24.07.2016

NEAR DARK - DIE NACHT HAT IHREN PREIS (1987)

In den 80er Jahren sind so einige Vampirfilme entstanden, die das alte Thema neu aufpeppen wollten, meist in Form einer Horror-Komödie. Und während es „Fright Night“ gelang dadurch eine eigene Identität zu entwickeln und zu einem sehenswerten Beitrag seiner Gattung zu werden, da kranken andere Versuche dieser Art an typischen Eigenschaften des beliebten Jahrzehnts, auch „Near Dark - Die Nacht hat ihren Preis“, den man zwar durchaus einmal gesehen haben kann, seinem Ruf als Kult-Hit aber so wenig gerecht wird wie der gefeierte und dem hier besprochenen Werk gar nicht so unähnliche „The Lost Boys“.

Diese beiden Werke und auch „Fright Night 2“ setzen etwas zu arg auf die Coolness ihrer Figuren, um das Ergebnis außerhalb der Pubertät all zu ernst nehmen zu können. Dies in Kombination mit einem poppigen, emotional aber zu unterkühlten Stil, also der Musik seiner Zeit nicht unähnlich, lässt diese Werke zu theoretisch wirken, so dass sie sich heutzutage nicht mehr so entfalten können, wie sie dies scheinbar in den Augen des damaligen Publikums zu ihrer Entstehungszeit konnten.

Modernisiert wird die Vampirthematik in „Near Dark" speziell durch sein Western-Flair und der Tatsache dass Vampire nicht in Särgen schlafen, sondern stattdessen mit dem Campingwagen unterwegs sind. Auch die Idee der Bluttransfusion und die von mir sehr geschätzte Idee, dass ein Vampir einen anderen mit seinem Blut ernähren kann, daran aber auch sterben kann, peppen den altbekannten Stoff auf und verleihen dem Film einen gewissen Grad Individualität.

„Near Dark“ ist im Gegensatz zu den Vergleichsfilmen kein humoristischer Genre-Beitrag. Kathryn Bigelows Vampirstreifen ist ernst und hart erzählt und mit einer kleinen Dosis Dramatik und Romantik angereichert, ein Zusatz der durch die morbide, düstere Umsetzung zwar eine gewisse Kraft besitzt, aufgrund der Unnahbarkeit zu den Figuren aber nicht intensiv genug, um es diesbezüglich mit Werken wie „Let Me In“ oder „Maggie“ aufnehmen zu können. Coolness ist nun einmal nicht alles und versperrt einer emotional erwachsenen Umsetzung den Weg, was fatal ist für einen Streifen den man in Deutschland erst ab 18 Jahren offiziell gucken darf.

Trotz seiner unterkühlten Art funktioniert „Near Dark“ aber recht passabel. Seine Effekte sind nicht von schlechten Eltern, und selten habe ich es in diesem Sub-Genre erlebt, dass sich ein Werk so intensiv mit den Folgen von Sonneneinstrahlung auf Vampirkörpern befasst. Was die Trickkiste hier liefert, wenn Haut zu dampfen und zu brennen beginnt, ist ein Augenschmauß, sicher auch der von mir angekreideten Coolness geschuldet, Rammstein lässt grüßen, aber deswegen noch lange nicht lächerlich oder peinlich ausgefallen.

Allerdings kann man dem Drehbuch, gerade weil es auf dieses Gebiet ein spezielles Auge geworfen hat, vorwerfen, dass dies die Handlungsweisen der Vampire um so unsinniger erscheinen lässt, bereiten die sich doch scheinbar nie auf den bevorstehenden Tag vor und werden immer wieder von den ersten Sonnenstrahlen überrascht. Eine clevere Bande ist das nicht. An ein cleveres Publikum ist „Near Dark“ mit seinem Hauptaugenmerk auf äußere Schauwerte aber ohnehin nicht gerichtet, und wem es reicht eine Western-ähnliche Atmosphäre in dünnem Plot zu erleben, in der es fast nur Charaktere gibt die sich pausenlos einen Schwanzvergleich darüber liefern wer der härteste Kerl des Universums ist, der wird mit Bigelows Horrorfilm glücklich werden, in welchem sich immerhin allerhand B-Prominenz tummelt: Lance Henriksen, Bill Paxton, Jenny Wright, da sind einige Namen und Gesichter vertreten die man als Vielseher kennt. Ernst nehmen kann man dieses Stück Kurzweile jedoch nicht.  OFDb

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