23.12.2012

VERFLUCHT (2005)

Während ihre Freundin am Angriff eines Wolfes starb, kommt das Geschwisterpaar Jimmy und Ellie unversehrt davon. Jimmy beobachtet jedoch, dass er und seine Schwester sich verändern. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass sie sich in Werwölfe verwandeln werden...

Der Fluch des Ideenmangels...
 
Der Werwolf ist aus dem Horrorgenre einfach nicht wegzudenken. Immer wieder kommen Filmemacher und hauchen dem urigen Ungeheuer neues Leben ein. Würde man sich allerdings lediglich an Werken wie „Verflucht“ orientieren, könnte man fälschlicher Weise den Eindruck gewinnen, der Wolf gehöre eingeschläfert und das Subgenre, das er beherbergt, gehöre in Vergessenheit.

„Verflucht“ versucht sich ungeheuer flott und modern zu geben, plündert aber alle möglichen Vorgängerfilme zur Werwolfthematik (und auch andere Gebiete des Horrorfilms) lediglich gnadenlos aus, ohne auch nur den Hauch neuer Ideen einzubringen. Ein solcher Mix kann eigentlich nicht gut gehen. So erblicken wir Christina Ricci in Situationen, die Nicholson in „Wolf“ erleben durfte (die Wolfsinstinkte entdecken und im Arbeitsalltag zum Vorteil nutzen), Jesse Eisenberg darf die Geschehnisse um Michael J. Fox in „Teen Wolf“ nachspielen, dabei wechselt die Sportart vom Basketball zum Ringen, Klassiker wie „Der Wolfsmensch“ werden zitiert, zudem sind Parallelen zu erkennen zu „Ginger Snaps“, „Lost Boys“ und in der Auflösung zu „Scream“ (ein erster Täter lenkt vom Hauptverdächtigen ab, der nach der ersten Auflösung ebenfalls Täter ist, gähn). Gerade letzter Punkt ist ärgerlich, da im Bereich Regie und Drehbuch die selben Leute an beiden Filmen beteiligt waren.

Damit kämen wir dann auch zu einem besonders peinlichen Bereich. Drehbuchautor Kevin Williamson ist für seinen Größenwahn bekannt (setzte ausgelutschte Themen moderner um und verkündete nach den ersten Erfolgen, er würde sich nun jedes Genre vorknöpfen), bei ihm wundert eine solch durchschnittliche Leistung nicht. Aber dass Wes Craven einem solche Magerkost vorsetzt, ist nun wirklich ärgerlich und vor allen Dingen peinlich zu nennen. Dieser Mann ist zwar dafür bekannt Filme unterschiedlichster Qualität zu drehen, dementsprechend ist öfters auch mal Bockmist mit drunter, schaut man sich aber „Verflucht“ an, würde man einen Regieneuling vermuten, der aus dem Bereich der Musikvideoindustrie kommt, nicht aber einen jahrzehntelange erfahrenen Regisseur, der zudem noch im Genre Horror zu Hause ist.

Ja o.k., auch ich habe gelesen, dass er von den Produzenten mit Nachdrehs und anderen Korrekturen arg verarscht wurde, aber ich wüsste nicht, wie aus dem Streifen mehr hätte werden können als Routine. Würden wir hier nur von der endlosen Storyklauerei verwandter Produkte sprechen könnte die Inszenierung noch einiges raushauen. Aber Cravens Werk kann bei all den gleich aufgezählten Beispielen nicht nur das Produkt ärgerlicher Produzentenverwurstung gewesen sein.

Z.B. ist Christina Ricci nun seit Kinderbeinen an als besonders talentierte Schauspielerin bekannt. Sichtet man sie in „Verflucht“ könnte man meinen, sie sei die 08-15-Besetzung eines solchen Streifens. Relativ lustlos, wenn auch gekonnt routiniert, spielt sie ihre Rolle mit halber Backe runter (zur äußerlichen Freude wenigstens wieder mit der richtigen Haarfarbe) und bezieht ihre Wirkung lediglich über ihre Niedlichkeit. Nicht einmal in den Momenten, in denen sie das Tier im Menschen verkörpern durfte, schimmert so etwas wie gekonntes Schauspiel hervor. Warum? Wir wissen doch sie kann es anders! Jeder andere Darsteller dieses Genrebeitrags weiß anbei auch nicht zu überzeugen. Nur die wenigsten spielen schlecht, aber zu mehr als Routine kommt es bei keinem der Beteiligten vor der Kamera.

Die Spezialeffekte sind ein zweischneidiges Schwert. Huscht der Werwolf relativ kurz durchs Bild, sieht das Ergebnis schon recht toll aus. Und glücklicher Weise geht das Debakel, den Wolf lange im Bild zu halten, erst zum Finale hin los, dann wird es aber richtig brutal. In solchen Momenten wirkt das Tier wie die Figur aus einem computeranimierten Zeichentrickfilm. Es mag nach Übertreibung klingen, aber das haarige Etwas war nicht weit von der Animationsklasse von dem Vieh aus „Monster AG“ entfernt.

Ganz schlimm war allerdings die Verwandlungssequenz gegen Ende. „Hulk“ gehört wirklich zu den miesesten Großproduktionen der letzten Zeit, wenn es um die Wirkung der Computeranimation in einem Realfilm geht. „Verflucht“ stellt diesen digitalen Dünnschiss allerdings locker in den Schatten. Was hier gezeigt wird sieht unecht aus und weiß nicht einmal zu gefallen wenn einem die Echtheit einer solchen Szene egal wäre.

Es ist traurig mit was sich die Teens von heute scheinbar zufrieden geben („I Am Legend“ wäre in diesem Punkt auch ein gutes Beispiel). Man fragt sich, warum ewig krampfhaft mit dem Computer getrickst wird, wenn handgemachte Effekte bereits in den 80ern bei „American Werewolf“ wesentlich effektiver und echter umgesetzt wurden. Ich habe nichts gegen Computeranimation, diese wäre sicherlich ein Hit, wenn man genügend Geld in diesen Bereich gesteckt hätte („Jurassic Park“ ist heute immer noch eine optische Wucht), aber wenn man einen auf Schotte machen will, kann man auch gleich zu handgemachten Methoden greifen. Dann enttäuscht man wenigstens nicht den Konsumenten, der immerhin Geld ausgibt, um sich einen Film anzuschauen.

Ja, ich schimpfe auf dieses Werk, und ich denke mal das ist bei der Anzahl der Gründe auch gerechtfertigt. Ich möchte dennoch darauf hinweisen, dass „Verflucht“ funktionieren kann, wenn man seine Erwartungen weit zurückschraubt. Dann ist er immerhin guckbare Routine, der man nur immer wieder einen Hauch mehr Individualität wünscht. Alles läuft nach Strickmuster X ab, selbst das Happy End ist unerträglich zuckersüß, auch wenn man mit einem Schluss dieser Art rechnet.

Psychologisch stimmt mal wieder gar nichts, dafür geht ordentlich die Post ab (wenn auch recht unblutig), vereinzelt gibt es flotte Sprüche, und das Vieh sieht in den kurzen Sequenzen, wie bereits erwähnt, auch recht interessant aus. Insgesamt ist „Verflucht“ aber einfach viel zu brav umgesetzt, zwar für das Jugendpublikum konzipiert, dürfte aber selbst für diese Altersstufe schon ausgelutscht wirken. Dennoch kann man sich wohl an folgendem Rezept orientieren: Je jünger man ist, desto besser könnte einem Wes Cravens Ausflug in den Werwolf-Bereich gefallen.  OFDb

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