"The Purge" ist seit Teil 1 nun einmal lediglich Mainstream, wenn auch jener der angenehmen Art, und da kommt das Ergebnis stets schlichter daher, als das was mit dem Stoff reflektiert einzufangen wäre. Dementsprechend wenig subtil kommt auch "Borderline" (Alternativtitel), inszeniert vom bisherigen TV-Serien-Regisseur Everardo Gout, daher. Gut und Böse sind klar getrennt, Ausnahmen gibt es lediglich in Graustufen, die sich im Laufe der Geschichte vorhersehbar aufheben, so dass man nie ernsthaft um Identifikationsfiguren bangen muss. Dass der aufkommende, gesetzlose Wilde Westen in Texas spielen muss, US-Amerikaner nach Mexiko fliehen müssen, viele Anspielungen an Trump und dessen Anhänger gehen, und die Regierung von ihrem eigenen System eingeholt und vernichtet wird, ist in deutlich angegangenen Botschaften nicht zu übersehen. Etwas wunderlich mutet es an, dass die Rassisten Amerikas ihren Putsch per Anarchie durchführen, andererseits zeigt es nur auf ein neues wie ähnlich sich Linksradikale und Rechtsradikale in ihrem Denken und ihrer Methodik sind, auch wenn sie es nicht wahr haben wollen. Von den Verantwortlichen des Streifens ist diese Botschaft jedoch nicht gewollt, das würde ohnehin zu tief gehen innerhalb eines Streifens, bzw. einer kompletten Filmreihe, die nie zu weit über den Tellerrand hinaus schaut.
Aber wer sich auf schlichter Ebene zufrieden geben kann, der wird erneut kurzweilig unterhalten, stets mitgerissen von Mitleid und Rachegefühlen. Aufgrund der veränderten Thematik weht ein Hauch Endzeit-Zombiefilm-Flair mit (freilich ohne Zombies), und für kurze Atemzüge kommt auch etwas "Mad Max"-Stimmung auf. Dass der Rest sich arg nach Wild West anfühlt, erwähnte ich bereits weiter oben. Freunde der Reihe bekommen dennoch weiterhin das geboten, was ihnen gefällt, wenn diesmal auch mit weit weniger ausgeflippter Kostümierung angereichert als zuvor. In diesem Punkt geht "The Forever Purge" einen Schritt zurück, während er ansonsten stets einen weiteren nach vorne wagt. Wer aufgrund der überraschend zahm ausgefallenen FSK 16-Bewertung glaubt, dass auch der Film selbst zahm ausfällt, der irrt. Der stark auf Action setzende Film spart nicht gerade mit blutigen Momenten. Ausgefallene Gewalttaten gibt es aufgrund der Kriegsthematik diesmal jedoch weniger zu sichten, auch wenn es im ersten Drittel einen Moment gibt, der eher an "Saw" anstatt an "The Purge" erinnert. Aber das zeigt ebenfalls lediglich, wie sehr die Reihe doch eher den Voyeurismus im Zuschauer befriedigt, anstatt tatsächlich eine zum Nachdenken anregende Geschichte erzählen zu wollen. Ob ein Film wie dieser dementsprechend negativ auf Menschen mit fragwürdiger Mentalität wirken kann, lässt sich sicher nicht völlig ausschließen. OFDb
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