09.12.2012

BLACK SHEEP (2007)

Henry kehrt nach 15 Jahren in die ländliche Heimat zurück, da er seinem Bruder Angus seinen Anteil der Farm verkaufen will. Seit seiner Kindheit leidet Henry unter einer enormen Angst vor Schafen. Sein Therapeut sieht in der Rückkehr aus Zwang eine gute Chance mit der Angst fertig zu werden. Zu dumm dass Angus Gen-Experimente mit seinen Schafen durchführen ließ, und dies außer Kontrolle gerät, als Umweltschützer ein Ergebnis dieser Forschung entwenden. Von nun an machen Killerschafe das friedliche Landleben zunichte...

Die schockierendsten Schafe der Welt... 
 
So viele Jahre nach "Angriff der Killertomaten" kam endlich wieder ein Film heraus, der thematisch zunächst ebenso konsequent ist wie sein Gemüsebruder umgesetzt wurde. Wo "Angriff der Killertomaten" zeitlich einfach irgendwann entstehen musste, um das lächerliche Treiben in der Horrorfilm-Landschaft aufs Extremste zu parodieren, kam "Black Sheep" relativ spät. "Slugs" drehte uns in den 80er Jahren Schnecken als den Horror an, "Rabbits" und "Killerhunde" bot uns zierliche Tierchen in den 70er Jahren.

Da tut es gut nun endlich eine direkte Parodie auf jene Tierhorrorfilme zu sichten, die sich viel zu knuffige, ungruselige Viecher aussuchen, um den Zuschauer das Leben zur Hölle zu machen und das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. "Black Sheep" ist dabei allerdings nicht so konsequent wie die Killertomaten, er will nämlich ebenso wie "Club Mad" und "Space Invaders" sowohl als Parodie als auch als Horrorfilm punkten. Wo John DeBellos Killer-Gemüse sich komplett dem Humor widmete (und dabei meist dem Klamauk), entdeckt man bei "Black Sheep" auch spannende Szenen.

Parodistisch lehnt sich dieser Film sehr am modernen Horror an, einen Großteil seiner Gags zieht er aus den Mutationsszenen und dem Blutgehalt. In diesem Punkt der Komik ist er mit dem ebenfalls in Neuseeland entstandenen "Braindead" zu vergleichen, wobei Peter Jacksons Werk wesentlich blutiger war. Was man in Jonathan Kings Schaf-Horror sichtet reicht allerdings bereits, um auf Ekelbasis zu belustigen. Und da zudem, im Gegensatz zu "Braindead", klassische Horrorelemente und typische Genrecharaktere parodiert werden, ist er im Vergleich der bessere, da lustigere Film.

Noch mehr ins Comichafte kann wohl keine Filmfigur abrutschen, wie unser Anti-Held mit der panischen Angst vor Schafen. Hier wird so dick aufgetragen, dass auch der letzte merkt, dass dies lustig und somit absichtlich lächerlich gemeint ist (was man vielleicht auch nicht zu schnell sagen sollte, wo es doch immer noch Menschen gibt, die glauben „Angriff der Killertomaten“ wäre ernst gemeint und somit der schlechteste Horrorfilm aller Zeiten). Als erfreulicher Nebeneffekt kommt hinzu, dass die Rolle des bösen Bruders mit einem Menschen besetzt wurde, der vom Gesicht her Genre-Berühmtheit Bruce Campbell ähnelt. Mit einer solchen Besetzung kann man bei diesem Filmkonzept nicht falsch liegen.

Die besten Szenen sind jene, in denen mit den klassischen Horror- und Gruselmomenten gespielt wird. Neben der grotesken Schafphobie des Hauptdarstellers wäre z.B. noch das Versinken in einer Schafherde zu erwähnen, in welcher man beobachten darf wie aus dieser Herde noch ein Arm herausguckt, der langsam inmitten der Schafe hinabtaucht, bis er nicht mehr zu sichten ist. Toll ist auch, dass eine Szene genrebedingt in den Wald verlagert wurde, wo Schafe so gar nicht reinpassen, was die ganze Sache so ungeheuer witzig macht.

Zudem erleben wir die Umkehrung des aus Märchen bekannten Wolf-im-Schafpelz-Themas. Ein Mensch (symbolisch stehend für den Wolf) muss als Schaf verkleidet durch eine Schafherde wandern. Klar dass hierbei Gut und Böse vertauscht wurden, ein Gag der so gelungen ist, dass er den Zusatzgag gar nicht nötig hatte, dass unser Held dabei von einem notgeilen Schaf sexuell beglückt wird. Die blutigen Szenen sind gut in Szene gesetzt. Was hier getrickst wurde ist echt vom feinsten. Die Einbisse, das Herausreißen vom Fleisch, selbst das olle "echte Schafe fressen Leichen und haben einen blutigen Mund" ist trotz seiner simplen getricksten Art einfach toll anzugucken. Die Mutationen, gerade wenn die Kamera gnadenlos drauf hält, sind die Creme de la Creme des ganzen.

