25.04.2016

INTERSTELLAR (2014)

Zu dem umstrittenen Regisseur Christopher Nolan kann man stehen wie man will, interessant fallen seine Werke alle aus, die geglückteren genauso wie die weniger geglückten. Der gute Mann schafft es immer wieder reizvolle Stoffe an Land zu ziehen und aus diesen durch eine komplexe Vertiefung und einer wuchtigen Umsetzung ein aufregendes Erlebnis für den Zuschauer zu gestalten. Leben haucht er seinen Filmen jedoch nur bedingt ein, kann ich dem ihm häufig entgegengebrachten Vorwurf seine Geschichten zu formelhaft umzusetzen doch zustimmen, zumal sich keines seiner Werke je Zeit nimmt von Dingen zu erzählen, die später nicht wichtig werden würden. Alles muss kompakt aufeinander abgestimmt sein. Da das Leben aber so nicht funktioniert, bleibt so immer eine gewisse Leere enthalten, auch in den ansonsten wirklich geglückten Filmen.

Neben „The Dark Knight“, „Memento“ und „Inception“ zählt „Interstellar“ meiner Meinung nach zu diesen sehenswerten Beiträgen des Regisseurs. So innovativ wie die Geschichte auf die junge Generation Cineasten wirken mag, ist der Stoff freilich nicht wirklich. Aktuell denke man nur an „Gravity“, im Mainstreambereich an „Kampfstern Galactica“, am naheliegendsten jedoch an „Contact“, der die meisten Parallelen zum hier besprochenen Werk aufweist. Das beginnt mit der Anwesenheit des Schauspielers Matthew McConaughey, der hier ins All fliegt, in dem anderen Film Jodie Fosters Rolle daran hindert selbiges zu tun. Das geht weiter mit dem Flug ins All, inklusive der Idee eine Fremdhilfe hierfür von wem Unbekanntes zu erhalten, und durch die wissenschaftliche Nähe beider Werke sind freilich auch die Spielereien mit der Relativität in beiden Filmen vorhanden. Allerdings besitzen sie auch beide den Hang gegen Ende in den Esoterikbereich abzurutschen, was der Vergleichsfilm besser verarbeitet als es „Interstellar“ tut.

Dennoch fallen beide Werke recht unterschiedlich aus, und „Interstellar“ bezieht seine Stärken auch meist aus den nicht aus „Contact“ übernommenen Ideen, so dass am Ende beide Genre-Beiträge sehenswert sind. Nolan besitzt die Gabe fremde Welten aufregend in Szene zu setzen, und das ist für eine Geschichte wie diese ungeheuer förderlich, in welcher sich immer wieder die Schauplätze ändern. Der Weltraumflug ist so inszeniert als würde man mitten drin sitzen, die verschiedenen Welten sind einfallsreich und durchdacht umgesetzt, besonders gut hat mir jedoch das Zukunftsbild der Erde gefallen, welches mit simplen und dadurch nachzuempfindenden Mitteln aufzeigt auf welche Art der Planet für den Menschen unbewohnbar wird.

Lediglich der Flug ins Schwarze Loch hat mir nicht gefallen, ist es doch jener Part der mir wie gesagt viel zu esoterisch ausgefallen ist, was einen enormen Sprung bedeutet in einer ansonsten so wissenschaftlich orientierten Erzählung, die selbst auf die Kinotradition verzichtet, dass Geräusche im Weltraum möglich wären. Urplötzlich spinnt sich Nolan einen Unfug zurecht, so als ob das Leben lediglich in einem Miniuniversum stattfinden würde, an dem nur wenige Menschen beteiligt sind. Zufälle häufen sich und lassen den Zuschauer irritiert und verärgert zurück. Ist diese Phase aber endlich überstanden folgt noch ein letzter Akt, der wieder so geglückt und einfallsreich ausgefallen ist wie alles vor dem Tiefpunkt. Somit geht bei einer Laufzeit von fast drei Stunden nicht viel verloren. Das ist zu verkraften, zumal der Rest von einer solch großartigen Umsetzung gestützt wird.

Auch die Schauspieler sind meiner Meinung nach gut gewählt und schaffen es dem an sich eher steril wirkenden Film emotionale Tiefe zu verleihen, so sehr sogar, dass dramatische Momente tiefe Trauer im Zuschauer entfachen können. Der Nolan-Stammschauspieler Michael Caine schafft das in seiner letzten Szene ebenso wie es jeglicher Moment mit McConaugheys Filmtochter schafft, egal ob im Kinder- oder im Erwachsenenalter. John Lithgow ist endlich wieder gegen den Strich besetzt und weiß auch hier in seiner kleinen Rolle zu überzeugen. Unter geht aufgrund seiner unbedeutenden Rolle leider lediglich der talentierte Topher Grace, dem unbedingt mal wer eine wahre Chance in einer Hauptrolle bieten sollte.

„Interstellar“ ist aufregendes Kino, das ich daheim am Fernseher gesehen habe, und selbst dort war sein Effekt umwerfend, so dass ich davon ausgehe dass das Sichten auf der großen Leinwand eine wahre Wucht gewesen sein muss. Die typischen Nolan-Krankheiten sind wieder mit an Bord, werden aber durch die gute Besetzung weitestgehenst ausgebügelt. Zudem sind es aber auch Nolans Stärken die den Großteil des Filmes stemmen, so dass man lediglich aus einer verwöhnten Perspektive heraus meckern kann. Denn eigentlich hat der Regisseur mit diesem Abenteuer dem Zuschauer einen wahrhaftig wirkenden Ausflug ins Weltall geboten und damit einen unglaublich aufregenden Film.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Nachdem ich mir den Film erst nicht ansehen wollte, war ich schlussendlich dann doch froh, es getan zu haben. Ich gebe zu, dass mir die Nolan-Filme sehr zusagen, aber ich habe auch nicht deine cineastischen Erfahrungen :)
    Deswegen fand der Sprung bei mir auch Anklang, weil es dem Film einen ganz neuen Dreh gegeben hat.

    Eine sehr schöne Besprechung!
    Viele Grüsse
    Jari

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    1. Schön dass Dir die Besprechung gefallen hat, danke für das positive Feedback. Was den Sprung betrifft: ich bin immer etwas pingelig wenn eine Thematik zu esoterisch wird. Ich kenne einige Leute, welche die Erkenntnisse aus der Schwarzen Loch-Szene richtig großartig fanden. Das soll denen und Dir auch gegönnt sein, ist halt eher ein persönliches Problem meinerseits, hat mir den Film aber auch nicht kaputt gemacht. LG :)

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