13.02.2022

BYZANTIUM (2012)

Trotz der sehr unterschiedlichen Geschichten finden sich immer wieder inhaltliche und analytische Gemeinsamkeiten mit "Interview mit einem Vampir", so dass es sicher kein Zufall ist, dass Neil Jordan Regisseur von "Byzantium" geworden ist. Er inszeniert auch diesen weiteren Vampirfilm stilsicher und handwerklich geglückt wie den Vergleichsfilm und beschert dem still erzählten Werk immer jene künstlerisch anmutenden Holzhammer-Schauwerte (wie den gigantischen Blutwasserfall), die auch die Geschichte selbst als Tiefsinn und Kunst getarnt bereit hält. Diese basiert auf einem Buch, welches die Schriftstellerin selbst zum Drehbuch verarbeitete, so dass man davon ausgehen kann, dass auch die original Printvorlage eher gewollt daher kommt, anstatt tatsächlich tiefsinnig zu sein. Denn was Jordans Werk hier gerne als poetisch reflektiertes Denkerkino sein möchte, entpuppt sich als unreife Erzählung für 14jährige, die denken egoistische Introvertiertheit wäre gleich zu stellen mit reflektierter Nachdenklichkeit, Moral wäre eine Methode von Empathie und selbstgerechtes Handeln wäre eine Form zur Verbesserung dieser Welt. Die im Zentrum stehende Heldin ist ein dümmlicher Egoist, gefangen im Selbstmitleid, nie fähig über den eigenen Tellerrand zu blicken und von der Autorin leider so nicht gewollt. Sonst hätte diese Rezeptur einen spannenden Generationenkonflikt bieten können, ist ihr Begleiter doch die eigene Mutter, die als Freidenker der Moralistin ein Dorn im Auge ist, so dass das Töchterchen gar nicht erst bemerkt, was sie durch diese Person überhaupt erst an Freiheiten gewonnen hat. Hier spiegelt sich ganz gut der Zeitgeist wieder, der gesellschaftlich kurz nach der Entstehungszeit von "Byzantium" von der Masse plötzlich gelebt wurde, zumindest wenn man nach den Massenmedien geht. 

Zwar badet der Film nie in billiger Theatralik, aber die Dramaturgie ist dennoch plumper Natur und wird zur Lächerlichkeit inmitten eines still-pompös auf Epos getrimmten Werkes, das trotz toller Fotografie und talentierter Mimen immer wieder zum Fremdschämen einlädt, so traurig wie die Denkweise und Motivation der Heldin ist und so ernst wie der Film ihre Haltung auch zur grundlegenden Mentalität des kompletten Streifens macht. Dass es an analytischer Tiefe fehlt und diese lediglich unverstanden kopiert wird, zeigt der Vergleich zu "Léolo", der es schaffte die weggeworfenen, auf Papier notierten Gedankengänge des Protagonisten poetisch als einen Prozess der Befreiung und der verzweifelten Situation inmitten der gesellschaftlichen Zwänge einzufangen, während es hier in "A Vampire Story" (Alternativtitel) nur plump angegangen wird und in dieser stumpfen Möchtegern-Tiefsinnigkeit geradezu lächerlich anmutet. Was an "Byzantium" hingegen zu gefallen weiß, ist die veränderte Vampir-Gesetzmäßigkeit, aber die Blutsauger neu zu interpretieren ist nun schon spätestens seit der 90er Jahre keine neue Methode mehr um dem Genre frisches Blut einzuflößen. Und Gedankengänge über das Gezeigte hinaus, wie die Frage was der Obervampir auf der Insel eigentlich all die Jahrhunderte gelangweilt in seiner Hütte macht, oder wie wohl die Methodik der Bruderschaft aussah die beiden aufzustöbern, wenn man trotz derart auffälligem Verhalten Jahrhunderte dafür benötigte, zeigen auf wie sehr "Byzantium" darauf hofft, dass man sich von der Geschichte einlullen lässt, anstatt sich an mündige Mitdenker zu richten. Denn erst wenn die mit an Bord sind, kann man auch ein erwachsenes Drama kreieren.  OFDb

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