26.01.2013

DEAD SNOW (2009)

In den Bergen Norwegens macht eine Gruppe Medizin-Studenten mitten im Winter Urlaub in einer kleinen Hütte am Wald. Sie entdecken eine kleine Schatzkiste, die SS-Soldaten aus ihrem Tod erweckt. Die Nazizombies wollen ihr Gold zurück...

Schnee hat keinen Puls...
 
Vergammelte Zombies in SS-Uniform, die durch die Schneelandschaft Norwegens geistern, das klingt nach einer Optik, die hilfreich für eine dichte Atmosphäre wäre. Das in „Schreckensmacht der Zombies“, „Oase der Zombies“ und „Die Nacht der Zombies“ so ernst angegangene Thema mit wiedererweckten Nazis wurde diesmal humorvoll angereichert, auch dieser Gedanke weiß zu gefallen. Dass nun noch die Zuschauerreaktionen meist positiver Natur sind, weckt die Erwartungshaltung ungemein. Ein solcher Film musste auf dem Beamer geguckt werden, gemeinsam mit einem gleichgesinnten Cineast mit Hang zum Trash.

Auch das Bild im DVD-Menü weiß zu gefallen, sieht man dort doch die besagten Soldaten im Schnee stehen, ein optisches Highlight wie erhofft. Genau diese Sequenz weiß auch im eigentlichen Film zu gefallen, sie ist aber nur eine von wenig positiven Momenten.

Warum das Ergebnis von „Dead Snow“ so nüchtern ausgefallen ist, verstehe ich nicht. Eine Holzhütte an einem Wald wie bei „Tanz der Teufel“ (der eine Erwähnung bekommt) gemixt mit dem eisigen Weiß von Schnee, allein das sollte reichen um zu gefallen. Die Studenten trudeln ein, machen zunächst den Eindruck unterschiedlichster Charaktere, doch diese Fehleinschätzung wird schnell erkannt, wenn man trockenen Dialogen und Situationen in der Hütte folgt, bei denen man ständig auf den angekündigten Witz wartet. Der schielt jedoch nur ab und an um die Ecke, und so bleibt das erste Drittel in Ermangelung an Geschehnissen recht uninteressant.

Ein Mann kommt daher, warnt das Jungvolk vor den Gefahren dieser Gegend, gibt der Bande Nachhilfeunterricht in Geschichte, was zugegebenermaßen auch sehr angenehm auf den weiteren Verlauf des Films einstimmt. Am Ende legt die Geschichte jedoch nicht nahe, warum man dieses Gebiet meiden sollte. Das hat wahrscheinlich auch der Erzähler eingesehen, der sich wieder von dannen macht, um alleine in jener Gegend zu campen, vor der er die jüngere Generation gerade noch gewarnt hat. Horrorgesetz sei dank war dies sein letzter Fehler.

Die Atmosphäre der Location zu vergeigen ist eine Sache. Den Fund eines geheimen Schatzes so larifari umzusetzen wie in „Dead Snow“ geschehen, ist schon mangelndes Talent hoch zehn. Da fehlt jede Mystik, jedes Gefühl von Abenteuer, das Kistchen befindet sich im Keller, und nicht einmal den muss man durchforsten. Ein Griff durch die Luke und einer von den Helden hat das Kästchen in der Hand.

Nun können die Zombies endlich auf der Bildfläche erscheinen. Das machen sie auch direkt nach einer Sexszene, die auf einem Klo nach erfolgreichem Stuhlgang stattfindet. Da kann man nur der Wissenschaft danken, dass sie bisher nicht dazu fähig war, Fernsehen mit Geruch zu erfinden. Die Zombies sehen immerhin sehr nett aus, auch wenn ihre Darsteller lediglich Gummimasken tragen müssen. Negativ fällt das erst bei Oberst Herzog auf, der eine Wunde am Mund hat, die zu steif und gummiartig wirkt.

Wie im modernen Untoten-Film üblich, dürfen die Zombies flink laufen, wie seinerzeit beim bisher unerreichten „Return Of The Living Dead“. Anfangs verbarrikadiert man sich in der Hütte in alter „Nacht der lebenden Toten“-Art, doch das ist nur von kurzer Dauer.

