20.03.2022

THE TROUBLE WITH BEING BORN (2020)

Ausgerechnet eine deutsche TV-Produktion heutiger Zeit machte mit "Ich bin dein Mensch" vor, wie man das Thema künstliche Intelligenz erwachsen, reflektiert, intellektuell und gleichzeitig gefühlvoll umgesetzt bekommt. Ein Jahr zuvor erschien "The Trouble with Being Born", der sich dem Thema sehr besonnen nähert, es mit den Bereichen Trauerbewältigung, unterschiedliche Wahrnehmung durch Programmierung und Selbsterleben, sowie anderen Aspekten ergänzt, aber derart in seiner Kunstfilmwelt eingeschlossen ist, dass er mich persönlich als Zuschauer ausschloss. Der Kunstaspekt ist als solcher nicht abzustreiten und oftmals wirksamer Natur, z.B. in den wunderbaren Fotografien und manchen in aller Ruhe eingefangenen Szenarien. Manches Mal zelebriert Sandra Wollner diese Ruhe aber zum intellektuellen Selbstzweck und hält derart lang auf Nichtigkeiten drauf, dass der hypnotische Effekt verloren geht und Desinteresse entsteht, anstatt den Zugang zum Gezeigten zu intensivieren. Da nutzt auch die schönste Fotografie und der vorbildlichste Grund, warum man diese Methode wählt, nicht viel. "Die Last geboren zu sein" (Alternativtitel) wird damit zu krampfhaft zum Kunstfilm, verweigert sich komplett dem Unterhaltungswert, und derartiges wirkt auf mich stets zu gewollt und damit pseudo-intellektuell. 

Die Bilder und Situationen, die uns kommentarlos vorgesetzt werden und mit denen wir uns für uns allein auseinandersetzen sollen, sind oftmals interessanter Natur, eben auch weil sie unterbewusst Themen im Kopf des Betrachters entstehen lassen, die rein spekulativer Zusatz sein könnten, durch die Erzählung somit nicht zwingend bestätigt werden, oder sich erst mit der Zeit durch neue Erkenntnisse als etwas anderes als wahrgenommen offenbaren, sich aber subtil provoziert geradezu aufdrängen. Und da es da um solch unangenehme Themen wie Pädophilie geht, wird man regelrecht herausgefordert. Plötzliche Sprünge, die nicht nur den Blickwinkel ändern, sondern auch Personen und Zeit, reißen einen aus gerade gewonnenen Erkenntnissen, und noch mehr aus einer endlich gefundenen Orientierung innerhalb des Stoffes, heraus, so dass man sich mit jedem Wechsel, der ebenfalls hypnotisch eingefangen inszeniert ist, neu orientieren muss. Ein Reiz, dem ich aufgrund der gekünstelten Art des Streifens nicht nachgehen wollte. Zwar habe ich "Vom Nachteil geboren zu sein" (Alternativtitel) bis zum Schluss gesehen und verstehe in manchen Passagen auch die Aussage, die er über künstliche Menschen und unserem Umgang mit ihnen treffen möchte, bzw. auch mit der (nicht möglichen?) Gefühlwelt der Maschinen, eintauchen in dieses emotionale Thema, welches durch intellektuelles Kunstempfinden nur nüchtern herausgearbeitet wird, konnte ich jedoch nicht, so dass Desinteresse aufkam, anstatt das Empfinden einem bedeutenden, intensiven Filmerlebnis beigewohnt zu haben. 

Ich frag mich bei Filmen wie dieser österreichisch-deutschen Co-Produktion immer, ob ich zu unreif bin, um mich ihnen nähern zu können, oder ob dies eher auf derartige Künstler zutrifft, so bedeutungsschwanger und gewollt auf Kunst und Intellekt wie diese ihre Werke trimmen, dass sie nur noch wie ein Produkt anmuten. Bei der Beantwortung dieser Frage scheiden sich wohl die Geister. Sie liegt außerhalb meiner Wahrnehmungsmöglichkeiten für mich als Kunstszenefremdes.   OFDb

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