27.12.2017

HUBERT UND STALLER - STAFFEL 6 (2017)

Zwar gibt es diesmal nicht mehr, wie bislang, eine Qualitätssteigerung von Staffel zu Staffel zu vermelden, aber das sechste Jahr „Hubert und Staller“ kann locker mit dem fünften mithalten, zumal sich stilistisch ohnehin so gut wie nichts verändert hat. Wie gehabt stehen lustige Situationen über dem zu ermittelnden Mordfall, was nur dann stört, wenn gerne Mal gegen Ende ein Fall zu schnell beendet ist, ohne dass man die Reaktionen von Hinterbliebenen und anderen Gastfiguren miterleben darf. Das geht aufgrund des hohen Unterhaltungswertes und des hoch anvisierten Niveaus der Reihe aber vollkommen in Ordnung, wann darf man schließlich im deutschen TV eine derartige Qualität in unseren heutigen Zeiten entdecken, wie sie hier serviert wird?

Von daher will ich auch gar nicht groß klagen, auch nicht darüber, dass Monika Gruber als Barbara Hansen zurückkehrt, jene Figur, mit der man bei ihrer damaligen ungenannten Verabschiedung den wichtigsten Störbalast der Reihe über Bord geworfen hatte. Nun ist ihre Rolle kleiner gehalten, und in einer Bäckerei tätig, anstatt als Reporterin (wenn der Wandel auch nicht glaubwürdig eingefangen wird) nervt sie weit weniger als in ihrer selbstüberschätzten Art als Schnüfflerin für die Presse. Teilweise darf sie gar positiven Einfluss auf die Handlung nehmen. Sympathisch sieht anders aus, aber zumindest findet die Figur sich endlich im Hubert und Staller-Universum ein. Damals wirkten ihre Auftritte wie ein Stilbruch in einem ansonsten gut geölten Laufwerk.

Positiv ist hervorzuheben, dass die Autoren es erneut geschafft haben sich beim Einbringen der festen Randfiguren zu verbessern. Noch nie fügten sich die Kollegen und Wegbegleiter der beiden Ermittler derart gut in die zu erzählte Geschichte ein wie es mittlerweile der Fall ist. Sonja darf mehr denn je mitermitteln, Yazid nervt immer weniger mit illegalen Taten, so dass der interessante Restcharakter der Figur wieder mehr in den Vordergrund treten kann, und Riedel wird endlich zur brauchbaren Randfigur, zumal die Schauspielleistung seines Darstellers gestiegen ist, so dass er vom Talent her nicht mehr so auffällig neben den professionellen Mimen abfällt. Girwidz ist nach wie vor die lustigste und am besten verkörperte Figur neben den Titelhelden und wird nach wie vor in wundervolle Situationen katapultiert.

Viel mehr gibt es aus Wolfratshausen nicht zu berichten. Die Autoren toben sich weiterhin gekonnt aus, beachten nach wie vor die Psychologie ihrer Figuren und bleiben sich somit ihrem hohen Niveau treu. Immer wieder schaffen sie es Staller neue Spinnereien anzudichten (so darf er diesmal beispielsweise eine Folge im Rollstuhl verbringen), mit angedeuteten Annäherungen zwischen Hubert und Anja ist auch für das nötige Kribbeln im Soap-Bereich gesorgt (was glücklicher Weise fast im Stillstand-Modus abläuft), und als kreativer Höhepunkt der Staffel darf wohl die letzte Folge gelten, in welcher man sich den Spaß erlaubte Hubert nach einem Unfall fünf Jahre in der Zukunft aus dem Koma erwachen zu lassen, wo ihn ein furchterregender neuer Alltag erwartet. Egal wieviel von dieser Serie gedreht wird, es ist immer zu wenig und stillt nicht meinen nimmersatten Hunger nach mehr. Somit freue ich mich jetzt schon auf die siebte Staffel, wissendlich dass ich wieder einmal ein Jahr ungeduldig auf ihre DVD-Veröffentlichung warten muss.  OFDb

UNDERGROUND WEREWOLF (1988)