Auch die Schafe an sich sind toll getrickst. Hier nerven keine Computertricks, und die schönsten Momente sind immer jene Szenen, in denen deutlich erkennbare Schafpuppen verwendet wurden. Noch nie machte es mir so wenig aus so deutlich zu erkennen, dass hier eine Handpuppe benutzt wurde. Denn wie diese Viecher sich festbeißen, den Kopf hin und her bewegen mit ihrer schräg durchgeknallten Mimik und mit dem Kopf durch die Türen krachen, sieht einfach zum totlachen aus und erinnert deutlich an den lebendig gewordenen Tierkopf an der Wand in "Tanz der Teufel 2". Gerade das erste Schaf aus dem Glas, welches es auf dem Originalcover mancher Länder zu sichten gab, ist optisch nicht zu toppen. Ähnlich wie bei "Return Of The Living Dead" ist das Wesen, welches das ganze Chaos verursacht die optische Glanzleistung des Films.
 
Ja, es wurde vieles richtig gemacht, und ja, man ist erstaunt dass man nach so vielen Schafattacken einem herumstehenden echten Schaf nicht mehr über den Weg traut und so ein kurzer Spannungsmoment aufkommt. Daran hätte man zuvor wahrscheinlich nie geglaubt. Aber leider hatten die Verantwortlichen des Streifens scheinbar kein Vertrauen in ihr eigenes Rezept, und so schlich sich etwas in "Black Sheep" ein, was die dünnangesehene Story noch etwas aufpeppen sollte. Und das war eine Idee, die selbst inmitten gewolltem Vollschrotts einfach nur lächerlich wirkt: Menschen verwandeln sich nach einem Biss in Schafe, freilich mit einer qualvollen Mutation verbunden.

In "Squirm" gab es einen Mann, der nach einer Wurmattacke als wurmbefallener Zombie umher lief. Die Idee war mit der hier vorliegenden verwand und recht nett anzusehen. Die Schafmutanten wirken jedoch nur halb lustig. Es gibt zwar tolle Momente mit ihnen, auch außerhalb der sehr geglückten Mutationsszenen, und auch manche Lacher sind ihnen auf ihrer Seite sicher, aber die ganze Sache ist zu gewollt auf witzig getrimmt und erreicht schließlich doch nur das Niveau von Schulhof-Humor. Würde man sich im weiteren Verlauf des Filmes nicht so ausführlich mit ihnen befassen, ginge das noch verzeihend in Ordnung. Aber die Schafe werden irgendwann fast zur Nebensache, und da können die Mutanten vom Unterhaltungswert her nicht mithalten.

Wie erwähnt schleichen sich dennoch nette Momente mit ein, beispielsweise wenn der noch kaum mutierte böse Bruder einen besonders persönlichen Moment mit seinem Lieblingsschaf hinter sich hat und er Zigarette rauchend von seinem Bruder misstrauisch betrachtet wird. In dieser Szene wirkt der böse Bruder neben seiner Campbell-Ähnlichkeit ein wenig wie John Cleese in "Wilde Kreaturen", in welchem der Rolle Cleeses eine solche Neigung stets unterstellt wird. Zudem kommt in der "Black Sheep"-Szene belustigend hinzu, dass wir es in diesem Fall nicht nur mit Tiersex zu tun haben, sondern auch mit einem sehr grotesken Fall von Inzest.

Inhaltlich geht alles den üblichen Gang. Große Überraschungen, rein von der groben Geschichte her, gibt es eigentlich nicht. Nur die erste Mensch-wird-Schaf-Mutation sorgt für eine Überraschung im Gesamtbild der Geschichte. Da das ganze lediglich eine Parodie auf das Genre ist, ist dieses Fehlen von Innovationen auch o.k. zu nennen, zumal die Schafe bereits deutlich als eigene Idee in den Vordergrund rücken. Auch das Rezept gibt diesem Augenzudrücken recht. Immerhin reichen die Dialoge und Situation locker aus, um den Zuschauer fröhlich bei der Stange zu halten.

Trotz allem was man in diesem Werk miterlebte, wirkt die Idee mit bösen Schafen selbstverständlich immer noch hochdämlich, so dass der an "Die Vögel" und "Die Nacht der lebenden Toten" angelehnte Schluss nicht ausgelutscht wirkt, sondern wirklich lustig. „Black Sheep“ ist dank solcher Konsequenzen eine kurzweilige und sehr lustige Tierhorrorfilm-Parodie geworden, die mit wirkungsvollen Spezialeffekten zu trumpfen weiß, einen hohen Blutgehalt besitzt und schräge Comiccharaktere präsentiert. Leider ist die Menschenmutations-Idee ein Griff ins Klo, und da dieser zu intensiv nachgegangen wird, wird viel vom vorhandenen Potential verschenkt.  OFDb

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