29.09.2013

THE WORLD'S END (2013)

Ziemlich zeitgleich zu Seth Rogens Regie-Debüt „This Is The End“ startete ein weiterer humoristischer Film der sich im Titel mit dem Ende der Welt befasst. Es ist der dritte Teil der Cornetto-Trilogie, die auch unter dem Begriff Blood And Icecream-Trilogie bekannt ist, und die mit „Shaun Of The Dead“ und „Hot Fuzz“ ihren Anfang nahm, zwei hochgradig gute Komödien, die albern und geistreich zugleich waren, ein von mir gern gesehener Mix in diesem Genre. Aufgrund der Vorgänger hatte ich an diesen dritten Teil der Reihe wesentlich größere Erwartungen gesetzt als an einen ollen Seth Rogen Film. Da mag er mit „Ananas Express“ und „Shopping-Center King“ noch so köstliche Genrebeiträge abgeliefert haben.

Nachdem sich das Trio bestehend aus Regisseur Edgar Wright und den Hauptdarstellern Nick Frost und Simon Pegg (der mit am Drehbuch beteiligt war) zunächst im Horror-Genre und danach im Bereich des Action-Kinos ausgetobt haben, ist sinnvoller Weise nun die dritte Kategorie des phantastischen Films an der Reihe: der Science Fiction-Bereich. Und der handelt eben nicht wie der Titel vermuten lässt vom Ende der Welt, sondern von einer Alien-Rasse die eine Kleinstadt und manch andere Orte dieses Planeten eingenommen hat, jedoch nicht einer Invasion wegen, sondern um die Menschheit zu erretten.

Mag es als Printmedie „Puppet Masters“ auch vor „Invasion Of The Body Snatchers“ gegeben haben, „The World‘s End“ stützt sich auf die Idee von Letztgenanntem, in welchem Menschen durch außerirdische Doppelgänger ersetzt werden, ein im Science Fiction-Genre häufig aufgegriffenes Thema, so z.B. angewendet in „I Married A Monster From Outer Space“, „Dark Forest“ und „Faculty“, außerhalb der Alienthematik auch in Werken wie "Die Frauen von Stepford" und "Futureworld". Obwohl bereits die dritte Verfilmung von „Die Dämonischen“, mit dem Titel „Body Snatchers“, frisch zur Entstehungszeit der politisch korrekten Mentalität den Stoff hätte nutzen können um diese fragwürdige Art zu Denken anzuprangern, nutzt erst „The World‘s End“ diese Gelegenheit und nimmt gleich noch Kritik an der Globalisierung und dem Zerstören von Individualität durch den Kapitalismus mit an Bord.

Treffsicher stellen die Köpfe dieser Geschichte diese drei real existierenden Bedrohungen der Freiheit des Einzelnen einer Alien-Belehrung gegenüber, um gegen Entmündigung des Bürgers zu protestieren, die nur all zu gerne von sich berufenen Menschen angegangen wird, trauriger Weise immer öfter unterstützt von Menschen, die mit dieser Mentalität groß geworden sind und es nicht besser wissen. Dennoch mögen die meisten Leute keine Bevormundung, und in einem schlichten aber unglaublich gelungenen Schluss-Dialog wird genau dieser Fakt hervorgehoben. Wen kümmert Perfektion? Wir wollen lediglich Mensch sein.

Insgesamt hat jeder der drei Cornetto-Teile den Verlust von Individualität und/oder die Bevormundung durch Dritte zum Thema gehabt, aber der Abschluss der Trilogie bringt es am besten auf dem Punkt, einfach weil das Science Fiction-Genre hierfür auch besonders geeignet ist. Trotzdem! So lobenswert das Gespann Wright, Frost und Pegg ihren Stoff auch angegangen sind, rein vom Unterhaltungswert ist der dritte Teil ihrer Trilogie der schwächste, zwar noch immer ein guter Film, aber im direkten Vergleich einfach nicht mehr ganz so witzig zu gucken wie die Vorgänger.

Das liegt aber auch an der Konsequenz der Verantwortlichen, die auf den Stoff gesehen richtig erkannten, dass es nicht so aberwitzig losgehen darf wie zur Heißphase des Filmes. Doch obwohl diese Methode theoretisch richtig angegangen wurde, stört sie auch, wenn man darauf eingestellt ist ein Gag-Feuerwerk zu erwarten, wie es die beiden Vorgänger boten. Wahrscheinlich dürfte eine Zweitsichtung diesen Kritikpunkt lindern, wenn man „The World‘s End“ erst einmal als Gesamtwerk kennt. Bei der Erstsichtung war das Zurückschrauben des Humoranteils eher ernüchternd zu schauen.

Dieser ist dennoch treffsicher, so wie man es von den anderen Teilen gewohnt ist. Und Gag-Feuerwerk bedeutet keinesfalls, dass hier hirnlos herumgealbert wird. Alle drei Filme bieten unterschiedlichste Arten und Schichten an Komik. Das ist das was diese Reihe so außergewöhnlich macht. Die Kritik bezieht sich also nur auf den direkten Vergleich mit den Vorgängern. Für sich gesehen ist das also alles noch unbedingt sehenswert. Das muss mal deutlich ausgesprochen werden.

Was jedoch wirklich in der Anfangsphase des Streifens stört, ist der zu penetrante Charakter den Pegg darstellen darf. Er passt zur Geschichte, und er ist wieder so hervorragend gespielt wie die beiden anderen völlig unterschiedlichen Charaktere Peggs, aber er nervt. Das soll er auch, zugegeben, aber dennoch: er nervt selbst das Publikum. Da tut es gut zu sehen, dass sich dies irgendwann lindert und die von Pegg gespielte Person irgendwann auch förderlich für den Sehwert des Films wird. Mag sein dass sich diesbezüglich ebenfalls eine Zweitsichtung angenehmer guckt. Möglich wäre das sowieso, ist die tatsächliche Faszination für die beiden Vorgänger bei mir doch auch jedes Mal erst durch die Zweitsichtung ausgebrochen. Keine Ahnung warum, immerhin sprechen wir hier von unglaublich gelungenen Filmen, die einem Respekt vor dem gerne unterschätzten Genre Komödie einflößen.

„The World‘s End“ ist gut, sowohl in seinem Humor als auch in seiner Gesellschaftskritik. Und auch die geradezu schlichte Story wird konsequent erzählt und weiß gerade deshalb zu trumpfen, wird sie bei manch eingefahrenem Filmfreund heutiger Kinokost doch nicht gerade Lob ernten, weil man fälschlicher Weise kritisieren wird, sie müsse abwechslungsreicher oder nachvollziehbarer angegangen werden. Beides ist nicht der Fall. Wie schon die Vorgänger, so stützt sich alles was passiert auf die Charaktere des Films, und deren Psychologie wurde von ihren Schöpfern treffend erkannt, und so darf die Geschichte nur jenen Pfaden folgen, für die sich das Autoren-Team auch entschieden hat.

Dass es an den Darstellern nichts zu maulen gibt, dürfte klar sein. Dennoch ist ein Schauspieler besonders hervorzuheben, und das ist Martin Freeman, der in den anderen beiden Teilen nur sehr kleine Rollen spielen durfte, und nun durch die TV-Serie „Sherlock“ und durch die Hauptrolle in „Der Hobbit“ zu Berühmtheit gelangt ist, und deshalb einen größeren Part beschert bekommen hat. Das wurde auch höchste Zeit, ist dieser Mann doch ein großartiger Schauspieler, und das bewies er schon lange vor seinen publikumswirksamen Auftritten. Wer Freeman in seiner bislang besten Rolle sehen will, der muss zur britischen TV-Serie „The Office“ greifen, in welcher er neben Ricky Gervais zu brillieren weiß.

Auch wenn „The World‘s End“ bei der Erstsichtung den anderen beiden Teilen der Reihe hinterherhinkt, so ist er doch dennoch ein würdiger Abschluss der großartigen Cornetto-Trilogie, die schon immer wusste dass der Stoff eines Filmes das wichtigste ist und nicht die Suche nach einem Zielpublikum. Wrights dritter Streich ist geistreich und witzig, und er ist feinsinnig und grob zugleich - quasi all das was die Vorgänger ausmachte. Frosts Rolle mag ein wenig überraschen, wandelt sich aber mit der Zeit zu dem was der Fan an ihm mag, und die obligatorische Cornetto-Szene lässt zwar lange auf sich warten, bietet dafür aber auch einen großartigen Lacher.

Was mir humoristisch anbei mit am besten gefallen hat, ist die wunderbare Idee die außerirdischen Blaublüter von ihrem körperlichen Aufbau her an den Einzelteilen einer Barbie-Puppe orientiert zu haben. Wenn der erste Kopf abgerissen wird und uns der typische Plastikstumpf anlächelt, auf welchen man den Kopf nun theoretisch wieder dran ploppen müsste, dann ist das so freiwillig trashig wie doppelbödig treffsicher.  OFDb

Nachtrag:

Nach der x-ten Sichtung innerhalb kurzer Zeit kann ich nun behaupten, dass "The World's End" mit seiner erwachsenen Art, seinen ernsten Themen und dem wundervollen Humor in einer sich langsam entwickelnden Geschichte mein Lieblingsteil der Cornetto-Trilogie geworden ist. Peggs Charakter King gefiel mir ab der zweiten Sichtung von Anfang an, und wieder hat es der Schauspieler geschafft sich perfekt in eine Rolle hinein zu fühlen. Auch für Nichtkenner der ersten beiden (völlig unabhängigen) Teile ist "The World's End" absolut empfehlenswert!

