30.12.2012

THE TEXAS CHAINSAWMASSACRE 2 (1986)

Der ehemalige Gesetzeshüter Lefty sucht nach der Psychopathen-Familie, die seinerzeit seinen Bruder getötet hat. Den Mythos der Kettensägen-Familie glaubt nach all den Jahren ohnehin niemand mehr, deswegen wird Leftys Besessenheit von Kollegen auch belächelt. Eine neue Spur tut sich auf, als Radiomoderatorin Vantia während ihrer Sendung ein Telefonat mitschneidet, bei dem die Anrufer mittels einer Kettensäge getötet werden. Da auch die Kannibalen-Familie einen Mitschnitt vermutet schwebt die Moderatorin in Lebensgefahr. Lefty kontaktiert Vantia...

Das menschlichste Chili der Welt...
 
Wenn ein kultiger Kunstfilm, der zudem noch sehr umstritten ist, eine Fortsetzung erfährt, darf man zurecht misstrauisch sein. Da der künstlerisch wertvolle Gehalt des Erstlings keine Erweiterung oder Vertiefung benötigte und im psychologischen Sinne zwischen den Zeilen auch alles gesagt war, war ein Film im selben Stile gar nicht mehr nötig. Den einzigen Grund zur Weiterführung gab es in der dünnen Geschichte. Jede Story, egal wie sie endet, lässt sich weitererzählen. Und da bereits der Titel „The Texas Chainsaw Massacre“ nicht frei von Realsatire ist, erscheint es zunächst konsequent von Hooper den Erzählstil zu wechseln und aus Teil 2 einen albernen kunterbunten Horror auf Comicart zu machen.

So sehr es den Gedanken einer würdigen Fortsetzung entehrt, so sehr steckt auch ein gewisser Reiz in dieser Idee. Natürlich nur wenn man auch mit dem nötigen Anspruch an das Projekt herangegangen wäre, Albernheiten und Niveau gaben sich schon öfters die Hand (z.B. in Filmen mit Stan Laurel, Dieter Hallervorden und im verwandten Bereich z.B. in „Shaun Of The Dead“ und „Return Of The Living Dead“). Es wäre also möglich gewesen. Aber Hooper ist leider kein guter Geschichtenerzähler, legt die Schwerpunkte stets an falschen Stellen und versiebte dieses Projekt somit fast total.

Nachdem bekannt wurde, dass der Kultfilm fortgesetzt werden sollte, bot sich sofort Dennis Hopper an, der kein Unbekannter im Filmgeschäft war. Diesen nahm man mit offenen Armen auf, eine würdige Rolle bekam er leider nicht. In der ersten Hälfte wird er mehr schlecht als recht in die Geschichte eingefügt und in der zweiten Hälfte darf er nur sinnlos herumsägen, was viel zu oft, viel zu lange und viel zu unnötig gezeigt wird. Lustig wäre es gewesen, wenn man den Charakter langsam in den Wahnsinn hätte hinabgleiten lassen. Dieser Gedanke war von Hooper, denk ich mal, durchaus gewollt, wird aber zu ruppig und undeutlich umgesetzt.

Interessant, der Rest braucht sich nicht den Vorwurf des Undeutlichseins anhören müssen. Im Gegenteil, der Rest glänzt durch völlige Übertreibung, wie sie im Comicsinne auch sein muss. Die Ekeleffekte erfüllen das, was der Gorehound durch den reißerischen Titel bereits bei Teil 1 erhoffte (und in den Remakes später auch im sinnlosen Überfluss serviert bekam). Die Figuren wirken einer Geisterbahn entsprungen, auch das Oberhaupt der Familie, das den komischen Part in Teil 1 erwischte, wird in seiner Albernheit noch einmal um einige zusätzliche Übertreibungen intensiver dargestellt als im Vorgänger. Dass das Herangehen mittels Übertreibungen nicht grundsätzlich was schlechtes sein muss zeigt sich z.B. in den lustigen Ideen rund um den Chili-Wettbewerb.

