Eine streng christliche Familie verlässt das Dorf, in dem sie bislang wohnte, aufgrund von Differenzen im Glauben. An einem Waldrand lässt man sich hoffnungsvoll nieder, doch schon wenige Jahre nach der Ankunft ist die Ernte vertrocknet und das Geld knapp. Als das Neugeborene spurlos verschwindet, macht man einen Wolf dafür verantwortlich. Doch als das Unglück der Familie kein Ende nehmen will, scheint eher eine Hexe für all das Übel verantwortlich zu sein...
Lüge Apfel...Ebenso wie in seinem Nachfolgefilm "Der Leuchtturm", so ist auch "The VVitch - Eine Volkssage aus Neuengland" von "Nosferatu"-Regisseur Robert Eggers nah an der Lebenswelt seiner Protagonisten angelehnt. Hier wird gesprochen wie einst, gelebt wie einst, geglaubt wie einst. Und während dieser Pluspunkt die "Shining"-Variante eines Leuchtturms nicht retten konnte, da das thematisierte Mysterium zu gewollt daher kam, da besitzt der auf Märchen und Tatsachenreporten basierende Grusler diese Vorteile auf beiden Seiten, ist es doch hoch interessant in die Lebenswelt einer völlig anders denkenden Mentalität einzusteigen, als auch dem düsteren Horrorgehalt der Geschichte zu folgen, der mit dem Zeigen der Hexe während der Babyentführung keinerlei Geheimnis aus der Existenz dieser macht. Und das ist wichtig für das Funktionieren der Disfunktion der Familie, die nach und nach immer mehr Misstrauen untereinander entwickelt, hochgekocht, wie zu erwarten mit einer Teenagerin im Zentrum, mit dem Verdacht die Tochter könne gar die Hexe sein. Dass sich Eggers darauf nicht allein versteift, diesen Aspekt sogar erst spät thematisiert, ist ein guter Kniff, würde es die Thematik des Stoffes doch zu sehr einengen und den langsamen Ablauf stören, mit dem das Grauen schleichend eingefangen wird, so sehr sogar, dass man manchmal vergisst einem Horrorfilm beizuwohnen.
Das Drama ist hervorragend thematisiert, untermalt von künstlerisch wertvollen Bildern und besetzt mit herausragenden Mimen, egal ob im Erwachsenen- oder Kinderbereich. Hier geht jeder in seinem Spiel an seine Grenzen, und in jeglicher Phase weiß "The Witch" (Alternativtitel) zu überzeugen, dank psychologischer Raffinessen, seiner intellektuellen Art, dem authentisch anmutendem Szenario und den gelegentlichen Gruselmomenten, welche den Film nicht komplett durchziehen, aber zu wirken wissen, sobald Eggers darauf setzt. Die Überraschung am Schluss kommt unverhofft und führt zu einem konsequenten (Ent-)Schluss. "The VVitch" (Alternativtitel) ist in seiner Langsamkeit, der Konzentration auf Drama und den anders klingenden Dialogen sicherlich nicht jedermanns Sache, aber dieses Entführen in eine andere Zeit und eine andere Mentalität ist letztendlich das wofür Kino unter anderem existiert. So gekonnt umgesetzt, wie hier geschehen, wird aus diesem Anliegen ein Leckerbissen, der den Horroraspekt fast schon gar nicht mehr benötigt hätte. Es ist schön zu sehen, dass das unheilvolle Übernatürliche, bzw. das Spiel mit diesem solange es nicht in Erscheinung bzw. in den Vordergrund rückt, so viel besser zu funktionieren weiß als im diesbezüglich zu bemühten Nachfolger, der ebenfalls hervorragend fotografiert war. Kunst allein ist nicht alles, das hier besprochene Werk von Eggers vereint Unterhaltung und Kunst jedoch vorbildlich. Jetzt kann ich nur hoffen, dass seine Neuverfilmung von Murnaus "Nosferatu" eher wie sein erster Langfilm, anstatt wie sein zweiter ausgefallen ist. Wiki
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