Mit „Underground Werewolf“ erwartet den Filmfreund ein für die 80er und 90er Jahre ganz typischer Horrorfilm, wie er in Deutschland stets nur in den Videotheken zu entdecken war. Man erzählte eine Monstergeschichte, setzte diese eher naiv und bunt um anstatt gruselig, sowie augenzwinkernd anstatt ernst gemeint. Im Prinzip drehte man auf Spielfilmlänge das, was andere als Kurzepisoden in „Twilight Zone“, „Unheimliche Geschichten“ oder in Comicform ablieferten. Einzig der Gewaltbereich wurde erhöht, eine Zutat die heute jedoch kaum noch ins Auge fällt, so zahm Werke dieser Art mit Genreproduktionen der Neuzeit verglichen aussehen. Häufig war Produzent Charles Band für Genre-Beiträge dieser Art verantwortlich, und so ist es auch hier bei „Cellar Dweller“ (Originaltitel), den der gute Mann kostengünstig gleich von dem Verantwortlichen der Kreatur und anderweitigen Spezialeffekte dieses Werkes herunterdrehen ließ.

Kostengünstigkeit stand halt schon immer vorne an in einer Band-Produktion, in den 80er Jahren aber noch in anderen Dimensionen angewandt als in den 90er Jahren bei den unter dem Full Moon-Label entstandenen Werken, die tatsächlich kaum noch günstiger fertigzustellen gewesen wären. Anhand des Beispieles „Underground Werewolf“ kann man die finanziell höher budgierte Billigproduktion im Vergleich zur völlig kostenbefreiten späteren Art Bands Filme zu produzieren zumindest auf das bekannte Gesicht von Jeffrey Combs verweisen und auf einen namhaften Effektkünstler John Carl Buechler. Zudem sind die im Film recht häufig gezeigten Comicstrips ebenfalls weitaus besser gezeichnet, als sie ein vollkommener Laie in diesem Gebiet hinbekommen hätte und werden somit auch teurer gewesen sein als die Zeichnungen eines Amateurs. Hier lohnt im Vergleich ein Blick auf Fred Olen Rays „Evil Toons“, dessen Comicmonster mit viel Augenzudrücken gerade eben noch als sympathischer Verweis auf das zu verarschende Genre durch geht, wohingegen die Zeichnungen im hier besprochenen Film tatsächlich nicht von schlechten Eltern sind.

Eine sinnvolle Geschichte darf man in einer Band-Produktion so wenig erwarten wie ein wahrlich engagiertes Team vor und hinter der Kamera. Man merkt, dass die Beteiligten Spaß am Set hatten, sich Mühe geben sieht jedoch anders aus, muss für ein Schnellschuss-Produkt wie dieses aber auch gar nicht sein. „Underground Werewolf“ ist für die schnelle Mark gedreht und trotzdem sympathisch für Schundfilm-Fans ausgefallen, immerhin wusste Buechler zumindest was dieser sich bei dieser Art Horrorfilm wünscht.

Sicherlich ist das titelgebende Monster, welches zwar tatsächlich ein wenig wie ein Werwolf aussieht, aber keinesfalls einer sein soll, etwas zu zahm ausgefallen. Erschreckend sieht es nicht einnmal theoretisch aus. Aber man erkennt wie liebevoll es mit simplen Mitteln geschaffen wurde, und der augenzwinkernde Grundton eines Filmes der sich zu keiner Zeit ernst nimmt, fängt die mangelnde unheimliche Wirkung der Kreatur ohnehin akzeptabel auf. Freilich hätte es auch einem Film wie diesem hier gut getan ein erschreckenderes Monster vorzuweisen, aber dessen Bravheit schadet dem Streifen zumindest nicht, der sich wie erwähnt treu an den simplen Horrorgeschichten aus Comicheftchen, Schmuddelromanen und Fernsehepisoden orientiert.

