Etliche Jahre bevor Marvel jegliche Figuren seiner Comicvorlage miteinander und gegeneinander antreten ließ, da wandte Ishirô Honda dieses Konzept bereits in seinen Monsterfilmen an, die sich seit dem ersten "Godzilla" von der düsteren, warnenden Atombomben-Symbolik immer mehr Richtung Familienunterhaltung wandelte. Kämpfte Godzilla im Vorgänger "Godzilla und die Urweltraupen" noch gegen Mothra, die zuvor ihren eigenen Film mit "Mothra bedroht die Welt" erhielt, so taucht diesmal ein neues Wesen aus dem Weltall auf, ein dreiköpfiger Flugdrache, für den sich die Monster des Vorgängers zusammentun müssen. Unterstützung erhalten sie zusätzlich von Rodan, einem Flugmonster welches zwei Jahre nach dem ersten "Godzilla" aufgrund dessen Erfolges von Honda mit "Rodan - Die fliegenden Monster von Osaka" ins Leben gerufen wurde, und nun Jahre später in Zeiten der bunten Familienfilme zurück an Bord geholt wurde. Glücklicher Weise überfrachtet sich der Film mit diesem Vorhaben nicht und schafft es sogar, dass die menschlichen Protagonisten mittendrin nicht zu kurz kommen.
Ganz im Gegensatz bekommen die durch das Szenario um eine Prinzessin mit Gedächtnisverlust, die von einer Botschafterin der Venus eingenommen wurde, um die Menschheit zu warnen, einen interessanten Zusatzplot beschert, welcher auch die Rückkehr der kleinen Damen der Heimatinsel Mothras beinhaltet. Die werden glücklicher Weise wieder zu einem angenehmen Part, wie in ihrem ersten Mothra-Film, und wiederholen somit nicht ihre zu penetrante Art des direkten Vorgängers von "Frankensteins Monster im Kampf gegen Gidorah". In diesem geht es freilich nie um Frankenstein oder dessen Monster, und im Gegensatz zu manch anderer Titeltäuschung mittels Frankenstein, behauptet diesmal nicht einmal die deutsche Synchronisation derartiges. Die weiß ohnehin zu überraschen, setzt sie die Ereignisse im Gegensatz zu den Vorgänger-Filmen der Reihe doch diesmal nicht auf Null. Die Menschheit erinnert sich an das Vorausgegangene, schön dass es diesmal in der deutschen Synchronfassung ebenso ist.
Der einzige Kritikpunkt dieses wundervoll unterhaltsamen und phantasiereich umgesetzten Filmes, liegt meiner Meinung nach in der Zurückhaltung der Zerstörungswut Ghidorahs. Wie katastrophal sein Wirken ist, erfahren wir eher durch die Berichte der Venusstimme der Prinzessin, anstatt durch tatsächliche Taten der Kreatur. Das ist insofern doppelt schade, als dass ihre wenigen Angriffe, die wir erleben dürfen, wahre Schauwerte des Streifens sind, wenn das Vieh pro Kopf per Feuerstrahlen die Welt angreift. Dass Godzilla und Rodan ebenfalls relativ wenig Zerstörungsorgien anrichten dürfen, ist nicht weiter wild. Nicht nur dass die Geschichte aufgrund vieler interessanter Ansätze diverser Handlungsebenen auch ohne diese zu einem aufregenden Hingucker wird, die Balgereien zwischen den beiden entschädigen enorm. Sie sind mittlerweile mehr denn je augenzwinkernd umgesetzt. Während Godzilla im Vorgänger bereits eher durch tolpatschiges Verhalten anstatt durch Zerstörungswut für Unruhe sorgte, kümmert er sich diesmal herzlich wenig um die Menschheit. Geradezu kindisch kämpft er gegen den charakterlich ebenso gestrickten Riesenvogel. Und die Verantwortlichen machen im humoristisch gehaltenen Kampf zwischen den beiden nicht nur kein Geheimnis aus der Infantilität ihres Verhaltens, es passt zur Psychologie der Geschichte, dass die beiden so agieren.
