Erstmals aufmerksam wurde ich auf Rainn Wilson in seiner Vater-Rolle in „Hesher“, die seine Wandlungsfähigkeit bereits mehr als deutlich machte. Später in der Hauptrolle in der Superhelden-Parodie „Super“ erkannte ich ihn gar nicht wieder, brillierte er doch auch hier mit gekonntem Spiel, da er sowohl die feinen als auch die lauten Möglichkeiten der Schauspielerei beherrscht. Nach mittlerweile drei von mir gesichteten Staffeln der amerikanischen Sitcom „The Office“, in welcher Wilson den Dwight mimt, habe ich mir endlich seinen Namen gemerkt. Nun gehört er zu jenen Leuten seines Fachs, deret wegen ich auf Filme neugieriger werde, deren Stoffe mich zunächst nur bedingt interessieren. Und so griff ich auch zu „The Rocker“, der mir ein bisschen zu sehr nach dem fünf Jahre zuvor erschienenen „School of Rock“ mit Jack Black in der Hauptrolle klang.
Die Ausgangslage ist tatsächlich recht ähnlich, und im direkten Vergleich wirkt der eigentlich talentiertere Mime Wilson nicht so gut besetzt wie Black einst im Vergleichsfilm. Zu wirken weiß der gute Mann für sich gesehen jedoch sehr wohl, und die Geschichte geht recht schnell eigene Wege, so dass beide Filme dann doch nicht wirklich zu vergleichen sind. Eines haben sie jedoch trotz aller Unterschiedlichkeiten gemein, beide baden im Mainstream, der eine etwas mehr, der andere etwas weniger gelungen. Aber so oder so: innovativ sieht anders aus.
Man kann von Glück reden dass der kitschige „Highschool Musical“ nicht zu viel Einfluss auf „The Rocker“ ausgeübt hat. Sicher gibt es den einen nur aufgrund des Erfolges des anderen, aber man wechselte glücklicher Weise nicht nur die Musikrichtung, man orientierte sich auch an die Mentalität die mit dieser einher geht. Streng genommen muss man sogar sagen mit den Mentalitäten, denn hier trifft das Lebensgefühl des klassischen Rocks aufgrund des Generationenzusammenknalls auf die Mentalität des modernen Rock.
Und hier befindet sich auch einer der Schwachpunkte des Streifens, ist „The Rocker“ doch trotz des Alten im Mittelpunkt hauptsächlich am jüngeren Publikum orientiert erzählt, und da kommt der weichgespülte, leicht geklont wirkende Rock der im Zentrum stehenden Band doch etwas zu gut weg, so ganz frei von Kritik, in einer Geschichte, in welcher der große Traum von Teenagern wahr wird. Dass dies in seiner völlig verharmlosten Form mit seinem blauäugigen Blick auf den Alltag im Rampenlicht nicht vollends den Bach runter geht, liegt letztendlich einzig an Fishman, der als durchgeknallter Fremdkörper in einer an sich geordneten Welt ordentlich Chaos anstiftet.
Kompromisslos funktionieren würde dieser absichtliche Zusammenknall jedoch nur wirklich, wenn die Basis auf welcher sich Wilson austobt, die Normalität, auch realitätsorientiert dargestellt würde. Das ist leider nicht der Fall, so dass „The Rocker“ trotz seiner sympathischen Besetzung (Christina Applegate als verständnisvolle Mutter, die völlig unterforderte Emma Stone, die so viel mehr kann als hier von ihr verlangt wird) zu sehr zwischen schwülstigen Pubertätsträumen und der Komik eines Mannes, der nie erwachsen werden wollte, hin und her springt.
Sicher macht das auf 90 Minuten Spaß, zumal es einige wahrlich lustige Szenen zu sehen gibt. Aber insgesamt ist „The Rocker“ dann doch zu routiniert und vorhersehbar ausgefallen, als dass man ihn wirklich irgendwem empfehlen wollen würde. Kurzum: als harmloser Zwischendurchverzehr geht Peter Cattaneos humoristischer Musikfilm in Ordnung, zu mehr reicht es nicht. Auch die Kompositionen der Rockband reißen nicht wirklich vom Hocker und machen eher die Probleme der heutigen Musikindustrie deutlich anstatt sie zu feiern. Erkannt hat das bei der Umsetzung von „The Rocker“ aber scheinbar niemand. OFDb
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