Von dem für unsere Augen ungewohnten Spielort Kuba einmal abgesehen, der für ein paar sozialistische Seitenhiebe gut ist, unterscheidet sich „Juan of the Dead“ kaum von den vielen anderen Zombie-Komödien, die um die Gunst der Zuschauer mit meist blutrünstigen und albernen Gags buhlen. Regisseur Brugués ist sichtlich bemüht dem großen Vorbild „Shaun of the Dead“ nachzueifern, doch fehlt ihm ebenso wie „Doghouse“, „Stalled“, „Cockneys vs. Zombies“ und Co das über allem schwebende Niveau, welches das kunterbunte makabere Treiben Stil und Intelligenz beschert.
Zwar finden sich in „Juan de los Muertos“ (Originaltitel) einige herrlich witzige Momente und einfallsreiche Ideen, die gerade in der Vorgeschichte vor dem großen Zombieausbruch zu gefallen wissen, aber die Power ist schnell aufgebraucht, und man findet sich als Zuschauer schnell erneut im Genre-Standard wieder, immer mal aufgebrochen von einigen gelungenen Restideen. Letztendlich ist „Juan of the Dead“ viel zu schnell und laut ausgefallen, als dass er es mit dem großen Vorbild wirklich aufnehmen könnte. Mit Alltagsgegenständen ungewöhnliche Zombietötungsmethoden zu präsentieren war nun einmal nicht der Löwenanteil der Klasse von „Shaun of the Dead“, hier baut man hingegen sehr stark auf sie.
So ist es dann auch die einzig wirklich ruhige Szene des Films, die mittendrin etwas von jenem Niveau aufzeigt, das man hätte erreichen können wenn man mehr Mut zur Stille, bzw. zum Schritt zurück, gewagt hätte. Wenn Juan auf dem Dach seinem Freund beisteht, der ein letztes Mal den Sonnenuntergang sehen möchte, bevor auch er sich verwandelt, dann treffen hier Tragik und sprudelnde Komik aufeinander, und auch die eher kurz gehaltenen Charaktere bekommen endlich die nötige Tiefe sich mit ihnen zu identifizieren. Ist diese wundervolle Szene vorbei, driftet der Film auf seinen mittelmäßigen Standard zurück, nicht ohne weiterhin hin und wieder tolle Momente zu bieten, aber eben nicht genug um als wirklich unterhaltsame, amüsante Zombiekomödie zu funktionieren, und sei es nur auf dem simplen Niveau eines „Zombieland“ oder „Wasting Away“.
Leider liegt es auch an Hauptdarsteller Alexis Díaz de Villegas, dass mir der Film nicht wirklich munden will, besitzt er doch nicht die nötige Ausstrahlung um den Film tragen zu können. Da fehlt mir das gewisse Charisma, der nötige Loser-Charme, geschweige denn das nötige Schauspieltalent um ihn als zentrale Figur gutzuheißen. Als Tagedieb weiß er immer wieder zu wirken, aber immer dann wenn „Juan of the Dead“ auf die Coolness seines Titelhelden setzt, ein ohnehin schon unangenehmer Teil der Inszenierung, kommt das schwächlich gebaute Persönchen zu wirkungslos daher. Mag sein dass der Effekt aus Mentalitätsgründen bei Kubanern ankommt. In unserer Kultur wirkt Juan jedoch nur wie ein dünnes Hemd.
„Juan of the Dead“ hat seine Momente und besonderen Ideen, das will ich ihm gar nicht abstreiten. Und gerade der Anfang ist sehr schön und erfrischend anders erzählt als die Stangenware aus Amerika. Aber es dauert nicht lange bis aus dem Film der übliche Einheitsbrei wird, so dass nur geduldige Stammzuschauer des Genres aufgrund der auffrischenden, individuellen Bonusmomente reinschalten sollten, oder gar jene Filmfreunde, welche etwas mit den von mir genannten, weniger geglückten Horror-Komödien anfangen können. Die werden sich sicher auch über diesen kleinen Film freuen. OFDb
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