Ein Sheriff muss entdecken, dass das Städtchen, in dem er lebt, ein
Geheimnis hat. Ein Unfallopfer wird nach dem Tod wiedergesehen, Bürger
verhalten sich merkwürdig, sogar die eigene Frau, und nach und nach
wächst in ihm der Verdacht, dass Tote einen Weg zurück ins Leben
gefunden haben...
Tot, begraben und dann?...
Acht Jahre nach „Tunnel der lebenden Leichen“ drehte Gary Sherman erst seinen nächsten Film. Es war wieder ein Horrorbeitrag, und dieser ist auf völlig anderer Ebene gleich beeindruckend, wie sein Vorgänger-Werk. In erster Linie glänzte Shermans erster Film durch eine gut durchdachte Psychologie des Monsters und einer sehr individuellen Figur des Helden. Letzteres ist in „Tot und begraben“ nicht der Fall, der Held des zweiten Filmes, ein Sheriff, wird dafür aber immerhin griffig präsentiert. Es ist im Prinzip eine 08-15-Rolle, die als solche aber kaum auffällt, da die Ereignisse um ihn herum den Zuschauer an ihn klammern lassen. Seine Funktion als Identifikationsfigur klappt also wunderbar.
Am Anfang steht der Zuschauer jedoch alleine da. Und nirgendwo wirkt der Film wieder so bedrohlich wie hier. Das Grauen stürzt urplötzlich auf den Zuschauer herab. Abgelenkt durch eine emotional starke, ruhige Szene (diese Art der Inszenierung war bereits Shermans Trumpf im „Tunnel der lebenden Leichen“) wird zu einer Terrorszene in reinster Form, bei der es einem eiskalt den Rücken runter läuft. Ohne Übertreibung kann ich behaupten, nur selten bedrohlichere Szenen in Horrorfilmen gesichtet zu haben, wie hier. Und die erste gehört mit dazu. Und wenn sie später in einem Krankenhaus weitergeführt wird, hat sie ähnliche Wirkung. „Tot und begraben“ rüttelt einen immer wieder wach. Faszinierend was Sherman dem Zuschauer abverlangt, der wählen kann zwischen zugucken und ausschalten.
Was beide Szenen jedoch nicht nötig gehabt hätten, ist die extreme Gewaltdarstellung. In der Eingangssequenz hat sie eine gewisse Faszination, in der Krankenhausszene wirkt die Brutalität jedoch etwas aufgesetzt. Zwar weiß auch dieser Filmmoment zu schocken, mitunter wegen dem sehr abartigem Gezeigten, nötig wäre der Grad der Brutalität jedoch nicht gewesen. Die Situation allein strahlt eine derartige Bedrohung aus, dass Sherman von Glück reden kann, mit der provokativen Gewaltdarstellung nicht alles wieder ruiniert zu haben.
Wie erwähnt fehlt zu Beginn die Identifikationsfigur. Ähnlich wie bei „Psycho“ lernt man wen kennen (in diesem Falle zwei Charaktere), orientiert sich an ihnen, um dann mit einem Schocker allein gelassen zu werden. Im Gegensatz zu „Psycho“, der uns einen halben Film lang an der Nase herumgeführt hat, geschieht der psychologische Effekt hier bereits nach nur einer längeren Szene. Man kann hier jedoch nicht vom üblichen Eingangsmord eines Horrorfilmes sprechen. Dafür ist der Zuschauer zu emotional an den Figuren gebunden.
Die Wirkung der ersten Filmphase wird in „Tot und begraben“ nie wieder so intensiv werden. Und doch bleibt Shermans Streifen hoch interessant. Weitere Opfer werden horrorfilmüblich in die Story integriert. Der Weg zu ihrem Tod ist gut gefilmt, wie alles in diesem Streifen, letztendlich kommen diese Momente über gängige Routine jedoch nicht hinaus. Das ist auch gar nicht schlimm, denn gemeinsam mit dem Sheriff sucht man gefesselt des Rätsels Lösung.
