Spätestens „Freitag der 13.“ entfachte Anfang der 80er Jahre eine Slasher-Welle in den amerikanischen Kinos, vereinfachte dieser doch die Rezeptur eines „Psycho“ und „Halloween“, so dass Nachahmer nicht mehr länger einen besonders hohen Anspruch anvisieren mussten oder gar einen sonderlich nennenswerten Spannungsbogen abzuliefern hatten. Von nun an musste lediglich ein Killer auf Teenager losgelassen werden, da es genau das war, was das Publikum von einst sehen wollte. Produziert wurde allerhand, so dass im Meer der Veröffentlichungen mancher Film im Laufe der Jahre in Vergessenheit geriet, und dazu zählt auch „Final Exam“, der wahrlich nur etwas für den Stammgast dieses Sub-Genres ist.
Man erkennt sowohl am Inszenierungsstil, als auch an der Methode des Killers, dass „Halloween“ das wichtigste Vorbild des Streifens war. Ob das eine vernünftige Wahl war, sei einmal dahingestellt. Zwar gehört Carpenters Geniestreich zweifelsohne zu den besten Slasher-Beiträgen, der Versuch an dessen Klasse anzuknüpfen kann bei einer schnell heruntergekurbelten Billigproduktion aber eigentlich nur scheitern. Nicht dass „Halloween“ nicht selbst eine eben solche war, aber Carpenter besaß das nötige Gespür für gekonnten Spannungsaufbau und ein Feingefühl für die Psychologie von Personen und Situationen. Jimmy Huston, der sowohl für Drehbuch als auch für die Regie des hier besprochenen Streifens verantwortlich war, fehlen diese Eigenschaften jedoch.
Zwar schafft auch er es manch packenden Moment zu kreieren, meist dann wenn er optisch im Dunkeln wirksam den Killer gekonnt eingefangen bekommt, wirklich spannend schaut sich das nicht um Überraschungen bemühte Geschehen jedoch nicht. Letztendlich hält sich „Examen“ (Alternativtitel) nicht aufgrund der tatsächlichen Horrorereignisse über Wasser, sondern eher durch die oberflächliche, aber liebevoll genug gezeichnete Figurenschar. Deren Wirksamkeit hat man jedoch eher den Verantwortlichen der Besetzung zu verdanken als Jimmy Huston. Mögen die Darsteller auch zu alt besetzt sein, wie es geradezu typisch für amerikanische Studentenfilme ist, besetzt sind sie ansonsten allein optisch bereits passend zum jeweiligen Figurentyp.
Da wirkt die nicht um Oberflächlichkeiten bemühte Heldin tatsächlich wie das Mädchen von nebenan, und der Streber ist ein dürres Hemdchen mit schmalen Schultern, anstatt ein sportlicher Typ, dem man, wie so gern in Konkurrenzprodukten geschehen, lediglich eine Brille aufsetzt. Ich würde fast so weit gehen zu behaupten, dass die Heldin in ihrer einfachen, natürlichen Art sogar ähnlich gekonnt zu wirken weiß, wie Jamie Lee Curtis seinerzeit in „Halloween“. Es ist jedoch das Drehbuch, welches ihr einen Strich durch diese Rechnung macht, denn im Finale häufen sich idiotischste Handlungsweisen der jungen Frau, die ihrem an sich intelligenten, bodenständigem Charakter widersprechen und sie plötzlich so gar nicht mehr sympathisch erscheinen lassen.
„Final Exam“ ist nicht nur ein Lehrstück darüber, dass sich ein Film wie „Halloween“ nicht einfach unreflektiert kopieren lässt, indem man dessen äußere Hülle nachahmt, über ihn wird auch deutlich wie wichtig es für den Slasher ist, dass der Täter ein Symbol der Entfremdung benötigt. Eine Maske oder eine Verunstaltung sorgen dafür, dass der Täter einen fast unmenschlichen Touch beschert bekommt. Im hier besprochenen Film schleicht jedoch ein Jedermann mit Messer umher, was sicherlich lobenswert gemeint ist, aber auch wenn Huston vom Finale einmal abgesehen stets das Gesicht des Täters versteckt oder wahlweise schnell wegblendet, diese Methode hat weder die intensive Wirkung eines mystischen Myers, noch die eines bedrohlichen Jason.
All zu streng muss man mit „Final Exam“ jedoch nicht umgehen. Mit „Prom Night“, „Die Todesparty“ und Co gibt es heute noch halbwegs bekannte Vertreter des Slashers, die nicht besser, teilweise sogar schlechter als dieses vergessene Produkt ausgefallen sind. Komplettisten können also durchaus einen Blick riskieren, ohne dabei den untersten Bodensatz durchstöbern zu müssen. An solch tolle Beiträge wie „Die Forke des Todes“ oder „Die Horror-Party“ reicht „Examen“ jedoch nicht ansatzweise heran, da er weder reflektierte Raffinesse, noch einen nennenswerten Spannungsbogen besitzt.
„Examen“ ist etwas zu theoretisch ausgefallen, um wirklich zu gefallen. Er ist zu sehr Grundlagenprogramm des vorgegebenen Musters und wagt zu wenig individuelles, als dass man ihm ein Wiederentdecken durch Slasher-Fans wünschen würde. Andererseits ist der teilweise an „Kristy“ und „Pledge Class“ erinnernde Horrorfilm Hustons jedoch solide und trocken genug umgesetzt, um sich hinterher nicht über das Gesehene ärgern zu müssen. Das ist beim Durchstöbern unbekannter Beiträge dieser Gattung Film keine Selbstverständlichkeit. OFDb
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