Den Familienmitgliedern im normalen Alltag des Großstadtlebens zu begegnen ist ohnehin der erste provokative und nicht uninteressante Schock, den man beim ersten Sichten erfahren muss. Sofort kommen einem Fragen in den Sinn, die in der sehr dünnen Story sogar großteils beantwortet werden. Ob man mit den einzelnen Antworten nun zufrieden ist oder nicht liegt bei jedem selbst. Theoretisch kann ich mit der Erklärung leben, warum die Familie wo und warum nun dort lebt und ihrem Treiben nachgeht, wo sie es nun einmal jetzt tut.

Auch wenn Leatherface ein paar sehr originelle Szenen zugeschrieben bekam (die Kettensäge als Phallussymbol (nicht nur komisch gemeint, sogar recht nervenkitzelnd eingesetzt) oder auch die Szene, in der er der Heldin helfen will, in dem er sie mit einer seiner frischen Masken tarnt), liegt gerade in seiner Fortsetzungs-Metamorphose eine der großen Enttäuschungen von Teil 2. Aus Leatherface ist ein Hampelmann geworden. Alles psychologisch zutreffende aus Teil 1, was nur am Rande aufblitzte, wird über Bord geworfen, um aus ihm einen Freak zu machen, dem letzten Endes die Würde fehlt, um als Freak a la Freddy Krueger gefallen zu können. Wie provokativ, interessant und gelungen man Leatherfaces Charakter hätte ändern können, wird z.B. in „Texas Chainsaw Massacre 4 – Die Rückkehr“ deutlich, der aus dem Kettensägenschwinger eine Tunte machte, sehr zum Ärgernis ignoranter Fans.

„Texas Chainsaw Massacre 2“ ist kein Totalreinfall, er hat für eine bessere Bewertung aber einfach zu viele Leerläufe. Gerade in der zweiten Filmhälfte gibt es zu viel, was man in Teil 1 wesentlich besser und cleverer gesichtet hat. Zudem wirkt die Location nicht, in der die Kannibalenfamilie nun haust. Dies ist ein entscheidender Fehler, wenn man bedenkt wie viele Filmminuten dort verbracht werden.

Kleine Überraschungen, wie der Fund von Franklyns Leiche, gibt es in der 2. Hälfte kaum noch. Dennis Hopper als Kettensägenschwinger, was in der 1. Hälfte beim Einkauf dieses Werkzeuges noch recht lustig umgesetzt wurde, erfährt in der 2. Hälfte endlosen Leerlauf. Ewig wird gesägt und gesägt. Wer will das sehen? Ja, Holz kann man sägen! Danke für diese Info. Aus dieser Sinnlosigkeit, gerade wegen der Gefahr die wegen seines Handels der Hauptrolle widerfahren könnte, hätte man einige gute Ideen ernten können. Dann hätte man aber so pfiffig arbeiten müssen wie in Teil 1. Und dessen Intelligenz scheint mir nach Sichtung diverser anderer Hooper-Filme eher zufällige Intuition gewesen zu sein, statt gewollte psychologische Raffinesse.

Teil 2 ist blutiger, alberner und rasanter. Trotz seiner actionreicheren Geschichte tritt Hooper aber ständig unnötig auf die Bremse, so dass das fertige Werk dann doch sehr langweilig ist. Gegen Ende wünscht man sich den Schluss geradezu herbei. Kettensägenmassaker auf „Muppets“-Niveau hätte etwas radikales, provokatives und innovatives werden können. Die Umsetzung der gewagten Herangehensweise lässt allerdings so stark zu wünschen übrig, das von Innovation, Mut oder gar Kunst nicht mehr gesprochen werden kann. Damit könnte ich noch leben. Aber da das ganze auch unterhaltungstechnisch nicht funktionieren will, bin ich doch sehr enttäuscht.  OFDb

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