Diese erahnt man nach einiger Zeit, werden doch genug deutliche Hinweise gegeben. Es bleibt dennoch interessant, da nun der genaue Hintergrund Neugierde weckt. Der Schluss bietet eine pfiffige Pointe, so viel kann ich verraten. Der Weg zur Auflösung wird stets von einer dichten Atmosphäre begleitet, die den Film nur selten loslässt. Der Mittelteil mag leicht gestreckt wirken, das mag manchem moderneren Cineasten negativ auffallen. Ich jedoch genieße die langsame Erzählart dieser vergangenen Filmschaffenszeit und suhle mich nur allzu gern in dieser ebenso packenden wie staubtrockenen Atmosphäre. Im direkten Vergleich zu „Tunnel der lebenden Leichen“ kann man allerdings von einer flotteren Umsetzung sprechen, dieser war wesentlich ruhiger inszeniert.
Das Spiel Shermans den Zuschauer gemeinsam mit dem Sheriff herausfinden zu lassen was passiert, und dem Zuschauer gleichzeitig einige Details mehr wissen lassen, als den Gesetzeshüter, ist ebenfalls ein gekonnter Kniff des Regisseurs. Nie erfährt man Unnötiges, Sherman gibt uns nur den Happen mehr als dem Sheriff, der für eine spannende Wirkung von Nutzen ist. Ohnehin wusste der Mann sehr genau, wie er was inszenieren muss. Das Drehbuch bietet ungeheuer gute Wendungen, die bei kleinsten Fehlern in der Umsetzung bereits Wirkung verloren hätten. Mich würde es nicht wundern, wenn ein enger Dialog zwischen dem Regisseur und den zwei Drehbuchautoren (u.a. Dan O’Bannon) stattgefunden hat.
Wie weit bin ich Mensch? Wie weit bin ich von anderen zu abhängig? Lässt diese (gewollte oder ungewollte) Abhängigkeit Individualität zu oder glaube ich nur individuell zu sein? Wie weit bestimmen andere über mich? Was steckt unter der Maske der alltäglich zu sehenden Gesellschaft? All das sind Fragen, die „Tot und begraben“ aufwirft, in einer Zeit, in der man nicht mehr gefragt wird, ob man Teil dieser Gesellschaft sein will. Globalisierung und der Wandel von Demokratien zu gläsernen Staaten, machen die Identifikation mit Filmen wie „Tot und begraben“ auch heute noch möglich. Shermans trockene Umsetzung mag auf manche antiquiert wirken, das Thema bleibt aktuell wie eh und je. Sherman nutzt diesen Hintergrund zum Angst schüren (im positiven Sinne, ist ja schließlich ein Horrorfilm), Antworten gibt er nicht.
„Tot und begraben“ bietet ein wenig von dem, was man eher unter dem Titel „Tunnel der lebenden Leichen“ vermutet hätte. Wie weiter oben erwähnt war Dan O’Bannon an Shermans zweiter Regiearbeit beteiligt. Und dass dieser das grobe Thema auch völlig anders umzusetzen wusste, bewies er mit „The Return Of The Living Dead“, meiner Meinung nach der beste Zombiefilm neben Romeros „Zombie“. Eine Dan O’Bannon-Nennung im Vorspann macht eigentlich immer Mut. „Tot und begraben“ ist hierfür lediglich eine weitere Bestätigung. Ein Geheimtipp ist er schon lange nicht mehr, die meisten Horrorfans haben den Film schon mindest einmal gesichtet. Er ist ebenso Pflichtprogramm wie die anderen in diesem Absatz genannten Filmtitel. Im Vergleich mit diesen steht „Tot und begraben“ weit hinten an. Aber er ist ein sehr gelungener Horrorfilm, der genau das bietet, was von einem Genrebeitrag eigentlich erwartet wird: Schock, Blut, Spannung und eine mysteriöse Geschichte! Was will man eigentlich mehr? OFDb
sehr guter Beitrag
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