THE BAY - NACH ANGST KOMMT PANIK (2012)

„The Bay“, den man keinesfalls mit dem gleichnamigen Soap-Schmuse-Hai-Horror aus dem Jahr 2005 verwechseln sollte, springt auf der angesagten Found Footage-Welle auf, jene Filme, die den Eindruck machen als seien sie durch Amateur- oder Doku-Aufnahmen entstanden. Während im allgemeinen solche Werke eher von Neulingen im Filmgeschäft umgesetzt werden, nahm im hier besprochenen Film Barry Levinson auf dem Regie-Stuhl platz, jener Mann der uns Werke wie „Rain Man“, „Good Morning, Vietnam“, „Wag The Dog“ und „Sleepers“ bescherte. Unterstützt wurde er von Produzent Oren Peli, der mit seiner Found Footage-Regiearbeit „Paranormal Activity“ einen großen Erfolg landete und uns in seiner Funktion als Produzent zudem deren Fortsetzungen und den wundervollen „Chernobyl Diaries“ bescherte.

Stilistisch gesehen geht „The Bay“ etwas andere Wege als die üblichen Werke dieser Art, ist der Film doch eher eine fiktive Collage diverser Videoaufnahmen, anstatt das visuelle Ergebnis einer festen Gruppe von Menschen, die ihre Erlebnisse aufgezeichnet haben. Am Ende entsteht dadurch ein Fake-Dokumentarfilm, am ehesten noch vergleichbar mit dem ersten Found Footage-Film „Die Delegation“ aus dem Jahr 1970. Allerdings wurden auch hier nur Aufnahmen eines festen Journalisten-Teams verwendet. Donna Thompson, die Amateur-Reporterin aus „The Bay“, hingegen verwendet jegliche Aufnahmen, die sie ergattern konnte.

Da gibt es Aufzeichnungen von Kameras an öffentlichen Plätzen, Handy- und Skype-Übertragungen, Videoaufnahmen einer Polizeiauto-Kamera, selbstgedrehtes Material, Videochat-Aufzeichnungen, usw. So wie „Paranormal Activity 4“ im geringeren Maße mit verschiedenen Möglichkeiten der Aufnahmequellen arbeitete, ist „The Bay“ wohl auf dem abwechslungsreichsten und modernsten Stand dessen, was neben einer Videokamera noch alles für Amateuraufnahmen Verwendung finden kann.

Prinzipiell ist „The Bay“ so aufgebaut wie eine typische amerikanische Doku. Deswegen ist er auch der erste Found Footage-Film, bei dem mich eingespielte Musik nicht genervt hat. Mehr sogar: zum ersten Mal ging damit nicht die authentische Wirkung des Bildmaterials flöten, verwenden reißerische Dokumentarfilme, die mehr auf Schauwerte als auf Informationen setzen (und genau das soll das „The Bay“-Material (hoffentlich) augenzwinkernd sein), doch auch gerne Hintergrundmusik, um den ungebildeten Zuschauer emotional einzulullen.

Dumm nur, dass der Hintergrund der angeblich vorgefallenen Geschehnisse und das was danach geschah dem eigentlichen Werk seine innereigene Logik nehmen. Der Staat selbst hat verhindert dass Informationen an die Öffentlichkeit geraten. Es ist viel Geld geflossen um Menschen zum schweigen zu bringen. Videomaterial wurde konfisziert. Woher hat Thompson also die ganzen Aufnahmen? Für die Geschichte selbst wäre es also glaubwürdiger gewesen klassisch auf die Amateuraufnahmen eines festen Kamerateams zurückzugreifen, anstatt eine Video-Collage zusammen zu zimmern, die aus reichlich unterschiedlichen Quellen stammt, an die man als kleiner Bürger nicht (mehr) herankommt. Das gibt einen kleinen Punkteabzug im Gesamtergebnis.

Außerdem wäre „The Bay“ näher am Stil eines echten Dokumentarfilms gewesen, wenn man sich nicht einzig auf Videoaufnahmen verlassen hätte, sondern stattdessen Dokumentarfilm-typisch Standbilder, Fotos und nachgespielte Szenen eingesetzt hätte, um die Geschehnisse zu dokumentieren. Einzig auf Videoaufnahmen zurückzugreifen, und mögen sie aus noch so unterschiedlichen Quellen stammen, wirkt ein wenig zu gewollt und als Dokumentarfilm noch primitiver, als die Ergebnisse echter reißerischer Veröffentlichungen ohnehin schon sind, auf die sich Levinson im gewählten Stil beruft.

Davon einmal abgesehen kommt „The Bay“ allerdings erschreckend realistisch daher. Er zeigt auf, was wir in den Nachrichten sonst nur im Ergebnis präsentiert bekommen. Er zeigt Ursprung, Übergang, das Hoch des Ausbruchs sowie Momente aus der Zeit vor und nach den Geschehnissen. Am erschreckendsten ist der Film jedoch nie dann, wenn er die grauenvollen Bilder dessen zeigt, was den Menschen passiert, sondern viel mehr wenn er mangelnde Kommunikation und Hilflosigkeit von Stellen zeigt, die eigentlich dafür da sind den Menschen zu helfen. Die kühle Gefühllosigkeit des Seuchenschutzes, der für diesen Beruf nun einmal sein muss, ist fast schon selbstverständlich, wirkt aber dennoch emotional auf den Zuschauer, der ohne eingreifen zu können mit anschauen muss, wie es wirklich in den verantwortlichen Etagen während eines solchen Ereignisses aussehen könnte.

Da wird über Ursachen diskutiert. Informationen werden zu spät weitergegeben. Da kann einem schon anders werden, wenn man sonst so blauäugig und idealistisch glaubt, die guten Leute wären auf alles vorbereitet und sofort zur Hilfe fähig, wie es einem die Endergebnisse in den Nachrichtensendungen gerne einmal suggerieren. In solchen Punkten ist „The Bay“ ein gelungener, gesellschaftskritischer Film geworden, der zudem auch in manch psychologischem Punkt zu überzeugen weiß, beispielsweise in der Charakterzeichnung von Donna Thompson, deren Erfahrungen in Claridge keinesfalls dazu geführt haben ihr journalistische Professionalität zu bescheren. „The Bay“ als Doku betrachtet wirkt teilweise billig dahingerotzt, und das ist gewollt mit Blick auf die Person, die für die Collage verantwortlich ist.

So positiv sich das alles liest, insgesamt ist mir „The Bay“ ein wenig zu nüchtern ausgefallen. Nicht dass er nicht zu unterhalten und zu schocken wüsste, aber ich wurde nicht in einen solch intensiven authentisch wirkenden Sog gezogen, wie es die guten Found Footage-Beiträge zu schaffen wissen. Und das liegt an dem Mangel einer echten Identifikationsfigur, die nicht entstehen kann, wenn man es mit zu vielen Videoquellen zu tun hat. Für die Geschichte selbst ist diese Distanz nötig, aber am Ende zählt wie der Film auf mich gewirkt hat, und da war mir das Ergebnis etwas zu theoretisch. Interessant ist eine Sichtung von Levinsons Film aber durchaus.  OFDb

28.09.2013

THE SHRINE (2010)

„The Shrine“ ist nichts Großes im unübersichtlichen Dschungel der Horrorfilm-Veröffentlichungen, aber er unterhält auf schlichte Art, und da nerven auch nur bedingt die schwachsinnigen Verhaltensweisen der Hauptfiguren, da die meisten zu den (eher unsympathischen) Charakterzeichnungen passen. Um Sympathie geht es ohnehin nicht, auch wenn Hauptdarsteller Aaron Ashmore wie ein Klon des vom Frauenvolk so sehr verehrten „Dexter“ aussieht. Es geht um eine an sich schlichte Horrorgeschichte, die, abgesehen von ihrem Blutgehalt, so auch bereits in den 80er Jahren hätte gedreht werden können.

Das ist keinesfalls so negativ gemeint wie es für manch einen klingen mag, und auch wenn die Story um Ritualmorde von Hinterwäldlern alles andere als interessant klingt: der Film ist es durchaus, ist er doch mit ruhiger Hand inszeniert, sorgt zunächst einmal für eine gewisse Atmosphäre, und für die sorgt spätestens der Nebel, der trotz unübersehbarer CGI-Herkunft zu wirken weiß. Nun ist man mittendrin im Geschehen, und eine unheimliche Szene mit einer ominösen Statue sorgt für den ersten wirksamen Schrecken. Von nun an darf man ruhigen Gewissens mehr erwarten als vermutet.

Nach einigen unsinnigen Taten unserer Helden, geht reichlich die Post ab. Und so sehr es besonders aufmerksame Zuschauer auch vorhersehen können, die Wendung in der Geschichte ist nicht von schlechten Eltern, und straft jeden voreiligen Besserwisser, der dachte „The Shrine“ würde bezüglich des Ost-Europa-Mobbing auf den Zug von „Hostel“ und „Train“ aufspringen. Das Gegenteil ist der Fall. Hintergründig, wenn auch in einem an sich recht flachen Streifen versteckt, geht es um den Respekt vor anderen Kulturen. Es geht darum nicht voreilig zu kritisieren, und es geht um das Hinterfragen vorgefasster Meinungen.

Dass sich auch der Zuschauer in Polen stets wie ein Fremder fühlt, wird durch die richtige und leider viel zu selten verwendete Idee gefördert, dass die Polen untereinander freilich polnisch sprechen und das ohne deutschen Untertitel. Damit verstehen wir von deren Gebrabbel so viel wie die Amerikaner, und manchen Inhalt kann man sogar ohne Kenntnis der Sprache heraushören. Die Polen reden recht viel. Und das macht diese vom „Jack Brooks“-Regisseur Jon Knautz so konsequent angegangene Idee so reizvoll.