Da pickt Rodan wie nach einem Wurm, wenn er Godzillas Schwanz attackiert, da wird hemmungslos gerauft, rein des Prinzips wegen, nicht weil man echte Differenzen hätte, und das gegenseitige Zuwerfen eines Felsbrockens endet verspielt in einer Art Tennispartie, was die spät dazu stoßende Mothra, die in der Deutschfassung diesmal Mosra genannt wird, mit ihren Kopfbewegungen als Zuschauer eines solchen Turniers bestätigt. Wahrscheinlich weil schon zwei der Kreaturen fliegen können, kommt Mothra diesmal nur in der (mir persönlich reizvolleren) Raupenversion vor, womit die Möglichkeiten der Bekämpfung Ghidorahs reichhaltiger ausfallen. Bis es zum Finalkampf kommt, darf in einer Unterhaltung der Monster untereinander, die uns freundlicher Weise von den magischen Zwillingen übersetzt wird, damit wir überhaupt etwas kapieren, zunächst einmal darüber diskutiert werden, ob man der Menschheit hilft oder nicht. Godzilla und Rodan verhalten sich auch hier passend zu ihren Kämpfen wie bockige, kleine Kinder. Aber zumindest kann man die Argumentation Godzillas verstehen, dass er den Menschen nicht helfen will, da sie ihn stets angreifen, sobald er auftaucht, und so ist es in den vorangegangenen Filmen schließlich auch gewesen. Auch die Gegenargumentation Mothras, dass die Zerstörung der Erde nicht nur für Menschen ein Problem ist, weiß zu gefallen, ebenso wie die bockige Reaktion der beiden anderen Kreaturen, die, typisch Kind, sachliche Argumente nicht gegen ihre Trotzverhalten ankommen lassen.
Ebenfalls am kindlichen Verhalten orientiert, schließen sich die beiden Mothra im Kampf gegen Ghidorah erst dann an, wenn diese vom Weltraumwesen attackiert wird, so dass erst durch diese Empörung und das daraus entstandene Mitgefühl Solidarität zwischen den ehemaligen Kontrahenten entsteht, und die Finalschlacht endlich losgehen kann. Parallel dazu entknoten sich schließlich auch die Ereignisse der Handlungsstränge der Menschen, ohne dass die Monsterwelt und die Menschenwelt sonderlichen Einfluss auf die jeweiligen Erzählstränge der anderen hätte. Dank einer funktionierenden, alles im Überblick behaltenden Umsetzung mit hohem Unterhaltungswert, stört dies auch gar nicht, zumal man überrascht sein darf, dass sich die komplette Chose nie so abstrus und wahnwitzig schaut, wie noch im völlig wirren und undurchdachten "King Kong vs. Godzilla". Dennoch sollte man Erfahrungen im Sichten solcher Kaiju-Filme mitbringen, sonst ist man als Laie hoffnungslos überfordert und verloren.
Auch wenn sich die Menschen nie offiziell bei Godzilla bedankt oder entschuldigt haben, so stellt "Godzilla gegen King Ghidrah" (Alternativtitel) doch einen Wendepunkt dar, in welchem Godzilla sich vom Feind des Menschen zum Freund dieser wandelt. Es erfreut, dass es mit diesem Werk einen Übergangsfilm gibt und nicht einfach, alles vorherige ignorierend, Godzillas Mentalität sprunghaft geändert wurde, denn dieser friedliche Kurs wird von nun an beibehalten. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen der Reihe, verschwindet Godzilla diesmal auch nicht im Meer oder anderswo. Gemeinsam mit Rodan schaut er an der Küste Mothra nach, die nach Hause schwimmt. Dass die beiden noch da sind, ohne dass es die Menschheit in Angst und Schrecken versetzt, ist wohl ein Zeichen für den gesetzten Frieden zwischen den verschiedenen Spezies, offen ausgesprochen wird dieser Aspekt jedoch nicht. Ghidorah ist anbei auch nicht endgültig besiegt, er fliegt als Weltenzerstörer nach missglücktem Versuch auf der Erde lediglich hinaus in eine andere Welt. Honda sicherte sich somit die Möglichkeit einer Rückkehr dieses dreiköpfigen Monstrums. OFDb
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