensprung des Blödsinns, macht die zweite Fortsetzung doch herzlich wenig Sinn und schaut sich nicht einmal mehr wie eine solche bezüglich der ersten beiden Teile. Klar, Paul heißt noch immer Paul, und was er einst tat wird angerissen, das war es aber auch schon. "Die Klasse von 1984" trifft auf "Phantom Kommando", so könnte man in etwa das gewaltbereite Hirnlos-Szenario des hier besprochenen Streifens beschreiben, der selbstgerecht und undurchdacht daher kommt, jedoch auch wuchtig und kurzweilig, und damit alles andere als ein schlechter Genre-Beitrag ist. Man muss ihn einfach als Charles Bronson-Actioner betrachten und nicht als Fortsetzung des einst so wundervollen Filmes von Michael Winner, der auch für die Inszenierung der beiden Fortsetzungen verantwortlich war.

Näherte sich Teil 1 vorsichtig und gesellschaftspolitisch den Zuspruch der Bevölkerung, so wirkte dieser in der Fortsetzung aufgrund kleinerer Gesten bereits bestätigend für die Taten Pauls, anstatt kritisierend eingebracht. In Teil 3 erlebt Paul nun Heldentum pur, wird für seine völlig übertriebenen Gewalttaten bejubelt und geehrt und bekommt dabei von fast jedermann Rückendeckung - inklusive, wenn auch nur unter der Hand, vom Polizeichef höchst persönlich, dessen Deal mit Paul so gar keinen Sinn ergeben will. Aber das macht seine kumpelhafte Verbrüderung im Finale mit Bronsons Figur ebenso wenig, zumal der Polizeichef bislang immer feindselig gesinnt charakterisiert wurde und Paul lediglich in einer Lage, in der er sich nicht wehren konnte, erpresste und peinigte. "Death Wish 3" (Originaltitel) benötigt nicht erst Nebensächlichkeiten oder komplexere Sachverhalte, um seiner eigenen Logik nicht mehr nachkommen zu können, was auch erklärt, warum das komplette Vorgehen von Paul völlig undurchdacht ist. Anstatt strategisch die Jugendbande aufzulösen, damit endlich wieder Frieden auf den Straßen herrscht, schießt er situativ auf Täter, baut er Kevin-like Fallen für böse Eindringlinge auf, und wartet mit dem nächsten Zug immer, bis die Bande auf ihre Art, meist brutaler und konsequenter werdend, auf seine Aktionen geantwortet hat.

Dabei darf auch gerne hin und wieder einer der Schützlinge Pauls unnötig drauf gehen, was wiederum auf der Heldenseite Öl ins Feuer gießt, so dass auch Paul sich genötigt fühlt extremere Mittel einzusetzen. Mit Raketenwerfer, Maschinengewehr und einem illegalen Jagdgewehr bewaffnet, und auf der Gegenseite mit automatischen Schnellfeuerwaffen, mündet alles, aufgrund Pauls unstruktureller Bekämpfung, regelrecht in einem Straßenkrieg, den selbst die Polizei nicht mehr unter Kontrolle bekommt. Häuser brennen, Menschenmassen sterben, Bewohner bekämpfen die Kids ebenso wie die Helden, die sich mit der Zeit um Paul geschart haben, und die Action kocht derart hoch, dass man meint sich in einem Kriegsfilm wieder zu finden. Das ist stumpfsinnig und hohl, aber auch hochgradig unterhaltsam und auf seine triviale, gewaltverherrlichende Art geglückt. Ernst nehmen kann man das völlig überzogene, bizarr anmutende, Treiben in "Ein Mann sieht rot 3" (Alternativtitel) nicht, deswegen lässt sich auch so gut mit seinen Fragwürdigkeiten umgehen, die in ihrer Extreme eigentlich Satire sein müsste, von den Verantwortlichen aber erschreckend ernst gemeint sind. Als Film für sich funktioniert er als 80er Jahre-Sinnlos-Action wunderbar, als Fortsetzung des einst so durchdachten Teil 1 ist er eine Beleidigung und ein Aushebeln dessen, wofür dieser einst stand.  OFDb

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