Die Monstereffekte in „The Shrine“ sind charmant ausgefallen, auch wenn man die Kreaturen immer nur kurz sichten darf. Die Grundstimmung ist atmosphärisch ausgefallen, und im Finale geht ordentlich die Post ab. Ein finaler Dialog wirft ein kleines Licht über das erlebte Mysterium, ohne dabei zu viel zu verraten. Auch dies finde ich eine gute Entscheidung. Wer also mal wieder Lust auf einen kleinen Horrorfilm hat, der vollständig auf Komik und nervige Teenager verzichtet und stattdessen eine geradezu klassische Geschichte in relativ blutigen Bildern erzählt und dabei immer wieder munter ein paar geradezu klassische Klischees zelebriert, ohne diese zu kritisieren oder ohne mit ihnen ironisch umzugehen, der ist bei „The Shrine“ für den kleinen Zwischendurchverzehr genau richtig.  OFDb

27.09.2013

FRANKENSTEIN'S ARMY (2013)

Mit „Frankenstein“ wurde im Bereich des Films schon einiges an Schindluder getrieben. Ob er nun plötzlich ganze Welten erschaffen konnte wie in Roger Cormans nach dem Wissenschaftler benannten Schundfilm, ob lediglich den Namen für deutsche Titel geklaut wie in diversen Monsterfilmen aus Japan, ob verwurstet für andere Genres wie in den Komödien „Partytime mit Frankenstein“ und „Bikini Frankenstein“, oder als namentlich bekanntes Zugpferd im Titel für andere Wissenschaftler die auf vergleichbaren Spuren wandern, wie es z.B. in „Frankenstein 70 - Das Ungeheuer mit der Feuerklaue“ geschehen ist, mit der ursprünglichen Geschichte hatte das alles nichts mehr zu tun. Ebenso wie „Dracula“ und wesentlich mehr als der gerne für Klamaukzwecke geschundene Mr. Hyde, wird „Frankenstein“ abseits der buchgetreuen Verfilmungen gerne als legendäre Figur in Trash-Filmen verwendet. „Frankenstein‘s Army“ greift ähnlich wie „Dr. Jekylls unheimlicher Horror-Trip“, "Frankenstein Junior" oder „Frankensteins Sohn“ die Idee auf von einem Nachkommen eines klassischen Charakters aus dem Horrorbereich zu erzählen.

Anders als der Titel vermuten lässt, müssen wir darauf relativ lange warten, wird die Geschichte doch aus der Sicht der Soldaten erzählt, was sicherlich auch die bessere Idee von beiden ist. Im Found Footage-Stil begleiten wir den Trupp Russen wie er zunächst seinen Alltag erlebt, und da darf man es schon als gelungen betrachten, dass sich die Fragwürdigkeiten des Krieges nicht nur in den menschenverachtenden Taten der Kriegsverbrecher zeigen, sondern noch viel mehr im Verhalten der normalen Soldaten, die inmitten von Tod, Frust und Wut relativ tolerant mit solchen fast alltäglichen Fehltritten umgehen. Wenn das Normale zu schocken weiß, dann verfehlt die Bestie Krieg nicht ihre Wirkung.

Allerdings hält sich „Frankenstein‘s Army“ nicht lange mit Normalitäten auf. Wer sich vorher über den Inhalt informiert hat wird ohnehin auf den Trash-Anteil des Films gewartet haben (wen außer den Trash-Fan sollte ein solches Werk locken?), und da braucht man nicht viel Geduld, fällt doch der erste Maschinen-Zombie bereits nach geschätzten 15 Minuten über die Soldaten her, und die kurzen Blicke die man nach und nach auf die Kreaturen erhaschen darf machen schon Spaß.

Leider wird das von mir gern gesichtete Found Footage-Verfahren hier allerdings zum Nachteil. Der eigentliche Schauwert des Films ist in dieser Phase der Geschichte immer eine Spur zu kurz zu erhaschen bei solch hektischen und damit verwackelten Bildern. Zwar macht im Gegensatz zu manch anderen Werken dieser Art das Filmen in Extremsituationen mehr Sinn als anderswo, was üblicherweise der grundsätzliche Schwachpunkt dieser Art Film ist, aber die Geschichte selbst hätte sich im klassischen Verfahren viel besser erzählen lassen, zumal die gewählte Variante für den hier vorliegenden Film im Gegensatz zu „Cloverfield“, „Blair Witch Project“, „Paranormal Activity“ und der Urvater dieser Methode Film, „Die Delegation“, keinen wirklichen Sinn ergibt.

In den letzten 15 - 20 Minuten wendet sich das Blatt, die Erzählung bekommt eine neue Gewichtung, und ab hier bekommen wir nun eine Freakshow an Kreaturen präsentiert, die es in sich hat. Die sehr einfallsreichen und optisch gut umgesetzten Maschinenzombies können vom Zuschauer endlich ausdauernd betrachtet werden und das in einer Vielzahl an abartigen Variationen, bis hin zu einem menschlichen Kopf, der im Gegensatz zu den anderen Zombies nicht mit Maschinen und Werkzeugen kombiniert wurde, sondern mit dem Körper eines Stofftieres. Außerdem lernen wir nun den Enkel Frankensteins kennen mit allerhand familiären Hintergrundinformationen und einem tollen Blick auf sein krankes Denken.

So wenig Sinn dieser Schlussteil des Films macht, so viel Spaß bereitet er auf freiwilliger Trash-Basis, und so wird der eigentlich bescheuertste Teil der Geschichte auch gleich der unterhaltsamste. Leider will der Film im Gesamten nicht wirklich funktionieren, obwohl so allerhand positive Ansätze vorhanden sind, sowohl in der endgültig im Trash badenden Schluss-Phase als auch in den halbwegs realistischeren Kriegsmomenten. Schade, dass „Frankenstein‘s Army“ im Found Footage-Stil gedreht wurde, allein dieser Grund lässt ihn so fade erscheinen. Wen kümmert inmitten von Trash schon mittelmäßiges Schauspiel? Es ist die Ich-Perspektive, die verhindert mit Raaphorsts erstem Langfilm ein freudiges Trash-Fest zu erleben.

Zumindest ist „Frankenstein‘s Army“ die angenehme Variante eines mittelmäßigen Films geworden. Er ist nicht langweilig und weiß an mancher Stelle sogar zu begeistern. Sympathisch ist das komplette Grundszenario ohnehin, zumal die Kreaturen einfallsreich und wirklich gelungen sind. Hier geht schon ordentlich die Post ab. Nur leider sieht man einfach zu viele verschenkte Chancen. Man muss dabei zusehen wie ein Film völlig falsch angegangen wurde. Und das verärgert schon, allein weil die Figurenzeichnung der meist unsympathischen Charaktere auf simpler Ebene zu funktionieren weiß. Und wenn der Kapitalismus in seiner Fragwürdigkeit dann noch mit dem Sozialismus und mit Nazi-Deutschland gleichgesetzt wird, dann merkt man endgültig dass dieser Trash nicht völlig geistfrei umgesetzt wurde. „Frankenstein‘s Army“ hat aus vielerlei Perspektiven das Potential zu mehr gehabt. Aber dafür hätte man ihm mehr Perspektiven gönnen müssen, als die Super 8-Kamera der Russen zulässt. "Frankenstein's Army" ist weit weg von solchem Bodensatz wie "The 25th Reich", ist einfallsreicher als der olle "Iron Sky" und hatte trotz seines Trash-Ziels das Potential des ersten "Outpost". Dennoch ist das Ergebnis leider nur mittelmäßig ausgefallen.  OFDb

21.09.2013

LET ME IN (2010)

Selten sah ich im Bereich des Horror-Dramas eine derart sinnliche Geschichte, die mich so intensiv mitfühlen ließ wie Matt Reeves Remake des schwedischen „So finster die Nacht“, den ich bislang noch nicht gesehen habe. Warum ich mich für die Erstsichtung des Stoffes für die amerikanische Neuverfilmung anstatt für das Original entschieden habe, ist ein Grund der in der Besetzung zu suchen ist, wollte ich als Fan der „Kick-Ass“-Reihe, und damit einher als Bewunderer der Schauspielkünste von Chloe Grace Moretz, doch unbedingt sie in einer anderen Rolle als die des Hit-Girls sehen. Und da die Veröffentlichung des Remakes „Carrie“ noch etwas hin ist, in welcher Moretz die Titelrolle spielen wird, kam mir „Let Me In“ sehr gelegen, in welchem die junge Schauspielerin wie so oft eine recht morbide Rolle spielen darf, in gewisser Weise vergleichbar mit dem damals so schockierend wirkenden Charakter, den „Spider-Man“-Darling Kirsten Dunst einst in „Interview mit einem Vampir“ spielen durfte.

Allerdings besitzt Abby eine liebenswürdige Seite, ein Charakterzug der Claudia aus dem Vergleichsfilm fehlte. Allerdings darf man sich nicht vertun. Ihren Opfern gegenüber ist Abby gnadenlos, eine Schattenseite ihres Charakters die jedoch dadurch etwas abgeschwächt wird, da man aufzeigt, dass ein Vampir seine Gier nach Blut nicht unter Kontrolle halten kann, nicht einmal einer Person gegenüber die man liebt. Aber zumindest ist sie da, die Möglichkeit zu lieben, und so entführt uns „Let Me In“ in eine bittersüße und morbid romantische Liebesgeschichte, jener Liebe die am wertvollsten zu erzählen ist, nämlich die Geschichte der ersten Liebe - zumindest für Owen, der zur Identifikationsfigur wird.