Harte Effekte gibt es nur gelegentlich zu sichten, aber zumindest wird das Monster von Beginn an recht häufig gezeigt und auch Freunde nackter Frauen bekommen von Anfang an Sehwerte geboten. Band wusste halt schon immer was dem Schmuddelfreund schmeckt. Dass einem mit diesem Rezept kein Meisterwerk gelingt und es auch innerhalb des Zielpublikums Leute geben wird, denen das was Buechler uns hier serviert nicht ausreicht, dürfte klar sein. Generell ist man mit „Underground Werewolf“ aber gut bedient wenn man Werke wie „Metal Beast“, „Das Gehirn“ oder eben Produktionen von Charles Band mag. Und eine gelungene Schlusspointe entlässt einen zudem gut gelaunt aus einem kurzweiligen, unter 80 Minuten laufenden Film.  OFDb

26.12.2017

SPIDER-MAN - HOMECOMING (2017)

Die Heimkehr zu einem Produktionsstudio, das eher Massenware anstatt individuelle Produkte fertigstellt, eine Verjüngung Peter Parkers, Iron Man als Superhelden-Mentor für Spider-Man und damit eine ständige Präsenz der Avengers und womöglich anderer Marvel-Superhelden, so wie es im Marvel-Multiversum mittlerweile zum Konzept dazu gehört, ein von Stark konzipiertes Superheldenkostüm mit allelei technischen Raffinessen - es gab genügend Gründe kritisch auf „Spider-Man - Homecoming“ zu sein bei alle dem wovon ich vor der Sichtung erfuhr. Einzig dass nun innerhalb von kurzer Zeit auf eine dritte Variante wie Spider-Man zu Spider-Man wurde verzichtet wurde, klang nach einer guten Idee - dies und die Anwesenheit Michael Keatons als Oberbösewicht.

Vorangegangen waren freilich auch Erfahrungen mit anderen Werken des Marvel-Universums, die mich nicht gerade zuversichtlich stimmten. Jüngst enttäuschten mich „Deadpool“ und „Guardians of the Galaxy“ als peinliches Idiotenkino, das mich lediglich zum Fremdschämen einlud, unterhaltsame Werke wie „Captain America“ gab es zu selten, angebliche Innovationsanläufe wie „Ant-Man“ entpuppten sich als nett anzusehende Standardware, und die relativ frühen Versuche „Fantastic Four“, „Hulk“, „X-Men“ und Co schwankten für mich auch nur zwischen schlecht und muss man nicht unbedingt gesehen haben-nett. Einzig die „Iron Man“-Reihe konnte mich, abgesehen vom Erstling, für sich gewinnen, so dass diese mir aber auch bekannt genug war, um sie als nicht kompatibel mit der Geschichte zu Spider-Man vorzuverurteilen. Die Lehre daraus ist wie so oft die selbe: man darf niemals vorverurteilen.

Denn nicht nur dass die Mentorenaufgabe Starks, sein für Spidie konstruierter Supertechno-Anzug und die häufigen Auftritte seines Helfers wunderbar zur erzählten Geschichte von „Spider-Man - Homecoming“ passen und sich wie perfekt passende Puzzlestücke in den Rest integrieren lassen, ohnehin ist Jon Watts Werk überraschend gut ausgefallen und zu einem Film geworden, den ich innerhalb kürzester Zeit mehrere Male gesichtet habe und mit jedem Schauen noch ein Stückchen mehr mag. Der Film kommt weit weniger anbiedernd daher, als er es theoretisch für das Zielpublikum eigentlich ist, was aber daran liegt, dass Regisseur Watts dies in einer sehr flott, aber nicht oberflächlich erzählten Inszenierung, mal gut zu verstecken weiß, manches Mal gar gewinnbringend für die zu erzählende Geschichte zu integrieren weiß.

Action und Humor wechseln sich in angenehmer Gewichtung ab, und Teenager werden erfreulicher Weise optisch als solche glaubwürdig besetzt, so dass sich die Verjüngung Spider-Mans als toller Kniff für das Kinoerlebnis herausstellt. Wahrlich Lob gebührt jedoch dem Drehbuch, das seine Protagonisten zudem wie echte Teenager reden lässt, während es sich durch die Comicherkunft gleichzeitig den Luxus erlauben darf Personen und Situationen humoristisch der vollkommenen Übertreibung auszusetzen. Es ist erstaunlich, dass dies nicht zum erkennbaren, nicht funktionierenden Widerspruch wurde. Zudem verzichtet man für den Superhelden-Neuling Spider-Man auf einen zu extremen Gegner. Der Held hat es mit einem für das Marveluniversum relativ normal gearteten Kriminalfall zu tun, bekommt lediglich eine Gruppe halbwegs normaler Gegner entgegengesetzt anstatt gleich mehrere Superschurken. Diese Gegner zeichnete man zudem derart menschlich nachvollziehbar, dass man geneigt ist ihnen in schwachen Momenten in ihrer Argumentation, warum sie in dieser ungerechten Welt kriminell wurden, zuzustimmen.

