26.05.2024

BLOOD GORGE (2024)

Eine Gruppe junger Erwachsener plant ein Halloween-Event im Wald. Nach und nach werden sie von einem maskierten Psychokiller umgebracht...

Die Furzfrage...

Filme aus dem Independentbereich, denen es hauptsächlich um Härte geht, sind in dieser Szene üblich, aber so gar nicht mein Ding. Meist beschränkt sich die Kreativität auf die Spezialeffekte, und kurz nach dem Eintritt ins Erwachsenenleben reichte mir derartiges nicht mehr aus, um mich im Horrorbereich unterhalten zu fühlen, die Zeit der Mutproben war vorbei. Neben dem Zombiebereich sind es meist die Slasher, die in derartigen Werken imitiert werden, mit Carpenters Prototyp "Halloween" haben diese mental nichts mehr zu tun, eben weil es nur um blutige Effekte geht, und nicht mehr um einen packenden Spannungsbogen. Für diese Gattung Film hat sich auch Regie-Debütant Victor Gabriel in seinem auf 40 Minuten laufenden Kurzfilm "Blood Gorge" entschieden, und dessen Werk schaut sich für ein Projekt aus der Independentszene äußerst professionell umgesetzt. Die Mimen überzeugen meist, Kamera, Schnitt, Musikuntermalung und die Spezialeffekte sind nicht minder gut umgesetzt, als in einem Standardhorrorfilm, wie er alle Nase lang auf DVD und bei Streamingdiensten erscheint. Tatsächlich kommt so gut wie nie das Gefühl auf, gerade einen semi-professionellen Genrebeitrag zu sichten. So richtig bemerken, kann man dies erst im Abspann, der mit einer handvoll Szenen hinter den Kulissen des Drehs angereichert ist und einen amüsiert aus einem Film entlässt, der augenzwinkernd gemeint ist, auch wenn er ernst umgesetzt ist, abgesehen von seinem sadistischem, schwarzen Humor, der hin und wieder aufblitzt. 

Mit einer Laufzeit von 40 Minuten, muss er handlungstechnisch nichts beweisen, kann Figuren so schnell einführen, wie sie auch wieder ableben zu lassen, kann sich mit einer austauschbaren Begründung der Morde rechtfertigen und atmet trotz dem Fehlen einer tatsächlich eigenständigen Idee nie Langeweile. Die Stimmung am Set stimmte, wie der Abspann zeigt, und das zeigt sich auch im unverkrampften Spiel der Akteure und dem Stil der Regie. Uns wird zwar ein ernster Stoff serviert, aber dieser fühlt sich nie auf cool getrimmt an. Hier werden Grenzen des guten Geschmacks eingerissen, und doch schaut sich "Blood Gorge" nie, als wolle er nur provozieren. Kurzum: der Anspruch der Verantwortlichen, etwas Unterhaltsames so professionell wie möglich umzusetzen, inklusive interessanter Blickwinkel, sich individuell anfühlender Dialoge und Charaktereigenschaften, sowie einem für ein Blutbad recht ordentlich funktionierender Spannungsbogen, sorgen dafür, dass sich das Ergebnis nicht so infantil anfühlt, wie die meisten anderen Werke, die zentral die Blutorgie im Visier haben. Auch "Blood Gorge" setzt hier seinen Schwerpunkt. Und auch seine Leute sind dem Horrorfan-Bereich zuzuordnen, aber sie geben sich Mühe, sind sich nicht zu schade für aus der Norm tretende Auftritte und halten ihre alternative Mentalität nicht dafür ins Zentrum, auf den Mainstream zu spotten. Man war lediglich mit Herzblut an der Sache dabei und mit einer ordentlichen Portion abartiger Ideen. Ich würde gern mehr davon sehen, Herr Gabriel!  OFDb

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