Was „Twilight“ verkrampft versuchte und nicht erreichte, da er sich damit begnügte lediglich auf das junge Teen-Publikum abzuzielen, und was ein „Return Of The Living Dead 3“ und manch anderer Genre-Beitrag nicht im Ansatz erreichten, das gelingt „Let Me In“. Er berührt. Er lässt mitfühlen. Und er ist sinnlich. Er vermischt den romantischen Aspekt mit dem Morbiden und Düsteren seiner Geschichte und geht dementsprechend keine Kompromisse ein. Was einem „Die Weisheit der Krokodile“ innerhalb der Möglichkeiten seiner Geschichte gelang und „Zombie Honeymoon“ zumindest teilweise erreichte, das wird hier zum Herzstück des Films. Und da darf man sich schon glücklich schätzen, einem solch wunderbaren Cast (allen voran den beiden Hauptdarstellern)  beizuwohnen, der den Charakteren genügend Leben einhaucht, während die gut fotografierte Inszenierung einen sanft umweht. Von Karacho-Action a la „Cloverfield“ ist vom Regisseur besagten Streifens in „Let Me In“ nichts zu spüren. Dass der Film sensibel erzählt werden muss, wurde richtiger Weise als Pflicht erkannt. Jede andere Herangehensweise wäre unsinnig gewesen.

Schön auch, dass die meisten Brutalitäten des Streifens optisch harmloser eingefangen werden als es möglich wäre, jedoch nicht um den Film in Watte zu packen, sondern um die Gore-Effekte stilistisch zum Film passen zu lassen. Die Grausamkeiten des Streifens erscheinen keinesfalls weniger grausig, nur weil nicht jegliche Bluttat im Detail gezeigt wird. Der Lebenssaft fließt dennoch für eine FSK 16 recht ordentlich, und dass gerade im Finale die extreme Brutalität ausgeblendet wird, ist ein cleverer Schachzug der Verantwortlichen für diese Szene. Selten war der Zuschauer näher an der Perspektive Owens gebunden als hier. Und das muss schon was heißen, so empathisch wie der Zuschauer den Jungen durch diese Geschichte begleiten darf.

Freilich kenne ich wie oben erwähnt nicht das Original aus Schweden und kann somit nicht beurteilen an welcher Stelle Reeves bei „So finster die Nacht“ lediglich Gesehenes kopiert hat. Aber zumindest kann ich somit unvoreingenommen an „Let Me In“ herangehen. Und sollte das Remake lediglich eine Kopie des Originals sein, so ist es zumindest keine billige oder unterkühlte. Eine Geschichte und Bildeinstellungen mögen sich ja ohne großes Talent wiederholen lassen, aber am Ende ein Ergebnis mit so viel Seele zu erreichen, dafür bedarf es schon eines gewissen Talents, was „Let Me In“ scheinbar eine Remake-Legitimation zu geben scheint, wenn auch gerade mal zwei Jahre nach „So finster die Nacht“ gedreht.  OFDb

19.09.2013

MORD IM ORIENTEXPRESS (1974)

Was dem Sherlock Holmes sein Fall „Der Hund von Baskerville“ war, war in vergleichbarer Beliebtheit der „Mord im Orientexpress“ für Hercule Poirot, dem neben Miss Marple wohl bekanntesten Schnüfflercharakter aus der Feder von Agatha Christie. Während der Vergleichsstoff des Londoner Meisterdetektivs seine Beliebtheit auch in der Anzahl seiner Verfilmungen wiederspiegelt, so sieht es bei der Häufigkeit der Verfilmungen rund um den Orientexpress jedoch etwas spärlich aus. Doch ähnlich wie der vier Jahre später entstandene „Tod auf dem Nil“, mit Peter Ustinov in der Rolle Poirots, liest sich die bekannteste Verfilmung des Stoffes um den Mord im Zug dafür immens starbesetzt.

Neben Albert Finney als Poirot, tauchen, um nur ein paar Prominente genannt zu haben, Anthony Perkins, Ingrid Bergmann, Sean Connery und Michael York auf. Doch warum sich solch exzellente Darsteller um einen solch werkgetreuen Film scharren, ist unverständlich, darf doch keiner der verdächtigen Fahrgäste zu groß genug ins Zentrum rücken, und dient ein jeder doch nur als Stichwortgeber um später aus dem Gesamten zu einem Ergebnis zu kommen, typisch Poirot-Krimi am Ende aufgelöst über einen langen Monolog des Kriminalisten. Wegen der Stars braucht man also nicht wirklich einschalten, und das einzige was den an mancher Stelle etwas müde umgesetzten Film zu einem besonderen Erlebnis macht, ist die geglückte Darstellung Poirots durch Finney, wohl der Rettungsanker des Streifens schlechthin, ebenso wie die originelle Mörderauflösung, die einem als Nichtkenner des Romans deutlich erkennen lässt, warum „Mord im Orientexpress“ zu den beliebtesten Stoffen von Agatha Christie gehört.

Ob man diesen Roman mit Wechsel in ein anderes Medium nicht etwas anders hätte aufziehen können, eventuell mit größeren Veränderungen versehen wie bei den Miss Marple-Verfilmungen, die mit „16 Uhr 50 ab Paddington“ ihren Anfang nahmen, bleibt eine berechtigte Frage, wenn man einmal bedenkt wie mittelmäßig sich der an sich interessante Kriminalfall letztendlich schaut. Sidney Lumet konnte zur Entstehungszeit schon auf eine fast 30jährige Erfahrung als Regisseur zurückblicken, doch fielen die Arbeiten des guten Mannes qualitativ schon immer recht unterschiedlich aus, was z.B. einen Blick auf seinen sehr geglückten „Die 12 Geschworenen“ aus dem Jahr 1957 und seiner unterirdisch ausgefallenen Schwarzenversion von „Der Zauberer von Oz“ mit dem Titel „The Wiz“ deutlich macht.
 
Aber von schlechter Regie kann man hier nicht wirklich sprechen. Nein, es ist die Geschichte die trotz ruhiger, dialoglastiger Art zu gehetzt wirkt und seine Nebenfiguren zu stiefmütterlich behandelt, trotz ihrer Wichtigkeit und ihrem Einfluss für den Kriminalfall. Außerdem wirkt der Zusammenhang einiger personeller Hintergründe mit Unkenntnis der Auflösung zu zufällig, was sich wie eine Unglaubwürdigkeit des Drehbuchs schaut, bis man gegen Ende versteht warum dies nicht der Fall ist. Bei solch einer Zufälligkeit darf man als Zuschauer überrascht sein, die Auflösung nicht vorhergesehen zu haben. Ich habe es zumindest nicht, und letztendlich habe ich es den so oft auftretenden schlechten Drehbüchern von Großproduktionen zu verdanken, dass ich aufgrund dieser Zufälligkeit am Stoff zweifelte, anstatt in die richtige Richtung zu kombinieren.

Die Hin- und Hergerissenheit Poirots die Auflösung betreffend, bereichert den Streifen um ein wenig Tiefe, und mit ihr gibt die Printvorlage ein wenig Raffinesse an ihre Verfilmung ab, ein Pluspunkt den „Mord im Orientexpress“ dringend nötig hat, um nicht als zu mittelmäßig umgesetzt in den Köpfen der Zuschauer zurückzubleiben. Somit ist der Film im Gesamten trotz seiner Schwächen noch als gelungen genug ausgefallen, um sich mal zwei Stunden nett unterhalten zu lassen. Die Klasse eines „Tod auf dem Nil“ erreicht er jedoch nicht, und den Kultstatus eines „Geheimnis im blauen Schloss“ oder der 60er Jahre Miss Marple-Reihe erst recht nicht.  OFDb

17.09.2013

TRAIN - NÄCHSTER HALT: HÖLLE (2008)

Im selben Jahr, in welchem auch die gelungene Clive Barker-Verfilmung „Midnight Meat Train“ heraus kam, erschien von der Schrott-Firma Nu Image, die auf dem Videomarkt zunächst mit billigen Actionfilmen trumpfte, bevor sie das Horror-Genre für sich entdeckte, unter der Produktion von Billig-Filmer Boaz Davidson, dem wir solch mittelmäßige Ware wie „Zombies“ und „The 4th Floor“ zu verdanken haben, ein Genre-Beitrag heraus, in dem ebenfalls ein Zug im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen sollte. An Bord holte man sich die gar nicht mal untalentierte Thora Birch, die in „The Hole“, „Ghost World“ und ganz besonders in „American Beauty“ zu überzeugen wusste. In „Train - Nächster Halt: Hölle“ darf sie lediglich niedlich aussehen, unterstützt von manch nett gesetztem Farbfilter, und damit sind auch gleich die einzigen zwei Pluspunkte genannt, die der Film vorzuweisen hat.

Wie typisch für die späten 00er Jahre tritt Amerika zunächst einmal dem Bild Europas ordentlich in die Fresse, einem Ort der Gesetzlosen und in welchem Angst zum Alltag gehört, ganz im Fahrwasser von „Hostel“, „Catacombs“ und Co, was hier und in „Hostel“ besonders dreist zu nennen ist, da diese Ost-Europa kriminalisieren, ausgerechnet jene Gegend, in der sich billige Horrorfilme so leicht für den amerikanischen Markt produzieren lassen. Das nenne ich mal ein nettes Dankeschön für eine geizige Art Filme zu produzieren und ist ein Armutszeugnis, sowie nur Öl ins Feuer für das Klischee des Amerikaners, der sich anderen Kulturen gegenüber wie ein Trampeltier verhält. Somit schadet eine solche Erzählweise am Ende beiden Seiten.