Freilich kommt noch die obligatorische Prise private Dramatik im Kampf gegen das Böse hinzu und auf Schülerebene die Love Story, wenn man sie denn so nennen kann, so böse wie sie in ihren Ansätzen immer wieder zum Scheitern verurteilt ist. Fertig ist das eigentlich recht simple, aber funktionierende Rezept von „Spider-Man - Homecoming“, dem man glücklicher Weise trotz häufigem Einsatz von Computereffekten diese weder unangenehm bewusst ansieht, noch dafür sorgt dass die Geschichte zum Effektgewitter verkommt. Marvel ist Marvel, da wird nicht gekleckert, sondern geklotzt, und doch schaffte man es hauptsächlich Geschichte und Charaktere von Bedeutung werden zu lassen. Viele der ausgeflippten Ideen, der anbiedernden Einflüsse anderer Marvelfilme und der Computereffekte dienen der Unterstützung der Entwicklung Parkers Reife, und dies derart humorvoll umgesetzt, dass das Genre Komödie nicht nur zum Beiwerk verkommt.

Durch die Verjüngung Parkers wird der Hauptcharakter aufgrund der pubertären Bockigkeit gar viel eher zum Anti-Superhelden-Charakter, als es die Autoren mit ihren peinlichen Provo-Witzchen bei „Deadpool“ je im Ansatz geschafft hätten. Will man also einen Superheldenfilm des Marvel-Universums als besonders frech hervorheben, dann ist dies „Spider-Man - Homecoming“, der zwar freilich nie die Parodiemöglichkeiten von Anarcho-orientierten Werken wie „Kick-Ass“, „Super“ und „Kick-Ass 2“ erreichen kann, diesen trotz seiner braven Art aber wesentlich näher kommt als alle anderen Mainstream-Gehversuche in diese Richtung.  OFDb

25.12.2017

LOUIS UND SEINE AUSSERIRDISCHEN KOHLKÖPFE (1981)

„Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“ war Louis de Funès vorletzter Film. Sichtlich alt ist er geworden, und die Verantwortlichen der Maske helfen diesbezüglich noch ordentlich nach, damit der gute Mann auch als alternder Säufer um so fertiger aussieht. Für mich gehört das Spätwerk des beliebten Komikers zu einem seiner besten Filme, besitzt das Drehbuch doch das Herz am rechten Fleck und gehen Hintergründigkeit und hemmungsloses Kalauern hier doch brüderlich Hand in Hand. Wann erlebt man es bitte tatsächlich, dass Furzkomik zu funktionieren weiß, und dies auch noch ohne sich dafür schämen zu müssen? Die Leichtigkeit der Lebensphilosophie der Protagonisten, sowie der kulturelle Hintergrund der beiden Rentner macht dies möglich, und die Spielfreude von de Funès und Jean Carmet hilft ungemein dabei.

Wer einmal Jean Giraults Komödie gesichtet hat, der wird niemals die hemmungslos alberne Sprache des Außerirdischen vergessen, die einen der Höhepunkt des gelungenen Streifens ausmacht. Unverkrampft zelebriert man zudem die französische Lebensart, benutzt man fast losgelöst vom eigentlichen Sinne das Genre der Science Fiction und dezimiert man das zur Entstehungszeit moderne Gehabe der damaligen Generation. „Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“ vereint vielerlei Themen, u.a. von dem Generationenkonflikt von Alter und Moderne, von Vernunft und Tradition, von glücklich sein und glücklich sein wollen. Gekonnt schaffen es die Verantwortlichen der Geschichte derbe Albereien mit gefühlvollem Tiefgang zu vereinen. Ein kleiner Sub-Plot um die Wiederauferstehung von Claudes verstorbener Frau schenkt der Story gar eine kleine Portion Tragikomik, was einem Kunststück gleicht, gerade mit Blick auf den zotigen Einstieg in den Film. So gelungen dieser auch sein mag, nie würde man derart ernste Momente in den kommenden Minuten vermuten, nie mit derart gefühlvollen Szenen rechnen, die einen emotional zu beschäftigen wissen.

Allerdings ist auch der Klamauk zu Beginn für gute Beobachter kein reiner Nonsens, sondern bereits von der kommenden Grundaussage des Streifens geprägt, die dem Zuschauer eine Rückkehr zur Lebensfreude geben will, frei von den neu gesetzten Ansprüchen der gerade aufkommenden Leistungsgesellschaft. Dies schafft man ohne im Umkehrschluss auf die hirnlose Spaßgesellschaft zu pochen. Nein, die Lebensfreude, die der Film propagiert, bezieht sich auf kulturelle Errungenschaften der französischen Gesellschaft, ein Aspekt den de Funès in der Regel ansonsten zu persiflieren wusste. Die Botschaft kommt an, denn so unverkrampft wie die Lebensart von Claude und Francis ist, so lockerleicht guckt sich auch der Streifen, der nach diversen kulturell und emotional düsteren Wolken, die über den Alltag der beiden Säufer hereinbrechen, zu einem Happy End führt, den die beiden sich mit der im Film gelebten vorurteilsfreien Betrachtung auf ihre Art zu leben auch verdient haben.

Dass es Jean Girault schafft, die Botschaft dieses kulturell geprägten Lebensgefühles mit der letzten Aufnahme noch einmal deutlicher denn je zu machen, ist eine Meisterleistung für sich und entlässt den Zuschauer mit einer dementsprechend guten Laune aus dem Film - heute vielleicht gar mehr denn je, denn in unserer gesundheitsorientierten, selbstgerechten Protestgesellschaft ist kaum noch wer in der Lage so vorurteilsfrei dem Treiben der beiden Rentner beizuwohnen, wie das Publikum einst. Diesbezüglich besitzt „La soupe aux choux“ (Originaltitel) die Fähigkeit als Nachhilfe für den Zuschauer heutiger Tage zu dienen, der von der Leistungsgesellschaft negativ geprägt viel verbohrter und nachtragender auf all die Belanglosigkeiten des Lebens reagiert, als die drei wichtigsten Figuren der hier besprochenen Geschichte.  OFDb

DIAL: HELP (1988)

Dass „Dial: Help“ ein ziemlich wirres Etwas an Story ist, war Regisseur Ruggero Deodato von Anfang an bewusst, erzählt er doch in einem Interview, dass das Drehbuch schon einige Zeit unverfilmt herumlag, eben weil es den Ruf besaß zu konfus ausgefallen zu sein. Genau diese Herausforderung reizte den legendären Regisseur von „Nackt und zerfleischt“, und simsalabim entstand ein Film, der wahrlich nichts besonderes ist. Mit Blick auf das was zu jener Zeit Horror-technisch aus Italien kam konnte sich auch „Minaccia d'amore“ (Originaltitel) identifizieren, nicht zu unrecht gilt diese Zeit als jene Phase, in welcher das klassische italienische Kino sich aufgrund des internationalen Wettbewerbes auflöste und stattdessen solch gestelzte Produkte wie das hier besprochene gedreht wurden.

Deodato versucht einiges der stumpfen Geschichte entgegenzusetzen, glaubt aber dafür reiche es eine attraktive Hauptdarstellerin sexy einzufangen und wilde Szenarien in recht geglückte Spezialeffekte zu kleiden. Dass die Seele der Figuren viel wichtiger gewesen wäre und ein Ausgleich eines orientierungslosen Spukverhaltens darin zu finden gewesen wäre, wenigstens das Verhalten der Menschen zueinander nachvollziehbar zu gestalten, kam dem guten Mann jedoch nicht in den Sinn, der das Endergebnis von „Love Threat“ (Alternativtitel) im Gegensatz zu Auftragsarbeiten wie „Body Count“ immerhin mochte.

Völlig von Sinnen sucht die im Zentrum stehende Jenny völlig hysterisch, viel zu früh vom Übernatürlichen überzeugt, auf jene Art Hilfe, die sie eher in die Klappsmühle gebracht hätte, anstatt in die Arme hilfsbereiter Menschen. Aber schon vor der eigentlichen Spukerkenntnis wollen die Figuren nicht wirklich glaubwürdig zueinander finden. Ein Charakter wird gar humoristisch überzeichnet im ansonsten völlig ernst erzählten Film, dessen Humor liegt aber leider lediglich darin unkreativ über junge Menschen zu schimpfen. Somit wirken dessen Auftritte lediglich wie ein weiteres Kuriosium in einem Film, der sich an keinerlei greifbaren Orientierung klammert, trotzdem aber in unserer Welt spielen will, anstatt den vollständigen Schritt zu gehen aus „Dial Help“ (Alternativtitel) ein komplett surreales Werk a la „Geisterstadt der Zombies“ zu machen.

Bereits die nicht zueinander passenden Telefonattacken beginnen schnell zu stören. Mal spinnt die Leitung und terrorisiert mit tödlichen Geräuschen, mal verführt ein unerkennbares Signal zu fremdgelenkten (Selbstmord)Taten, dann kann sich plötzlich ein Telefon wie ein selbstständiger Körper als Mordwaffe bewegen, ein anderes Mal wird eine komplette Telefonzentrale mit ihrer Überladung zu einer Todesfalle. Ein System ist dabei nicht erkennbar. Jedes Telefon mit dem Jenny es zu tun hat ist betroffen, jegliche naturwissenschaftlichen Gesetze werden ausgehebelt, soziologische leider ebenso, so dass Leute sich aus nichts sagenden Gründen helfen, Geschehenes schnell vergessen, eigenes Handeln nicht reflektieren und dabei für den Zuschauer keinerlei Charakter zum Anfassen oder Mitfühlen hinterlassen. Wo selbst die Helden irrationale Phantome innerhalb ihrer eigenen Geschichte sind, da kann ein Spukverhalten gleicher Eigenschaft nicht mehr das Geschehen bestimmen, bzw. Unbehagen beim Zuschauer erzeugen.

Wie erwähnt inszeniert Deodato den Unsinn recht effektiv und auch das Tempo der Erzählung ist nicht von schlechten Eltern, so dass man zumindest als Vielseher des Genres mit wenig Erwartungen und viel Augenzudrücken dümmlich unterhalten werden kann, ohne dass einen dabei langweilig werden könnte. Gerade wenn Jenny einige Zeit im sexy Outfit agieren darf, gibt es zumindest für das männliche Publikum eine kleine Entschädigung für all den Bullshit, der einem penetrant vor die Augen geschmissen wird, ohne auch nur den Versuch zu starten Ansätzen einen rationalen Hintergrund zu bescheren.  OFDb

23.12.2017

MONSIEUR PIERRE GEHT ONLINE (2017)

Die Tage des Klamauks sind lange um. Während Tragikomödien in Pierre Richards prominentesten Zeiten mit „Eine Wolke zwischen den Zähnen“ zu den Ausnahmewerken zählten, zieht es ihn im Alter, ähnlich wie Dieter Hallervorden, zu den stilleren Komödien, was durchaus zu den geistreichen Hintergründen seiner damaligen Klamauk-orientierten Filme passt. Der Kopf hinter „Monsieur Pierre geht online“ ist jedoch Regisseur und Autor Stéphane Robelin, Pierre Richard weiß aber sich dessen Vorstellungen gekonnt zu stellen, ebenso wie der Rest der professionellen Besetzung, die keinerlei Wünsche offen lässt.

„#Flora63“ (Alternativtitel) ist eine Komödie der leisen Töne, läd also eher zum Schmunzeln als zum lauten Lachen ein und erntet seinen mitschwingenden Hauch Dramatik aus der romantischen Perspektive, ohne allzu große Wunden aufreißen zu müssen. Somit funktioniert das weniger ist mehr-Konzept in diesem wundervollen Werk auf vielschichtige Art. Lebensnah, ohne zwingend immer verbittert realitätsnah zu sein (gerade gegen Ende gönnt man sich eher ein Kino-orientiertes Entknoten aller Probleme), findet Robelin das richtige Gleichgewicht aus Fiktion und Leben, aus Kino und Realität, aus Humor und Ernst und verarbeitet recht vielschichtige Prozesse der aktuellen Gesellschaft, hauptsächlich jedoch den Generationenkonflikt mit seinen verschiedenen Ansichten zueinander, aufeinander und auf die Welt, ihre Regeln und dem was das Leben einfach geschehen lässt.

Pate stand überdeutlich der legendäre Cyrano de Bergerac. Kennt man sich ein wenig mit den Komödien Frankreichs aus entdeckt man aber auch Parallelen zum liebenswürdigen „Mein Vater, der Held“, am deutlichsten erkennbar in der Szene, in welcher Alex sich revangiert und dafür sorgt, dass nun auch Pierre die Angebetete belügen muss, indem er von abenteuerlichen Situation aus seiner angeblichen Vergangenheit berichten muss.

Trotz dieser Vergleiche ist „Mr. Stein Goes Online“ (Alternativtitel) ein eigenständiger Film, der den Freund stiller, stilsicherer und individueller Unterhaltung definitiv gefallen dürfte, zumal er frei irgendwelcher Längen ausgefallen ist. In jeder Filmphase gibt es etwas zu erzählen, oftmals bangt man als Zuschauer regelrecht mit, wenn sich eine neue Katastrophe anbahnt. Mal geht Robelin sanft mit den Figuren und somit mit dem Zuschauer um, manchmal lässt er sie ins blanke Messer laufen. Dass der damalige Stammkomponist der Pierre Richard-Filme, Vladimir Cosma, auch zu diesem Werk die Musik beisteuern durfte, rundet die angenehme Erfahrung liebevoll ab.

Somit steht nichts im Weg in diese schöne Geschichte eintauchen zu können, die einen verschiedenste Figuren und somit verschiedenste Blickwinkel auf die Welt so einfühlsam nahe bringt, wie es nur unverkrampftes, stilles Kino wahrlich zu meistern weiß. Von verkopftem Intellektkino ist „Un profil pour deux“ (Originaltitel) ebenso weit entfernt wie vom Gegenteil. Robelin zeigt eine eigene Handschrift auf und biedert sich somit keinem Zielpublikum an. Dies ist meiner Meinung nach der einzig wahre Weg an ein interessiertes und begeistertes Publikum zu geraten, wenn man Kino mit Köpfchen und Herz vereinen möchte.  OFDb

THE DEAD (2010)

Anhand eines DVD-Covers kann man nicht erahnen, ob ein Zombiefilm etwas taugt oder nicht. Die Geschichten ähneln sich, die Höhe des Budgets sagt nichts über die Klasse der Erzählung aus, auch ernst wie lustig kann das Thema verarbeitet werden. Besitzt ein Film dann noch den schlichten Titel „The Dead“, kann es schon einmal dauern bis er die Chance bekommt tatsächlich im Player zu landen. Hätte ich geahnt welch feiner Leckerbissen auf mich wartet, wäre es kurz nach dem Kauf zu einer Sichtung gekommen. So jedoch hat es erst eines Hinweises meines Bruders bedarft, um auf den Film aufmerksam zu werden.

Es ist tatsächlich nicht gerade die Geschichte, die „The Dead“ zu etwas Besonderem im Meer der Zombiefilmveröffentlichungen macht. Überlebende, die sich während einer Untotenepidemie zusammen tun, in der Hoffnung die aussichtslose Situation zu überleben, das gibt es in mehr als jeder zweiten Produktion zu diesem Thema. Zumindest der Handlungsort Afrika ragt aus dem Standard heraus, und eine ruhige, wortkarge Erzählweise macht deutlich, dass jener Horrorzuschauer, dem die Action um die Ohren fliegen muss, gleich wieder ausschalten darf. Das Werk der Ford-Brüder ist ein stilles, besinnliches Stück Endzeitfilm, ein ehrlicher Blick auf die Zustände während einer Zombieepidemie, mit zwei ernüchterten Männern im Zentrum, die in ihrem Inneren trotz aller katastrophaler Umstände noch Mensch geblieben sind. Sie sind in der Lage teamfähig zu sein und rational zu handeln.

Dies setzt ein Drehbuch voraus, welches ebenfalls nicht dümmlich ausfallen darf, und so ist es auch. „The Dead“ hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, die es in dieser Lebenssituation sowieso nicht geben dürfte. Und dank der Kompatibilität der beiden zentralen Figuren gibt es auch keine unnötigen Reibereien, nervige Pseudo-Diskussionen oder Leergeschwätz. Es wird eher auch mal geschwiegen, anstatt unnötig geredet. Es wird sich unauffällig verhalten, um keine Zombies anzulocken oder zu reizen, und es wird die lebensfeindliche Situation der Umgebung bedacht, die schon ohne Zombies nicht zum Frohlocken einlädt. Die mit der Extremsituation einhergehende Probleme werden durchdacht, und wir sind dabei wie zwei unterschiedliche Menschen mit diesen seelisch umgehen.

