Einen Reiz die Reihe zu verfolgen lag für mich bislang darin zu beobachten, wie Sykes unterhaltsames, fehlerhaftes Selbstgedrehtes ablieferte, ohne je handwerklich dazuzulernen. Dieser Aspekt geht beim Regisseurwechsel nun freilich flöten. Mark Polenia brachte zum damaligen Zeitpunkt 28 Jahre Amateur-Regisseur-Erfahrung mit an Bord und ist verantwortlich für solch spannend klingende Titel wie "Sharkenstein", "Splatter Farm" und "Bigfoot vs. Zombies". Mit Blick auf diese mittlerweile auf mindestens 40 Werke angewachsene Schaffenskraft kann man bezüglich "Camp Blood 3" (Alternativtitel) zumindest, ohne ein weiteres Werk von ihm gesehen zu haben, bemerken, dass sein Können scheinbar ebenso wenig durch Übung gesteigert wurde, wie es beim Gründer der Reihe der Fall war. Der Streifen kommt ebenso stümperhaft (typisch Sinnlos-Amateur-Fan-Film) inszeniert daher wie die Vorgänger, auf die sich der Film bezieht, spult ebenso innovationslos das übliche Programm ab und will diesmal lediglich mit dem Aufhänger reizen, dass es diesmal überraschender Weise dem Killerclown zu Beginn ans Leder geht, weil etwas noch Mächtigeres im Wald umgeht. Dass es sich bei dieser Bedrohung lediglich um wen anders Maskierten handelt, dessen Identität im Finale gelüftet wird und somit lediglich menschlicher Natur ist (nein, kein Spoilder, das ist von Anfang an offensichtlich), wird zumindest nicht zum Widerspruch zum zuvor Erwähnten aufgrund der gewählten Person, die als Mörder entlarvt wird. Aber die Chance eines tatsächlichen Kurswechsels der Reihe wird damit natürlich vertan. Darüber bin ich nicht wirklich enttäuscht, ist es mir doch lieber dass es thematisch in Zukunft so weiter geht wie bisher, mit Blick auf die Ambitionen Polonias hinterlässt diese Vorgehensweise jedoch Verwirrung. Man fragt sich: was will der Mann überhaupt? Das betrifft aber auch die restliche Vorgehensweise, die selbst für einen harmlosen Sinnlos-Film wie diesem ziemlich desorientiert und unüberlegt daher kommt. Da kommt es nach etwa 40 Minuten Laufzeit zu einem ruppigen "Drei Monate später"-Wechsel, nie bekommt man eine wirkliche Identifikationsfigur vorgesetzt, und zudem kann Polonia sich nie entscheiden ob er lieber einen klassischen Amateur-Slasher drehen möchte (inklusive aufdringlicher in den Mittelpunkt gesetzter Morde, als es bei Sykes der Fall war), oder doch lieber auf die Found Footage-Welle aufspringen will. Und so will Polonia alles und nichts zugleich und erreicht damit weniger, als wenn er sich für einen klaren Kurs entschieden hätte.
Dementsprechend kommt das Ergebnis diesmal nicht so charmant, flüssig unterhaltsam daher, wie es Sykes mit seinen ersten drei Beiträgen der Reihe schaffte. Zwar guckt sich "Camp Blood 3" stilistisch tatsächlich kompatibel (ohne Kenntnisse würde man den Regiewechsel nicht bemerken), der Streifen atmet die Mentalität der Vorgänger, Polonia mangelt es aber (zumindest hier) am Gespür Sykes' ohne fremde Hilfsmittel und tatsächliches Können einen sympathischen Hobbyfilm abzuliefern. Ich grübelte schon immer warum dies Sykes drei Mal so gut gelang (und in seinem "Goth" hingegen so gar nicht, das ist ein ganz mieserabler Film) und komme auch nach dem Scheitern seines Nachfolgers nicht dahinter was den Unterschied tatsächlich ausmacht. Freilich guckt sich "Camp Blood 3 - First Slaughter" für Genre-Freunde, die Amateurfilmen nicht ausweichen, trotzdem noch relativ interessant, gerade wenn man mal selbst mit Freunden in der Freizeit Filme gedreht hat, ist es doch immer spannend zu sehen, was Leute rein aus Hobby-Gründen so auf die Beine stellen, selbst wenn sie nur Fan-Ware imitieren wollen. Die talentlosen Beteiligten vor und hinter der Kamera sind zumindest mit Freude am Spaß motiviert genug dabei. Auf seine schlichten 73 Minuten gesehen geht dem Streifen jedoch zu schnell die Puste aus, so dass er eher ein theoretisch interessantes Stück Film für cineastische Beobachter darstellt, anstatt eines, welches durch einen funktionierenden Unterhaltungswert überzeugt. Im Gegensatz zu manch anderen selbstgedrehten Horrorfilmen besitzt "Camp Blood 3" zumindest die Unschuld seiner Vorgänger, die ihn erträglicher macht als die häufig in Amateurfilm-Kreisen anzutreffenden, viel ernster gemeinten Underground-Massaker, die sich einzig auf (meist wenig überzeugende) Spezialeffekte konzentrieren. Schade, dass es trotz passender Mentalität nicht ganz hingehauen hat den Charme der vorherigen drei Filme zu erreichen. Mit Blick auf die langjährige Schaffenskraft Polonias ist es zudem erschreckend, wie stümperhaft der hier besprochene Film ausgefallen ist - selbst für einen Amateurfilmer. OFDb
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