Nun muss diese intolerante Art und Weise noch nicht bedeuten, dass das Werk welches aus solchen Bedingungen erwächst, unterhaltungsarm ausfallen muss. Aber „Train“ (Originaltitel) gibt sich so gar keine Mühe mit irgend etwas zu punkten. Die vorhersehbare Geschichte steckt in einer Wiederholungsschleife der immergleichen Geschehnisse fest, in welcher Klischeegesichter auf der Schurkenseite und charakterlose Gesichter auf der Heldenseite stehen, in einem Szenario, dass von so ziemlich allem klaut was gerade irre angesagt und billig nachzudrehen war. Ob da nun „Hostel“ aufblitzt oder jeglicher Beitrag zum Thema Organhandel, alles wird irgendwie verwurstet, alles außer „Monster im Nachtexpress“, mit welchem der Film inhaltlich so gar nichts zu tun hat, was schon ein wenig verwundern darf, wenn man bedenkt, dass „Train“ auf manchen Seiten im Internet als ein Remake des 80er Jahre Slashers mit Jamie Lee Curtis bezeichnet wird.

Wer glaubt dass in dieser Billigproduktion zumindest der nach quantitativen Schauwerten lechzende Horror-Fan auf seine Kosten kommt, der irrt. Ist die deutsche Fassung doch bislang nur geschnitten erhältlich, und auf einen Uncut braucht man sich scheinbar gar nicht erst freuen, schafften es die Verantwortlichen von „Train“ doch tatsächlich derart miese Kameraaufnahmen zu fabrizieren, dass selbst dann kaum was zu erkennen ist, wenn die Kamera genau draufhält. Meist ist sie viel zu nah dran, um tatsächlich etwas einzufangen. Still hält sie nie, ruckelige Aufnahmen oder hektische Schnitte sind allerdings nicht ihr Übel. Das haben die Aufnahmen auch gar nicht nötig, da das Untalent vom Kameramann es auf viel simplere Art schafft uns den Spaß am Geschehen zu verderben.

Dass im Hintergrund Standart-Musik klimpert, dürfte klar sein. Dass sich die Helden überhaupt nicht nachvollziehbar verhalten, überrascht ebenso wenig. Höchstens dass sich die Ringer nie wie Ringer benehmen, sondern der Gefahr ins Auge schauend genauso reagieren wie jeder andere Teen in jedem anderen Horrorfilm dieser Art, ist vielleicht ein Grund sich zu wundern. Einzig der Finalkampf geht diesbezüglich in die richtige Richtung, wurde in einer frühen Szene jedoch bereits mehr als deutlich für die finale Lösung angepriesen, so dass nur ein Vollidiot nicht damit rechnen dürfte, auf welche Art der letzte Killer sein Lebenslicht verliert. Regisseur Raff, der bislang nichts sonderlich interessantes gedreht hat, traut dem Zuschauer aber nicht mal dies zu, und muss passend zur entscheidenden Szene noch einen Sekunden-kurzen Flashback auf die Vorbereitungsszene vom Anfang aufblitzen lassen.

Wenn man vom Publikum so gar nichts erwartet, wozu dreht man dann eigentlich noch einen Film für ihn? Aber vielleicht ist „Train“ ja auch einfach nur für die Sonderschule gedacht oder als Unterhaltungsfilm für die Lobotomie-Abteilung in der Nervenheilanstalt. Denn wer sollte einem solch miesen Film, der den Zuschauer wie Idioten behandelt und seine überraschungsfreie Geschichte für irre wendungsreich hält, bitte etwas abgewinnen können, der noch ein funktionierendes Gehirn besitzt? Höchstens Jugendliche, die den Film offiziell ohnehin noch nicht sehen dürfen, dürften Spaß mit diesem Schund haben. Zumindest fand ich in meiner Jugend auch so einige schwachsinnige Filme gut, deren mit erwachsenen Augen der Zweitsichtung unübersehbaren Tiefpunkt mir unfassbarer Weise in jungen Jahren nicht aufgefallen sind.  OFDb

16.09.2013

MIDNIGHT MEAT TRAIN (2008)

„Midnight Meat Train“ bohrt sich tief in die Magengegend des Zuschauers, egal wie oft man das Genre Horror schon aufgesucht hat, egal für wie hart und abgestumpft man sich halten sollte. Beim Zuschauen der grauenvollen Bilder, die Regisseur Kitamura uns zumutet, kann einem schon anders werden. Man könnte nun vermuten, da dies all zu oft geschieht, dass einem Film mit solch extremen Brutalitäten wahre Qualitäten fehlen. Aber der nach einer Kurzgeschichte von Kult-Autor Clive Barker erzählte Film ist nicht nur in seiner Gewaltdarstellung extrem, sein Spannungsbogen ist ebenfalls enorm hoch, und das gleicht schon einem kleinen Wunder.

Dies weniger weil beide Komponenten nicht allzu oft gleichermaßen in ein und demselben Werk bedacht werden, sondern weil das Drehbuch so einige extreme Logiklücken aufweist, über die man weniger großzügig hinwegsehen würde, wenn der Film einen nicht derart in seinen Bann ziehen würde. Wenn im letzten Drittel der finale Twist immer offensichtlicher wird und ein am Ende angedeutetes Rätsel (zumindest mit Unkenntnis der Printvorlage) völlig unnötig und etwas lächerlich daher kommt, dann würde dies für viele Werke den Todesstoß bedeuten. Und für manchen Zuschauer, der es bis hier her ausgehalten hat und das Gesehene als nicht so intensiv wahrgenommen hat wie ich, ist es sicherlich auch der Todesstoß. Aber das schöne am Horror-Genre ist, dass es von Werk zu Werk unterschiedlich ist, ob eine Geschichte bodenständig daher kommen muss oder nicht.

Klar, mir wäre auch lieber gewesen die Beweggründe der Protagonisten wären nachvollziehbarer gewesen. Den Vogel schießt hierbei der weibliche Part ab, der in seiner alltäglichen Phase völlig egoistisch charakterisiert ist, so dass einem ein Einmischen in die späteren Geschehnisse nicht sonderlich wundert. Aber wie der Weg ins Verderben eingeleitet wird, ist derart an den Haaren herbei gezogen, dass man sich glücklich schätzen kann, dass „Midnight Meat Train“ nicht zu der Gattung „Dieser Film muss logisch sein“ gehört. Andererseits ist es gerade das fehlende Gespür für die Psychologie der Glaubwürdigkeit von Situationen, die dem Streifen den Weg in die Oberliga versperrt.

Ryuhei Kitamura, der einige Jahre vor der großen zweiten Zombiewelle im Kino mit dem originellen „Versus“ überraschte und den „"Godzilla"-Fans ein großes Geschenk mit „Godzilla: Final Wars“ machte, liefert mit seinem ersten amerikanischen Film, in welchem Ted Raimi einen Gastauftritt absolviert, eine etwas arg bluttriefende Arbeit ab. Dieser extreme Härtegrad wäre nicht wirklich nötig gewesen, und es überrascht, dass es in Deutschland, auch in einer Zeit in welcher sich diesbezüglich die Wogen geglättet haben, „The Midnight Meat Train“ nicht längst beschlagnahmt wurde.

Von einigen zu abartigen Goreszenen aber einmal abgesehen, ist die Optik des Streifens, egal ob in besagten Goreszenen oder außerhalb dieser, hervorragend zu nennen, selbst dann wenn Bilder zu gekünstelt wirken, was z.B. bei den Außenaufnahmen der fahrenden U-Bahn stark auffällt. Da zudem die Darsteller ihre Arbeit gut machen und gerade der Metzger ohne großes Schauspieltalent zu überzeugen weiß, wird aus besagtem Film doch noch eine kleine Empfehlung. Dass die eben angesprochenen psychologisch unlogischen Szenen großzügig zu entschuldigen sind, liegt im übrigen daran, dass diese Momente immer Hand in Hand gehen mit einem enormen Spannungsbogen, der daraus seine Kraft nimmt, dass sich die Figuren in Gefahrensituationen hineinversetzen, die für den Zuschauer trotz der idiotischen Motivation nachvollziehbar sind.

Mag die Gore-Schraube in ihrer Extreme auch in den grotesken Bereich abgleiten, situativ, in den psychologisch gut herausgearbeiteten Thrill-Momenten, ist der Zuschauer mittendrin im Geschehen, und hält zu den Protagonisten, die in ihrer Leichtsinnigkeit - mit den Augen eines Horror-Fans betrachtet - locker den Tod verdient hätten. Somit ist „Midnight Meat Train“ nicht nur ein optisch gut fotografierter Blutfontänen-Rausch, sondern auch ein Werk zum mitfiebern, ein Film in welchem einen die Hauptfiguren nicht scheißegal sind. Und dies in Kombination mit den ultraharten Geschehnissen ist der Auslöser für das intensive Erlebnis mit einem Horrorfilm, der rein von der grundlegenden Geschichte her eigentlich gar nicht so einfallsreich ausgefallen ist.  OFDb

15.09.2013

EMPIRE ME! - DER STAAT BIN ICH! (2011)

Ganz anders als sein mit Christoph Schlingensief zusammen umgesetzter, provokativer Dokumentarfilm „Ausländer raus! - Schlingensiefs Container“, in welchem man durch eine drastische Aktion gegen das Missachten von Menschenrechten aufmerksam machte, kommt Paul Poets zweiter Dokumentarfilm und dritte Regie-Arbeit daher. Ist die Gründung eines Mikrostaates schon fast als leise Rebellion zu verstehen, so will „Empire Me“ nicht provozieren, sondern zeigt uns still und mit Respekt vor den Mentalitäten in diesen Mikrostaaten den Alltag in diesen, nie darauf aus Kritik zu üben, sondern neutral Licht in das Dunkel der uns unbekannten Staatsformen zu bringen.

Ob auf dem Wasser oder an Land, mal bestehend aus einer handvoll Leute, mal mit über 1000 Einwohnern versehen, jedes in diesem Film aufgezeigte Land steht individuell für sich selbst. Den Wunsch nach Unabhängigkeit haben alle gemein, egal ob ausgelebt in einer Monarchie, einer Demokratie oder der Anarchie. Manche Mikrostaaten wurden der freien Liebe wegen gegründet, andere der Kunst wegen, andere leben ihre Esoterik ungehindert in ihrem Kleinststaat aus, andere benötigen keinen solcher Aufhänger sondern genießen schlichtweg die Freiheit eigene Gesetze zu erschaffen und Herr ihres eigenen Tuns zu sein.

Das ist alles sicherlich interessant anzuschauen, sein eigentliches Ziel über Mikrostaaten zu informieren hat der Film meiner Meinung nach jedoch nicht erreicht, zeigt er doch viel mehr alternative Lebensweisen auf, meist welche, die man auch in anderen Ländern als Subkultur vorfindet. „Empire Me“ möchte Respekt für solche alternativen Lebensweisen wecken, ein löblicher Schritt in einer Zeit in der Toleranz sich meist auf religiöse und große Kulturen bezieht, selten jedoch auf alternative Kulturen innerhalb der eigenen Gesellschaft. Diese Aufklärung hätte meiner Meinung nach also weniger mit Blick auf die uns unbekannten Mikrostaaten stattfinden sollen, sondern um wirklich aufzuwecken, zu informieren und die Toleranz in uns zu wecken Subkulturen in unserer eigenen Gesellschaft beleuchten sollen. Denn eins muss man Poet lassen: das hier Gezeigte verkommt nie zur Freak-Show über die man sich lustig machen will.

Mehr Sinn als der respektvolle Blick auf alternative Lebensweisen will sich mir nach Sichten von „Empire Me“ nicht erschließen. Wozu ausgerechnet der Blick auf Mikrostaaten, wenn nicht über deren Gründung gesprochen wird, Hintergründe, Problematiken und Regelungen intensiver beleuchtet werden und Aspekte ausgeblendet werden, wie die Frage wie man innerhalb eines solchen Mikrostaates aufwächst. Bekäme man zu Beginn eines jeden Kapitels nicht per Schriftzug mitgeteilt, welche Art Mikrostaat aktuell besucht wird, man könnte meinen man filmt lediglich Kommunen oder Clubgelände, in welchen sich Gleichgesinnte treffen. Es geht lediglich um die Lebensweise des jeweiligen Landes. Das tatsächliche Betrachten und Hinterfragen der Faszination Mikrostaat findet nicht bzw. kaum statt.

Das finde ich persönlich zwar schade, und somit bot „Empire Me“ nicht dass was ich mir eigentlich inhaltlich von diesem Stoff erhofft hatte, aber als Plädoyer für alternative Lebensweisen weiß er auch in diesem anderen Gewandt zu gefallen. Er konzentriert sich interessiert auf Nichtigkeiten, gibt Einblick in andere Denkweisen, entlarvt ab und an sogar das Selbstanlügen einiger Bewohner. „Empire Me“ ist also durchaus einen Blick wert, aber der Faszination Mikrostaat wird nicht wirklich nachgegangen. Das worauf sich Poet konzentriert hätte er auch innerhalb größerer Staaten locker entdecken können, um darüber zu berichten. Da Subkulturen innerhalb des eigenen Landes häufig nicht die Toleranz entgegengebracht wird wie größeren Kulturen, an welche die meisten Menschen denken wenn sie den Begriff Multikulturell hören, hätte der Film meiner Meinung nach mehr Wirkung entfaltet, wenn er für seine Betrachtung nicht erst Mikrostaaten aufgesucht hätte.

Freilich bin ich für den kurzen Blick auf Mikrostaaten, der nebenbei immer mal aufblitzt, trotzdem dankbar, ist es doch ein hochinteressantes Thema. Aber eben weil es das ist, fühle ich mich von Poet ein wenig verarscht. Nicht ohne Respekt für sein Werk zu hegen, immerhin bleibt sein Film selbst dann objektiv und neutral wenn (häufig) Musik eingespielt wird, eine Zutat die in vergleichbaren Filmen liebend gern dafür genutzt wird den Zuschauer zu manipulieren. Aber trotz seines lobenswerten Ergebnisses finde ich das Ziel einer Dokumentation über Mikrostaaten verfehlt. Schade, aber dank einer interessanten Umsetzung nicht wirklich schlimm.  OFDb

14.09.2013

BLOODSUCKERS (2005)

Blutsauger aus dem All sind im Horrorgenre keine neue Idee. So gab es in den 60er Jahren den japanischen Film „Goké - Vampir aus dem Weltall“, Charles Band ließ Ende der 90er Jahre den „Angriff der Weltraumvampire“ auf die Menschheit los, und Energie anstatt Blut saugend ließen Tobe Hooper mit „Lifeforce“ und Jim Wynorski mit „Der Vampir aus dem All“ zumindest sinngemäß vergleichbare Wesen auf der Erde landen. Die Erde ist genau das was diese Filme gemein haben. Autor und Regisseur Matthew Hastings schwebte es nun vor, die meist lächerlich ausgefallene Idee im Weltraum spielen zu lassen. Er versetzt die Handlung in die Zukunft und rückt das Genre Science Fiction in den Vordergrund, während er das Genre Horror in der zweiten Reihe parkt.

So einige werden nichts mit dem billig produzierten Streifen anfangen können, aber mir hat er gefallen, der billig naive aber charmante Film, der schlicht erzählt ist und doch immer interessante Storywendungen bietet. „Bloodsuckers“ schaut sich wie ein Pilotfilm, und da die etwas oberflächlich ausgefallenen Charaktere zu gefallen wissen, hätte er das meiner Meinung nach auch ruhig sein können. Eine Serie zum hier gesichteten Szenario fänd ich eine interessante Idee, schaut sich der Film vom Stil her doch ein wenig wie die humorlose und anarchiefreie Variante der geglückten Science Fiction-Serie „Lexx“.

Ja, richtig gelesen: „Bloodsuckers“ ist ernst gemeint, wirkt trotz Vampirgattungen mit Namen wie die Vorheeses und die Leatherfaces (nein, dies ist kein Amateurfilm) nicht einmal augenzwinkernd erzählt oder gar ironisch angehaucht. Und trotzdem (oder deshalb?) weiß die simple, fast plumpe Umsetzung zu gefallen. Die Chemie stimmt einfach. So wie bei „Alien vs. Zombies“ weiß man manchmal nicht wirklich warum, aber „Bloodsuckers“ wird einfach nicht zum Langweiler. Im Gegenteil, ich fand die Geschehnisse Richtung Ende immer interessanter.

Dass Matthew Hastings ausgerechnet mit einer ernsten Umsetzung trumpft, darf schon verwundern. Immerhin war er für den wundervollen ersten „Todes-Date“ verantwortlich, der nur bei einem Ausnahmepublikum Anklang fand, und drehte er doch die ein oder andere Folge der charmant witzigen Serie „EUReKA“. Aber wie man sieht kann er auch anders. Der Frage warum es im Weltall so viele Vampirgattungen gibt, wird gar nicht erst nachgegangen. Wir bekommen die Zukunft mit ihren Gesetzmäßigkeiten vorgesetzt, und dürfen nun erleben wie eine Weltraum-Crew von einem Erlebnis zum nächsten gehetzt wird.

Die Geschichte selbst wirkt dabei niemals gehetzt, obwohl so allerhand passiert. Dialogszenen wechseln sich mit Actionszenen wunderbar ab, und ab und an gibt es auch manch herrlichen Gore-Effekt zu sichten. Schauspielern kann nicht jeder, das merkt man ganz besonders im Originalton, aber das stört nicht weiter, will „Bloodsuckers“ doch ohnehin nur trivial unterhalten und versucht gar nicht erst einen auf große Space-Opera zu machen. Bescheidenheit ist eine Tugend. Und es tut gut trotz Kostengünstigkeit überzeugende Spezialeffekte zu sichten, zumindest wenn man auch mit schlichtem Ergebnis zurecht kommt. So katastrophal wie die Effekte aus „Lexx“ ist „Vampire Wars - Battle Of The Universe“ (Alternativtitel) zumindest nicht ausgefallen.

Dass zudem noch Michael Ironside in einer kleineren Rolle vorbei schaut, gibt dem Streifen einen weiteren charmanten Pluspunkt. Und dass die Geschichte, so einfach sie auch gestrickt sein mag, neben überraschender Wendungen auch noch clevere Seitenhiebe auf Amerikas Kultur und Vergangenheit zu bieten hat und gekonnt mit Klischees spielt, macht den unbekannten Streifen endgültig zu einem kleinen Hingucker für ein Ausnahmepublikum, das nicht nur in den großen Kino-Hits daheim ist. „Bloodsuckers“ ist ein kleines Liebhaberstück ohne genügend Potential zu besitzen zum Geheim-Tipp, Kult oder gar Lieblingsfilm zu werden. Es war einfach schön, dass er mir in meiner Cineasten-Laufbahn begegnet ist. Und wer weiß: vielleicht gibt es in 10 - 20 Jahren ja mal ein Wiedersehen.  OFDb

PARANORMAL ACTIVITY 4 (2012)

Es ist so ein Hin und Her mit der „Paranormal Activity“-Reihe. War der erste Teil ein richtig guter Grusler, ging es mit Teil 2 ins Langweilige steil bergab. Machte der dritte Teil mit einer sympathischen Umsetzung wieder Freude, so landet Teil 4 nun im Gebiet der Mittelmäßigkeit, damit nicht so tief gestürzt wie mit der ersten Fortsetzungen, aber weit hinter dem Erwarteten zurückbleibend.

