21.04.2020

YESTERDAY (2019)

"Yesterday" geht das Fantasy-Genre im des öfteren verarbeiteten Bereich einer Veränderung, die nur einer oder wenige mitbekommen, durch die tatsächliche Existenz der Beatles direkter an, als mancher Vergleichsfilm. Jeder kennt die Musiker und ihre Lieder, sie sind so wenig fiktiv, wie der Hype der um sie gemacht wird und die Gefühle, die sie in uns auslösen. Das reizt. Zudem setzt Danny Boyle eine solche Idee nicht nur, wie üblich, in Kombination mit einer Liebesgeschichte und der Verführung die veränderte Situation für sich selbst zu nutzen um (alles z.B. auch in "Was Frauen wollen" und "Und täglich grüßt das Murmeltier" enthalten), er geht es mit der ungewöhnlichen Hauptrollen-Besetzung und ihrem ungewöhnlich gearteten Charakter auch weit sensibler, emotionaler und lebensnäher an, als so manches Konkurrenzprodukt. Das Verschwinden der Beatles aus der Realität wird zwar zum Haupteckpunkt in Jacks Karriere, aber seine Gefühlswelt und sein Umfeld werden weit reichhaltiger gestaltet und beachtet, anstatt sich einzig auf den Aufhänger auszuruhen. Diesem gönnt man zudem kleine zusätzliche Spitzen, wie der naheliegenden Entdeckung, dass es durch die Nichtexistenz der Beatles auch keine Band Oasis gibt. All das weiß zu gefallen.

Weniger angenehm an "Yesterday" ist, dass er nicht wirklich zu überraschen weiß. Wenn die Katze aus dem Sack ist, bietet er keine weiteren unvorhersehbaren Wendungen. Das Drehbuch schafft es eine kleine Täuschung einzubauen und lässt das Ergebnis mit allerhand stillem, sympathischen Humor angenehm vor sich hin plätschern, aber letztendlich kommt einem alles zu bekannt vor, als dass man "Yesterday" über den grünen Klee loben würde. Das liegt mitunter aber auch an der Liebesgeschichte, die den Helden eine Spur zu blind für das naheliegende Glück erklärt, als dass die Tragik einer unerfüllten Liebe wahrlich auf den Zuschauer überschwappen könnte. So natürlich niedlich der Part, den es zu erobern gilt, auch besetzt sein mag, man ist mit ihr zusammen über die zu extreme Ignoranz, Feigheit und Inkonsequenz enttäuscht, als dass man Jack wünscht sich am Ende mit ihr vereinen zu dürfen. Und da auch diese sich an gängige Pflichten klammernde Handlungsebene damit eine Spur zu unecht anfühlt, geht mit diesem wichtigen Bereich auch ein gutes Stück Wohlfühl-Atmosphäre flöten, die derartige Projekte sonst gern zu lebensbejahenden Filmen macht. "Yesterday" ist ein netter, kleiner, sympathischer Streifen, aber er beweist sich nichts, geht zu sehr auf Nummer Sicher und bietet trotz reizvollem Aufhängers und ungewöhnlicher Charakterzeichnung des Helden eigentlich nur typisches Standardprogramm. Boyles Fantasy-Tragikomödie unterhält, ist aber über seine Laufzeit hinaus schnell wieder vergessen.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Sehe ich ähnlich. Der Film hat so ein paar Momente, die durchaus gelungen sind. Und da geht es immer um die Beziehung zu den Beatles. Aber die Liebesgeschichte ist tatsächlich so nullachtfünfzehn wie nur möglich.

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