Aus nachvollziehbaren Gründen trennt sich die Gruppe. Wer Held und wer schnelles Opfer wird kommt unerwartet. Das wäre ein deutlicher Pluspunkt für das immer gleich ablaufende Subgenre Zombiefilm. Aber leider setzt die Regie nun auf den Humor, der bisher zu kurz kam. Und so kämpfen die Überlebenden nun mit den Untoten. Letztere stellen sich dämlicher an als erwartet. Da wird gesplattert und in „Braindead“-Art gewitzelt, Spannung oder Grusel-Feeling kommt da nie auf. Als Party-Film mag dies bei einem bierseligen Publikum funktionieren, aber nur ein bisschen Goregelächter in sonst routinierter bis langweiliger Umsetzung reicht mir nicht.

Der Humor wird völlig falsch dosiert. Zwar wissen einige brutale Gimmicks in der zweiten Hälfte zu gefallen, dennoch ist es erbärmlich, wenn der wahre Witz nur in Gewalttaten Gestalt annimmt. In der ersten Hälfte, da hätte es Gags regnen können. Da hätte man mit subtilerer Komik, vielleicht sogar mit groteskem Humor arbeiten können. Was man in der zweiten Hälfte erlebt ist schwarzer Klamauk in übertriebenen Situationen. Bei „Versus“ hat mir das gefallen, der wusste aber auch was er erzählen wollte. Den Eindruck hatte ich bei „Dead Snow“ nie.

Immerhin weiß der Schluss-Gag zu gefallen, und man kann den Streifen halb amüsiert bis zum Schluss schauen. Aber dass in einem europäischen Film die Charaktere so eindimensional herausgearbeitet wurde und es die Regie nicht schaffte die vielen positiven Elemente zu nutzen, das macht den Film ebenso kaputt wie die falsche Anwendung von Humor. Selbst als geistlose Unterhaltung hätte es ruhig eine Spur pfiffiger zugehen können. Gerade „Return Of The Living Dead“ bewies dass eine Horror-Komödie auch intelligent erzählt sein kann. Er bewies ebenso, dass Albernheiten wunderbar neben echter Gruselatmosphäre bestehen können. „Dead Snow“ versucht gar nicht erst Horror zu sein. Eigentlich ist er lediglich eine Komödie, die auf das gerade angesagte Zombie-Thema aufspringt und es dabei belässt, dass Nazizombies die Aufhänger sind. Weiterer Ideen verweigerte man sich trotzig.

Was bleibt ist zum Thema untote Nazis weiterhin das Sichten des schundigen aber nett anzusehenden „Schreckensmacht der Zombies“ und den überraschend sympathischen "Outpost - Zum Kämpfen geboren". Ich warte allerdings noch immer auf eine wirklich gute Umsetzung dieses oft missglückt angegangenen Themas.  OFDb

3 Kommentare:

  1. Hier kann ich mich nur anschließen. Die erste Stunde von "Dead Snow" ist einfach nur für die Tonne und die zweite Hälfte ist zwar blutig aber überraschend ideenarm. Hätte man mehr darauf geachtet die Spannung von Anfang an richtig zu steigern wäre daraus vermutlich ein tolles Freak-Filmchen geworden aber so reicht es gerade mal zu einem: "Naja, das gabs schon besser". Für mich eine ähnliche Enttäuschung wie "Zombieland" und "Dance of the Dead".

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    1. Ich habe bei Freunden mal die ersten 15 Minuten von "Zombieland" gesehen und musste dann los. Bin aufgrund des flotten Anfangs dann mit viel Erwartungen herangegangen, und da war der Restfilm schon was ernüchternd. Ich finde ihn dennoch recht spaßig, wenn auch nicht so gut wie es immer heißt. Aber bei "Dance Of The Dead" und "Dead Snow" würde ich Dir nie widersprechen. "Last Of The Living" ist im übrigen auch so ein magerer Kandidat.

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  2. Last of the Living ist auch ein sehr bescheidenes Filmchen. Einzig die Szene mit dem Fallschirm hat mir einen lauten Lacher entlockt, der Rest war komplett fürn Hugo :-)

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