Das Problem mit Teil 4 ist eines, das in anderen Filmen ein Vorteil wäre: er will eine Geschichte erzählen. Während die Vorgänger beiläufig eine Geschichte erzählten, während sie die Gruselatmosphäre in den Vordergrund rückten (was nicht immer mit Erfolg gesegnet war), scheint man in „Paranormal Activity 4“ nicht mehr sonderlich interessiert daran zu sein den Zuschauer zu gruseln. Da gibt es vereinzelte Momente, meist jedoch Schock- anstatt Gruselszenen, aber im Prinzip ist man viel eher daran interessiert die Fragmente der einzelnen Hintergrundideen der Vorgänger zusammenzuflicken.

Da die anklingenden Ideen der ersten drei Teile nicht völlig unsinnig wirkten, auch wenn das Bemühen eines Spukhintergrundes immer einen zu konstruierten Beigeschmack mit sich zog, ist es durchaus eine vernünftige Idee offene Fragen, die dem Stammzuschauer auf dem Herzen brennen, beantworten zu wollen. Aber mit Vernunft haben es die Verantwortlichen der dritten Fortsetzung des Originals nicht so, immerhin haben sie ein lukratives Franchise in der Hand, und das Beantworten aller Fragen würde das Ende von diesem bedeuten, zumindest im Kopf einfallsloser Autoren. Also wurde aus Teil 4 ein Wischi-Waschi-Beitrag, der zwar die Geschichte krampfhaft zu einer einheitlichen zusammenhalten will, gleichzeitig aber doch kaum Fragen beantworten will. Was bedeutet: am Ende erzählt er doch wieder nicht wirklich etwas.

Wer nach Teil 4, der immerhin recht interessant endet, noch immer glaubt ein Teil 5 würde ihn endlich aufklären, mag arg naiv sein. Dabei würde das Ende von Teil 4 durchaus eine Chance geben die Reihe mit der nächsten Fortsetzung zu Ende zu führen. Auch wenn ich das Prinzip der Found Footage-Umsetzung mag, so müsste Teil 5 meiner Meinung nach diesen Bereich verlassen, um sinnvoll zu schließen. Man müsste den Kult beleuchten, der hinter den Dämonenaktivitäten steckt. Teil 4 hat es allerdings nun so weit getrieben, dass der Standart-Zuschauer daran kein wirkliches Interesse mehr hat, im Gegensatz zum Fan der Reihe.

Der Kult-Hintergrund ist in meinen Augen eine lahme Idee. Das völlig Unbekannte hinter der ganzen Sache war Auslöser für das wohlige Grusel-Feeling des Originals. Das Wissen es mit einem Dämon anstatt mit einem Geist zu tun zu haben, sorgte für die nötige Gänsehaut. Dabei zuzusehen wie Storyfäden einer unheimlichen Kultgemeinde zusammengefügt werden, eingepackt in eine „in unserer Wohnung scheint es zu spuken“-Story die Vierte, ist nicht sonderlich erfolgreich darin ein Interesse aufrecht zu erhalten, das bereits im dritten Teil trotz passablem Ergebnisses kaum mehr vorhanden war. Was soll es bringen noch mehr über den Kult zu erfahren, wenn das Kernstück dieser Kino-Reihe, die Gruselatmosphäre, dabei auf der Strecke bleibt?

Zumindest ließ sich Teil 4 gucken ohne gelangweilt auf die Uhr zu schauen. Zudem besitzt der Film mit der sehr süß aussehenden Kathryn Newton in der Rolle der Alex einen optischen Pluspunkt. Ganz zart besaitete Persönchen werden sicher den ein oder anderen Gruselmoment erleben. Sich nach dem Gucken allein im eigenen Heim unwohl zu fühlen, ein Ergebnis das Teil 1 noch beim x-ten Sichten hervorruft, ist jedoch ein Ergebnis das „Paranormal Activity 4“ nicht zu erreichen weiß. Mehr noch: scheinbar gar nicht möchte.  OFDb

09.09.2013

SORORITY PARTY MASSACRE (2013)

Vom Titel her sollte man „Sorority Party Massacre“ nicht mit dem 80er Jahre-Film „Sorority House Massacre“ und dessen Fortsetzung verwechseln. Das deutsche DVD-Cover des Films sollte man hingegen nicht mit dem des „I Spit On Your Grave“-Remakes verwechseln, die Parallele ist schon äußerst dreist zu nennen. Inhaltlich werden die Ängste der Opfer hervorgehoben, was an „Morty", „American Nightmare" und manch anderen Genrevertreter erinnert. Die Anfangsszene des hier besprochenen Streifens lässt wiederum Erinnerungen an die Eingangssequenz von „Scream“ aufklingen, und die klaut schlicht aber effektiv und damit gar nicht mal schlecht. Zu dumm dass sie darauf hin von einem viel zu langen Vorspann ausgebremst wird, der kürzer gemacht gar nicht so übel ausgesehen hätte.

Doch wir werden im Laufe des Filmes noch ein paar weitere Male erleben, dass die Regisseure Chris W. Freeman und Justin Jones ihr Werk gelegentlich ausbremsen werden, beispielsweise dann, wenn sie nach der sympathischen Einführung des gewollt unsympathischen Ermittlers und dessen Ankunft auf der Insel die Finalistinnen des Studentenwettbewerbs vorstellen und dabei jede einzelne mit Namensnennung im eingefrorenen Bild gefolgt von kurzen Sequenzen aus dem Leben der jeweiligen Person gezeigt wird, und man schon wieder genervt auf die Uhr guckt, weil diese Szene viel zu viel Laufzeit einnimmt.

„Sorority Party Massacre“, ein Film ohne Party und im Originaltitel nach der Insel „Grizzly Cove“ benannt, ist ein Wackelkandidat seines Genres, und das ist schon schade, strahlt er doch immer wieder eine gewisse Sympathie aus, kurz bevor die Story wieder unüberlegt vor sich her stolpert. Klar, so manches Mal werden absichtlich die Sehgewohnheiten des Zuschauers gebrochen und mit einem eigenen Stil gearbeitet, aber das ändert nichts daran, dass das Gesamtbild des Streifens unausgegoren wirkt. Wie provozierend anders und an ein kleines Publikum gerichtet „Sorority Party Massacre“ sein will, merkt man spätestens an der völlig kaputten Täteraufdeckung, die zwar auch Bereiche beinhaltet, die man vorhergesehen hat, aber die komplette Wahrheit hinter den Geschehnissen wird sicherlich fast jeden überraschen, zumindest den Teil des Publikums der lange genug drangeblieben ist um zu erfahren wer denn nun der ominöse Killer ist, der seit so vielen Jahren unentdeckt Studentinnen meuchelte.

Dass wir es hier absichtlich nur mit unsympathischen Charakteren zu tun haben, ist nur einer der positiven Kniffe des Streifens. Der Held ist ein Männer-verprügelnder Aggro mit Abzeichen und Waffe, der Sheriff ein alter Naivling, der nicht einmal ein Faxgerät bedienen kann, die Studentinnen sind skrupellose Kämpferinnen, die nur ihren Sieg vor Augen haben, ihre Ausbilderin gnadenlos in ihrem Job, der Bürgermeister Alleinbesitzer der Hälfte der Insel und der Hilfssheriff, die harmloseste Person des Filmes, eine ewig den Helden anbaggernde Unscheinbare. Diese Personen treffen in einem grotesken Mix aus Horror und Komödie aufeinander, der jedoch nie so subtil ausfällt wie der von „Severance - Ein blutiger Betriebsausflug“, sondern stattdessen eher auf Holzhammer-Komik setzt. Auch die Genres Kriminalfilm und Thriller werden gestreift, in einer Umsetzung, die den Amateurfilm zwar schon sehr weit hinter sich lässt, aufgrund seiner schroffen Umsetzung und manch gewagter Ideen dennoch das Flaire einer nicht professionellen Produktion versprüht.

Da darf man sich schon glücklich schätzen, dass die deutsche Veröffentlichung mit einer geglückten Synchronisation versehen wurde. Da ein deutscher Untertitel vorhanden war, habe ich mir „Grizzly Cove“ trotzdem lieber im Original mit besagten Untertiteln angeguckt und hatte bedingt auch meinen Spaß. Die Morde sind interessant umgesetzt, wenn auch nicht übertriebenst brutal, das Szenario selbst nimmt man jedoch eher Szene für Szene an, zumal man an den Figuren mehr Gefallen findet als an der Story selbst, die nur 08-15 vor sich hin dümpelt. Interessant dass man trotz der geringen Täter-Auswahl doch ein gewisses Interesse für die Auflösung entwickelt, und so hält man den arg ruckelig erzählten Film brav durch, was gegen Ende jedoch einfacher ist als in der ersten Hälfte, kam mir die zweite doch wesentlich flotter erzählt vor als zuvor, zumal so extreme Ausbrems-Momente wie die zwei vorhin beschriebenen dort nicht mehr vorkommen.

