08.10.2020

MUTRONICS - INVASION DER SUPERMUTANTEN (1991)

Ein interessant klingender Anime-Stoff, um Mutanten und einen Kampfanzug, welcher einen zu einer nahezu unbesiegbaren Kampfmaschine macht, findet den Weg zu einer Realverfilmung, was doch zunächst reizvoll klingt. Dass es sich um eine US-amerikanische Produktion handelt, ernüchtert die Vorfreude zwar zunächst, mit Brian Yuzna und Screaming Mad George an Bord scheint das Projekt jedoch in den richtigen Händen zu liegen. Aber das scheint nur so, denn leider wurde aus dem "The Guyver"-Realfilm ein ähnliches Affentheater, wie es zwei Jahre später mittels der "Power Rangers" an Peinlichkeit in Serie gehen sollte. Billig choreographierte Kämpfe in lächerlichen Kostümen bieten ein Rumgehüpfe das keiner ernst nehmen kann. Zugegeben, "Mutronics - The Movie" (Alternativtitel) ist freiwillig humorvoll angelegt, aber der hier angesprochene Aspekt gehört zur unfreiwilligen Komik des Streifens und entschuldigt sich nicht einmal durch die Fehlentscheidung aus dem Werk ein penetrant kinderfreundliches Produkt zu machen. 

Weichgespült, zu brav, und doch nur gehaltlos auf Kämpfe und Monster aus, das ist in der hier billig heruntergeschluderten Variante ein schlechtes Rezept, welches sich bereits in der Orientierung des Handlungsaufbaus zeigt. Der interessanteste Part einer Superhelden-Geschichte besteht in der Entdeckung des neuen Helden, dass er einer ist und wie die Fähigkeiten genau ausschauen, sowie die Frage nach welchem moralischen Kodex sie eingesetzt werden. "Mutronics - Invasion der Supermutanten" überspringt dies fast gänzlich. Nur kurz muss der Held um die Aktivierung seines Anzugs kämpfen. Zu dumm dass er zunächst den Feind verärgerte und nun erst versucht aus dem Gegenstand schlau zu werden, der ihn kurz vorher zur Kampfmaschine machte. Aber dies nach kurzen Humormomenten doch noch herausgefunden und vorbei ist die Vorphase. Von nun an darf nur noch gekämpft werden, die Identifikation zum Helden ist vollendet. Nun darf man gegen meist peinlich anzusehende Gummimasken-Mutanten kämpfen, denen der Reiz von Kaiju-Film-Monstren fehlt und die mich etwas zu sehr an die "Gremlins" und das Vieh aus dem dritten Kapitel des Episoden-Horrors "Geschichten aus der Schattenwelt" erinnerten, dargeboten in billigst Latex-Masken und somit nicht so liebevoll ausgefallen wie die Vergleichskreaturen beider Filmprojekte. 

Unerträglich ist jener Gegner mitzuerleben, der als Schwarzer stets rappen muss, was in der Deutschvertonung einem albernen Sprechgesang gleicht, so als habe man zur Erscheinungszeit nicht gewusst, was es mit Rap-Musik überhaupt auf sich hat. Wenn sich eben jener Gegner in einen Mutant verwandelt, erleben wir dadurch einen Vorgeschmack auf Jar Jar Bings, nur dass dieser Tiefpunkt von Lucas "Krieg der Sterne"-Saga erträglicher ausfiel als die Nervensäge hier. Aufgrund des zu infantilen Grundtons, dem pausenlosen, hirnlosen Herumgebalge und der uninspirierten Umsetzung ist aber auch er nur ein Bruchteil dessen was schief ging. Und wo ich gerade bei Lucas Sternenkrieg-Saga bin, Mark Hamill hat sich anbei auch in den Guyver-Realfilm verlaufen, aber der hatte ja ohnehin kein Gespür mehr für gute Filmprojekte. Ob es sich bei der Fortsetzung "Guyver - Dark Hero" drei Jahre später um einen besseren Versuch handelt, der aus den Fehlern des Erstlings gelernt hat, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass ich ihn seinerzeit nicht gut fand. Warum das so war, daran erinnere ich mich nicht. Wirklich neugierig bin ich nach der extremst ernüchternden Begegnung mit dem ersten Teil jedoch ohnehin nicht auf ihn geworden. Die Anime-Serien hingegen, sowohl alt wie neu, würden mich weiterhin interessieren, allein schon um dort die Gewissheit zu erhalten, dass die Fehlentscheidungen der hier besprochenen Version bei den Amis lagen und nicht im Konzept der ursprünglichen Idee.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen