Mit Teil 4 setzt die TV-Mini-Serie "Lexx - The Dark Zone" nun endlich dort wieder an, wo sie begann: im weitaus interessanteren Bereich der Mystik um die Herrschaft seines dunklen Schattens, der Geschichte um die ihm vorausgehenden Insektenkriege und um die Rolle der Lexx-Crew bezüglich des Schicksals der Menschheit. Dass "Gigaschatten" bei dieser Rückbesinnung auf diese Aspekte der Geschichte keine Wiederholung von "Rebellen der Galaxis" geworden ist, verwundert bei der hohen kreativen Energie der Schöpfer dieser Serie keineswegs. Ganz im Gegenteil erwartet uns ein völlig anderes Szenario als im Erstling, hat sich auf dem Cluster doch so einiges getan, was nicht nur die Umstände völlig verändert, sondern auch alles bisher gewusste. Zwar konnte man erahnen, was der historische Hintergrund seines Schattens ist, wofür diese düstere Dekade der Menschheit jedoch diente und was nach ihr kommt, berichtet der vierte Teil der innovativen, und nur von einem kleinen Publikum geliebten, Science Fiction-Serie. Wie immer geben sich Düsternis, Anarchie und Lustigkeit die Hand. Brutale Szenarien reihen sich an angenehm alberne, Mystik wird geschaffen, ausgehebelt und variiert. Man erwartet weiterhin Flexibilität vom Publikum, Zuschauer mit eingefahrenen Sehgewohnheiten werden nicht glücklich bei so viel Wagnis, tiefgründigem Blödsinn und Einfallsreichtum.
Mit welcher Verachtung das Kommende auf das Vergangene spuckt, ist nicht nur eine konsequente Haltung der Geschichte, sondern gleichzeitig eine geistreiche Erweiterung jener Szenarien, bei denen sich die "Lexx"-Schöpfer fleißig bedienten, um darauf aufbauend etwas völlig eigenes zu schaffen. Wo andere Stoffe stoppen, da geht das Szenario des vierten Teils der Miniserie, die mittlerweile als Staffel 1 einer vier Staffel langen Serie gezählt wird, gerade erst los. Wie für die etwas holprig inszenierte Serie üblich geht aber auch diese Dekade der vielschichtigen Gesamt-Geschichte nicht ohne Schaumschlägerei und Stillstand über die Bühne. Glücklicher Weise steht das hier präsentierte Szenario aber trotzdem nicht derart penetrant auf der Stelle wie seinerzeit "Supernova", ja nicht einmal wie der etwas flottere "Karussell des Todes". Es kommt kein Anflug von Langeweile auf, dennoch stellt man fest, dass manches Ereignis etwas zu sehr wiederholend, oder zu penetrant auf Hinhalten angekündigt, eingebracht wird. Ein an sich reichhaltiger Plot, der auch die Vergangenheit manches Crew-Mitglieds näher beleuchtet, lässt darüber jedoch gütig hinweg sehen, zumal Humor und Einfallsreichtum wieder in gut funktionierendem Maße erhalten sind. Regie führte Robert Sigl, der uns mit seinem "Schrei - denn ich werde Dich töten!" eine sympathische, deutsche Trivialversion von "Scream" präsentierte und auch für die simple, aber unterhaltsame RTL-Serie "Geisterjäger John Sinclair" tätig war. Er erweist sich als die richtige Wahl. Als Gaststar ist diesmal Malcolm McDowell mit an Bord.
Ansonsten bleibt nur zu erwähnen, was ohnehin jeden Teil betrifft: "Lexx" ist nichts für Freunde guter Spezialeffekte und denkverweigernder Philosophie. Geistreich, aber in einer hohen Dosis Klamauk badend, bedient sich die Reihe nicht an den Sehgewohnheiten des Mainstreams, sondern bietet in hoher Kreativität einem alternativen Publikum herausfordernde, mehrschichtige Szenarien in etwas zu holpriger Umsetzung. Die Schöpfer sind sich jeglicher Aspekte ihrer Geschichte, Figurenkonstellation, Mystikschöpfung und Charaktereigenschaften bewusst, erwarten vom Zuschauer aber ein Durchblicken des Vordergründigen, da man nur selten erklärend für Hintergründiges an die Hand genommen wird. Die Serie verschreibt sich jedoch dem Unterhaltungswert und kommt somit nicht kopflastig oder im Arthouse-Stil daher. Wenn Stanley Hymnen an sich selbst von den einst mächtigen Vorschatten singen lässt, ist das ein gutes Beispiel eines humorvollen Szenarios, welches für Humor-Legastheniker lediglich albern erscheint, jedoch weit mehr erzählenswerte Tiefe durch einen interessanten gesellschaftspolitischen Umgang mit Herrschaftsverhältnissen, Gesellschaftswandel und modernem Medienverhalten besitzt. Sofern man fähig ist mit zu denken und man Klamauk nicht als plumpen Stumpfsinn vor-verurteil, wird man genügend Freude mit dieser Mini-Serie erleben, gerade in den Teilen 1 und 4. Selbiges gilt auch für die meisten Episoden der Staffel 2 und für die komplette dritte Staffel, die selbst für "Lexx"-Verhältnisse mit einer besonders schrägen Idee daher kommt. Staffel 4, die bislang nie eine deutschsprachige Veröffentlichung erhielt, habe ich bislang nicht gesichtet, trotz ihrer durchaus reizvollen Ausgangsidee. OFDb
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