26.01.2013

PREY (2007)

Ein Urlaub in Afrika soll die Kinder Jessica und David mit ihrer neuen Stiefmutter Amy zusammenschweißen. Also schickt Papa Tom seine drei Liebsten auf eine Safari, während er Geschäftliches zu erledigen hat. Da die Safari zu langweilig ist weicht man vom Weg ab und fährt frei durch die Wildnis. Da David jedoch vor der Fahrt nicht auf Klo war, wird ein Stop eingelegt. Zum geplanten Stuhlgang kommt es jedoch nicht mehr. Der Reiseleiter wird von Löwen gefressen und die drei Überlebenden sitzen im Auto fest. Als seine neue Ehefrau und die Kinder nicht zurückkehren, macht Tom sich mit einem erfahrenen Großwildjäger auf die Suche nach den Verschollenen...

Gut gebrüllt, Löwe...
 
Darrell Roodt, Regisseur dieses Tierhorrors, dreht nun schon seit den 80er Jahren fleißig Filme, und schon viele der Titel verraten, dass er oft im Trashbereich tätig ist. Titel wie „Dracula 3000“, die Geschichte eines Captain Van Helsing im All, oder „Sumuru – Planet der Frauen“ sprechen eine deutliche Sprache. Der Bereich Tierhorror ist nicht zwangsweise im Trashbereich daheim, deswegen weiß man vor dem Sichten nicht, was man bei einem Löwen-Schocker unter solcher Regie erwarten soll.

Letztendlich guckt sich „Prey“ recht routiniert. Afrika bietet schöne Landschaftsaufnahmen. Mit besonderen Fotografien dieser muss man hier jedoch nicht rechnen, was soweit nicht weiter wild ist, weil die Gegend bereits Wirkung genug besitzt.

Die Tierdressuren gehen in Ordnung. Auch wenn Löwen nicht die selbe unheimliche Wirkung verbreiten wie Alligatoren (wohl der Fluch jeden uns mimisch verwandten Säugetiers), so weiß doch zumindest der Gedanke von einem solchen Profi der Jagd bedroht zu werden zu ängstigen. Hierfür muss jedoch die Umsetzung gut sein, und da haben wir bereits den Haken an der Sache. 

Zwar macht „Prey“ einen recht durchschnittlichen Eindruck, und letzten Endes kann man ihn auch ruhig als Routine bezeichnen, aber die Charakterzeichnung der Figuren macht vieles kaputt. Die Figur der Amy ist ein Hohlbrot sondergleichen. Das soll es ja geben, ginge also in Ordnung, wenn der Drehbuchautor sie zumindest als solches verstanden hätte.

Ihre Dummheit ist bereits bemerkbar, wenn sie keine Antwort auf die Frage Davids hat, was vom getöteten Reiseleiter denn noch beerdigt werden soll. Anstatt auf die Knochen zu verweisen, sagt sie, sie wisse es selber nicht. Verschönte Wahrheit, wie in Ami-Land üblich, zum Schutze der Kinderseele? Nein, sie weiß es wirklich nicht.

Als Amy die Möglichkeit hat sich und die beiden Bälger zu retten, begeht sie einen dummen Fehler nach dem anderen, während die 14jährige Jessica an ihrer Seite wesentlich klüger ist, und die Dame vor der Katastrophe auf ihre Fehler aufmerksam macht. Wie der Satz zuvor bereits verdeutlichte kommt es zur Katastrophe, und man bleibt erneut in alter „Cujo“-Art im Auto hängen, umzingelt von den noch immer hungrigen Löwen.

Zumindest wird die Angriffslust auf Menschen und der weitere Jagdtrieb nach Sättigung durch die Dürrezeit begründet. Sonst gäbe es auch hier Grund genug zu meckern. Aber das was nach dem endgültigen Autocrash passiert setzt allem nun die Krone auf. Die bockige Jessica nähert sich ihrer verhassten Stiefmutter. Beide finden einen Weg zueinander, trotz allem was zuvor passiert ist. Mit einem Mal darf Amy brauchbare Ideen an den Tag legen und wird sogar ein toller Mutterersatz, nachdem sie zuvor gehirnamputiert das Leben der sie nun Mögenden unnötig in Gefahr gebracht hat.

Kleinlich? Ich werde noch kleinlicher: Dass die Amerikaner bieder und verkrampft sind ist jedem bewusst. Aber man muss sich mal folgendes vorstellen: Der Halt, der überhaupt erst zu der Löwenbedrohung führt, wurde verursacht dadurch, dass der kleine David in der Einöde ein großes Geschäft machen musste. Noch bevor der junge Mann seinen Darm entleeren kann, kommt es zur ersten Löwenattacke. Wieder im Auto denkt man der Junge hat vor Angst in die Hose gemacht, und es wäre typische Ami-Verlegenheit nicht auf ein Stinkerchen im Auto aufmerksam zu machen.

Kurze Zeit später, wenn Amy David fragt ob er noch immer müsse, sagt dieser verängstigt nein. Das heißt erstens dass die Angst den vom Körper nicht benötigten Unrat nicht in die Hose trieb und zweitens, dass der Stiefsohn seinen Darm derart unter Kontrolle hat, dass er einfach nicht mehr muss. Und nun kommen wir zum K(n)ackpunkt: Er muss nie mehr, weder groß noch klein. Weitaus länger als 24 Stunden sitzen die Drei fest und keiner von ihnen muss auf Klo. Jede kleinste Bewegung nach draußen lockt die Löwen. Und da die Etepetete-Nörgler-Teeniegöre nicht über den Gestank im Auto meckert, während sie ansonsten alles andere zum Anlass nimmt ihrem Unmut freien Lauf zu lassen, kann man wohl davon ausgehen, dass auch niemand durch die Notsituation seine Garderobe ruiniert hat.

Ein Film, der jedem Mut ausweicht, seine Geschichte, die schon viele male erzählt wurde, haargenau so wiedergibt, wie bisher so oft gesichtet, ein Werk dass sich so extrem der Routine hingibt und nicht einmal damit überzeugt theoretisch liebgewonnene Charaktere in den Tod zu schicken (es darf wieder nur jeder sterben, der den sensiblen Zuschauer nicht all zu sehr schockt), der muss zumindest mit sympathischen Figuren trumpfen und sich in Sachen Logik immerhin ein wenig zusammenreißen. Was manch einer als Kleinkrämerei titulieren mag, ist für mich genau der Grund, warum ein solch routinierter Film nicht den Bogen bekommt, um wenigstens dem Stammpublikum zu gefallen.

Das bekannte Szenario bleibt somit zu theoretisch. Ein Mitfiebern findet nicht statt, man weiß jederzeit was als nächstes passiert, und dank realitätsferner Körperfunktionen und anderen menschlich fremden Elementen wird auch eine Identifikation nicht möglich.

Die routinierte Umsetzung, die brauchbaren Tierattacken und Effekte sowie die wunderbare Landschaft bewaren den Streifen vor dem Untergang. Trotz alledem ist „Prey“ nur dem ganz hartgesottenen Genrefan zu empfehlen. Der Rest muss sich zum Thema „böse Löwen“ noch immer an „Der Geist und die Dunkelheit“ halten. Der bleibt weiterhin konkurrenzlos. „Prey“ ist für sein spätes Erscheinungsdatum eigentlich schon dreist routiniert zu nennen. Viele Filmschaffende geben sich einfach keine Mühe mehr.  OFDb

1 Kommentar:

  1. "was soweit nicht weiter wild ist" finde ich im gegebenen Kontext eine köstliche Formulierung. ;-)

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