03.10.2020

MUTAFUKAZ (2017)

Ein Zeichentrickfilm mit einer an "Sie leben!" erinnernden Thematik über in Tarnung agierende Alien-Invasoren klingt reizvoll, gerade auch mit Blick auf das vielversprechende DVD-Cover von "Mutafukaz". Da man das Genre jenseits des typischen Disney-Filmes ausrichten möchte und europäische Werke, die den Trickfilm eine Spur frecher gestalten wollen, meist doch an irgend welchen Makeln scheitern, klingt es sinnvoll, dass man sich für diese französische Produktion Japaner mit an Bord geholt hat und dies nicht nur im Regie-Bereich. Deren Animes stellen in den guten Varianten interessante Genre-Mixe da, die für Groß und Klein gleichermaßen zu konsumieren sind. Das ist in "Mutafukaz" jedoch kaum der Fall. Zwar weckt die Chose zunächst Neugierde und die anders daherkommende Erzählweise und Charaktergestaltung macht zunächst einen guten Eindruck, mit der Zeit merkt man jedoch, dass der Streifen gar nicht so anders und so kreativ ist, wie er zunächst scheint. Zugegeben, die Animation ist ein Augenschmaus, und zwischendurch präsentiert man auch immer mal Ausnahmeszenen in anderem Zeichenstil. Das macht aus dem Werk in der nur gelegentlich darauf zurückgreifenden Variante nun keinen zweiten "Belladonna", aber es wertet definitiv den Sehwert auf. 

Letztendlich verärgern jedoch zwei wesentliche Faktoren. Der eine ist die traurige Tatsache, dass auch dieser Film, wie so viele Produkte seiner Entstehungszeit, sich individueller Möglichkeiten eine Geschichte zu erzählen verweigern und ab einem gewissen Ausgangspunkt nur das angelernte, zum Standard gewordene, Abenteuer anderer Werke imitiert. Da mag es zwischendurch immer mal frische Ideen geben und auch im Humorbereich finden sich immer wieder gelungene Momente, der Verlauf der Geschichte wird jedoch derart 08/15 durchgezogen, dass man sich fragt warum man sich bei einem Projekt, wie dem hier anvisierten, stets der Kreativität verweigert. Wieso wird immer nur auf gelungene Optik und treffsichere Sprüche geachtet? Das zweite Ärgernis betrifft die Anbiederung ans Jugendpublikum. "Mutafukaz" kommt, wie sein an Motherfucker angelehnter Titel bereits erahnen lässt, häufig viel zu infantil daher, macht einen auf dicke Hose und krass modernem Erzähl-Stil und vergrätzt damit das aufgeschlossene, erwachsene Publikum. Wofür holt man sich bitte die Japaner an Bord, wenn man am Ende den typischen Anarcho-angereicherten Europa-Zeichentrick für ein Teenie-Publikum dreht, der auch ohne asiatische Beteiligung aus dem Stoff geworden wäre? 

Das muss man nicht verstehen. Feingefühl vermisst man aufgrund der lauten Töne, die man hauptsächlich zelebriert, und gelungene Ideen, wie den überraschenden Shakespeare-Spruch eines Ghetto-Gang-Mitglieds, musste man leider gleich inflationär verwenden, sprich zur typischen Charaktereigenschaft besagter Figur machen, anstatt diesen gelungenen Lacher das Unikum eines ansonsten dem Klischee entsprechenden Gangsters zu machen. Gelungen ist hingegen die Charakterisierung des zweiten Kumpels unseres Helden, der uns nie darin enttäuscht zu enttäuschen und somit den idealen liebenswerten Versager verkörpert. Ansonsten trifft man vereinzelt immer wieder auf amüsante Momente. Je weiter der Film voran schreitet, desto rarer wird die Quote diesbezüglich jedoch, zum einen aufgrund der Ernüchterung die nun einmal aufkommt, wenn man bemerkt, dass das alles doch nicht so gelungen ist, wie es zunächst schien und dass man nicht wirklich zum Zielpublikum mit Mitte 40 gehört, zum anderen weil nun die Science Fiction-Handlung möglichst Action-reich voran getreten werden muss und diese in ihrer Austauschbarkeit und dem ständigen Anbiedern an Mainstream-Sehgewohnheiten nicht zu beeindrucken weiß. Ich hab zwar schon auf schlimmere Arten meine Lebenszeit vergeudet, "Mutafukaz" kann man sich durchaus mal bei wenig Erwartung geben, am Ende war ich jedoch froh, dass endlich Schluss war, so desinteressiert war ich im letzten Drittel schließlich.  OFDb

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