Wer mit den Holzhammer-Komik-Figuren nichts anfangen kann, der braucht gar nicht erst rein schalten, sind die (oftmals schwarzhumorigen) Gags doch auf ihrer Seite, während der Horrorgehalt in Zeiten seiner Herstellung deutlich zur Routine gehört. Insgesamt ist „Sorority Party Massacre“ kein Film der vom Hocker reißt und definitiv nur den Vielsehern des Genres zu empfehlen und von denen wiederum nur dem experimentellen Part, da die Regisseure wie erwähnt auf eine flüssige und die üblichen Regeln einhaltende Erzählweise verzichtet haben. Ein Bastard von Film! Sympathisch und doch recht schwer zu ertragen! Empfohlen nur an geduldigen Tagen!  OFDb

07.09.2013

THE 6TH DAY (2000)

Auch wenn seine Komödie „Versprochen ist versprochen“ ein kleiner Kino-Hit war, die 90er Jahre nach dem Erfolg „True Lies“ liefen für Schwarzenegger im Verhältnis nicht gerade wie gewünscht. „Eraser“ blieb an den Kinokassen hinter den Erwartungen zurück, „Batman und Robin“ war ein Desaster, und der Versuch mit „End Of Days“ sich mal im Horror-Genre auszuprobieren stieß nicht auf sonderlich viel Gegenliebe. Zeit sich im neuen Jahrtausend angekommen auf den Ursprung der Karriere zu besinnen, den Genre-Mix aus Action und Science Fiction, der mit „Terminator“, „Terminator 2“, „Die totale Erinnerung“, „Running Man“ und „Predator“ mehrfach erfolgreich beim zahlenden Publikum punktete. Und da der doppelte Arnie in den Augen der Produzenten gleich doppelt erfolgreich sein müsste, lag die Idee einer Klon-Thematik nahe, zumal es in der Realität noch nicht all zu lange her war, dass man es schaffte ein Schaf zu klonen.

Arnie gegen Arnie, so wie es uns die Werbung weiß machen wollte, ist „The 6th Day“ leider nicht geworden. Die beiden Haudegen bekämpfen sich nur recht kurz, und dies sehr spät. Und da wird schneller Frieden geschlossen um gemeinsam gegen den Feind zu kämpfen, als einem lieb ist. Dies nicht wirklich weil man den Muskelmann gegen sich selbst kämpfen sehen will, sondern weil das Drehbuch hier, wie auch an anderen Stellen, unnötig auf das Gaspedal drückt, bestimmte Storyentwicklungen so schnell wie möglich durchboxen will und dabei die Psychologie, die Glaubwürdigkeit und die Wahrnehmung des Zuschauers missachtet. Warum der Arnie-Klon und das Original so schnell Freundschaft schließen, bleibt ein Rätsel. Zumal sich der unwissende zu Hause wohnende Part erstaunlich schnell einer Realität fügt, die der gegen alle Widerstände kämpfende Part in einem längeren Prozess zu akzeptieren lernen musste. „The 6th Day“ soll ein Actionfilm sein, aber im Gegensatz zu den meisten Science Fiction-Erfolgen Schwarzeneggers will man dies so extrem, dass einem alles andere egal ist.

Dass die philosophischen, gesellschaftskritischen und ethischen Themen nur gestreift werden, enttäuscht einem bei einem Popkorn-Film sicherlich nicht. Und dass Schwarzenegger als Ehemann und Vater grundsätzlich nicht zu überzeugen weiß, waren weder in „Phantom Kommando“, noch in „True Lies“ oder im hier besprochenen Film gravierende Schwachpunkte. Aber die Actionszenen zu zelebrieren, ohne der Geschichte die nötige Zeit zur Entfaltung zu schenken, dass ist es, was den an sich sympathischen Streifen zu nichts weiter als einem Film zum Schnellverzehr macht, einer der schneller wieder vergessen ist als die Schwarzenegger-Werke, die noch heute als Evergreens glänzen.

Da man im Jahr 2000 nach der Liste der eben aufgezählten Enttäuschungen aber ohnehin nichts mehr von einem Schwarzenegger-Film erwartet hat, hält „The 6th Day“ auch ein was man sich von einem kleinen Zeitvertreib auf dem Bildschirm für zwischendurch verspricht. Arnie vermöbelt ordentlich die Bösen, teilweise mit humoristischen Elementen, kehren die Schurken dank der Klontechnik doch nach jeder Selbstjustiz Arnies zurück. Zur Komödie verkommt der Film jedoch nie, das war Regisseur Roger Spottiswoode scheinbar wichtig, jener Mann der bei den wenigen von mir gesichteten seiner Arbeiten nie mehr als Durchschnitt ablieferte. Da war der recht flache aber amüsante „Stop! Oder meine Mami schießt“ mit Schwarzeneggers Ex-Rivalen Sylvester Stallone, da gab es Spottiswoodes Debüt mit dem Slasher-Horror „Monster im Nachtexpress“, der nicht an die Konkurrenzprodukte seiner Zeit herankam, und da war „Scott und Huutsch“, der mir nie so gut gefallen hat wie der charmante „Mein Partner mit der kalten Schnauze“.

Spottiswoode arbeitet also im Rahmen seiner Möglichkeiten, mit einem Schwarzenegger, dessen große Zeit deutlich vorbei war. Und für solch ein spätes Werk, dem vor dem Beginn der Politkarriere nur noch „Collateral Damage“ und „Terminator 3“ als Verzweiflungsversuche zurück zum großen Kinoerfolg folgen sollten, ist „The 6th Day“ durchaus geglückt. Zwar wissen die computeranimierten Szenen mit den ferngesteuerten Hubschraubern bereits nicht mehr zu wirken, aber der Rest der Actionszenen stimmt, der Oberbösewicht ist gut gecastet und Robert Duvall mit an Bord zu haben ist ohnehin nie eine Fehlentscheidung.

Dass mancher Story-Twist, der durch seine „Sixth Sense“-geprägte Zeit geradezu typisch war, heute niemanden mehr ernsthaft zu überraschen weiß, zumal der Zuschauer optisch recht früh auf eine finale Wendung hingewiesen wird, schadet dem Film ein klein wenig im Vergleich zu damals, als manche Überraschung noch einen tollen Aha-Effekt verursachte. Somit guckt sich „The 6th Day“ heutzutage noch mehr als Light-Version eines Schwarzenegger-Hits als damals schon. Aber auch in dieser Doppel-Light-Version bereitet der hier besprochene Streifen noch genügend geistfreie Freude um nett unterhalten zu werden. Wer in dem Werk gar Tiefe vermutet, der dürfte Filme mit Pioniersarbeit zu dieser Thematik („Blade Runner“, „Ghost In The Shell, ...) nicht kennen. Das Thema Cyborg wurde lediglich gegen das Thema Klone eingetauscht. Ironischer Weise ist „The 6th Day“ damit ein Klon zur ethischen Thematik des Cyborg-Genres.  OFDb

TERMINATOR 3 - REBELLION DER MASCHINEN (2003)

Eins muss man „Terminator 3“ lassen: er weiß von der Größe seiner beiden Vorgänger und dass er deren Klasse nicht erreichen konnte, und scheinbar war den Verantwortlichen außerdem klar, dass es nach „Terminator 2" eigentlich nichts weiter zu erzählen gab. Also versuchte man auch gar nicht erst an das Niveau der Vorgänger heranzukommen und backte kleinere Brötchen. Das trifft freilich nicht auf die bombastischen Actionszenen zu, die vielen Filmen gleichen Genres locker den Rang ablaufen, und auch die Spezialeffekte sind nicht von schlechten Eltern. Aber die Geschichte und ihr Verlauf plätschern überraschungsfrei und meist vorhersehbar daher, zumal es in der ersten Hälfte des Films ohnehin so gut wie keine Geschichte zu erzählen gibt.

Die nötigsten Infos werden dem Zuschauer inmitten allerhand bombastischer Actionszenen in wenigen Sätzen zugespielt, die einzelnen Erzählstränge in nur wenigen Minuten auf billigste Drehbuch-Art zusammengeknotet, und von da an geht es brav geradeaus Richtung jener Art Finale, wie es der Fan der Reihe sicherlich längst einmal sehen wollte. Die Vorbereitungen hierfür in der zweiten Filmhälfte gucken sich auch gleich wesentlich interessanter als der monotone Action-Marathon der ersten Hälfte, und so führt „Terminator 3“ auf seine schlichte Art zu einem kurzweiligen, geistlosen Ergebnis für zwischendurch.

Regisseur Jonathan Mostow, der sechs Jahre später dem Genre-Mix aus Science Fiction und Action mit „Surrogates“ ein besseres Werk bescheren sollte, setzt zur Auflockerung des vorhersehbaren Geschehens auf eine Prise Humor, und obwohl so mancher Witz zum lachen einlädt, ist es doch genau diese Zutat, die dem Film mehr schadet als das Dauerfeuerwerk an Actionszenen. Weniger wäre mehr gewesen, das betrifft vor allen Dingen die augenzwinkernden Verweise auf die Vorgänger, die in geringer Anzahl noch eine Ehrerbietung hätten sein können, in ihrer Vielzahl dann aber doch eher anbiedernd wirken. Da „Terminator 3“ von einem recht bitteren Kapitel der „Terminator“-Reihe erzählt, wirkt der Humor ohnehin Fehl am Platz. Immerhin bekommt man den Eindruck der gealterte Schwarzenegger wäre mit Freude bei der Sache dabei. Das entschädigt für manchen Fehlschlag.

Wer mit wenig Erwartungen herangeht wird nett unterhalten. Und wer es mag, wenn es auf dem Bildschirm ordentlich kracht, dem wird die mangelnde Psychologie und die auf Logik meist verzichtende Story sicherlich egal sein. Kopf-Kino waren die „Terminator“-Filme ohnehin noch nie, aber eine Spur anspruchsvoller hätte die zweite Fortsetzung trotzdem ruhig ausfallen können. Zumindest ist Mostows Werk kein Reinfall geworden wie der Nachfolger „Terminator 4 - Die Erlösung“, der endlich in der Zukunft während des Krieges spielen sollte und trotz dieser wunderbaren Ausgangslage alles vergeigen sollte.  OFDb