Der Zombieattacken gibt es zu Genüge. „The Dead“ wird nicht zum pseudophilosophischem Getue, in welchem die Gefahr verkannt wird oder in zweiter Reihe parkt. Die Bedrohung liegt stets in der Luft, die Zombies sind überall präsent, und selbstverständlich treibt sie der Hunger nach Menschenfleisch voran. Aufgrund der unaufgeregten Erzählart, der für die Handlung ausgeglichen eingesetzten harten Szenen und der Verwendung langsamer Zombies schaut sich „The Dead - Das Fressen hat begonnen“ (Alternativtitel) wie einer der besseren europäischen Zombiefilme der 70er/80er Jahre-Dekade, jedoch ohne sich auf Fan-Art dieser anzubiedern. Die Kompromisslosigkeit des Stoffes, das Reduzieren der Handlung auf das Grundlegende, handgemachte, detailreiche Fressmomente und das Fehlen jeglichen Humors lassen einen beim Anblick schluffender Zombies in karger Umgebung und mit Blick auf die ernst gehaltenen „Helden“ an die gute alte Zombiezeit eines „Invasion der Zombies" und Co erinnern. Will man „The Dead“ mit einem moderneren Werk vergleichen, kann einem „The Last Days“ in den Sinn kommen, der in einer Endzeitwelt ebenfalls recht wortkarg von einer schlichten, aufkommenden Männerfreundschaft handelte und ebenfalls von einem Geschwisterpaar inszeniert wurde.

Das Funktionieren von „The Dead“ liegt im Gespür der Ford-Brüder Situationen spannend einzufangen, das komplette Szenario im dramatischen Grundton stets bedrohlich erscheinen zu lassen und keine Rücksicht auf das Wohlfühlen des Publikums zu nehmen. Es kann lange Zeit vieles gut gehen, im nächsten Moment gibt es gnadenlose Wendungen. Obwohl „The Dead“ bei weitem nicht so gut fotografiert ist wie der ebenfalls brillante „Maggie“, bemerkt man dass die Ford-Brüder ein Gefühl für gute Drehorte hatten und wussten wie man diese gewinnbringend in die minimalistische Geschichte einbringen kann. So wissen die Kulissen ohne große Kameraraffinesse zu beeindrucken, gerne aber auch absichtlich zu ernüchtern - so oder so ist der Spielort stets ein Spiegelbild der Hoffnungslosigkeit, die mit der Zombieepidemie und der Extreme ihres Ausmaßes einhergeht. Ein unaufdringlicher Soundtrack, der ebenfalls gerne mit dem Handlungsort Afrika arbeitet, rundet die geglückte Atmosphäre des Streifens noch zusätzlich auf. Und da auch die Schauspieler professionelle Mimen sind und gerade die beiden Hauptcharaktere mit charismatischen Gesichtern besetzt wurden, gibt es somit nichts zu klagen, vorausgesetzt man kann mit der sehr ruhigen Art solcher Filme etwas anfangen.  OFDb

20.12.2017

DIE INSEL DER KREBSE (1975)

In den 70er Jahren wurde vom Geld der Gebührenzahler manch kleiner Leckerbissen finanziert, der nicht gerade zum damals üblichen Durchschnitt gehörten. Man wagte noch wahre Experimente, und einige davon waren im Bereich der Science Fiction zu Hause. Rainer Erler kreierte mit „Die Delegation“ den ersten Found Footage, viele Jahre vor „Nackt und zerfleischt“ und „The Blair Witch Project“, Dieter Hallervorden und Dieter Thomas Heck agierten in einer Zukunftsvision des Fernsehens namens „Das Millionenspiel“, bei welchem sich Stephen King später für den Roman „Menschenjagd“ ebenso fleißig bediente, wie die Verantwortlichen von „Running Man“, die Stephen Kings Geschichte zwar völlig anders verfilmten, dabei aber ebenso von der deutschen Fiktion der 70er Jahre klauten. „Welt am Draht“ sollte das Thema der „Matrix“ um Jahrzehnte vorwegnehmen und dabei wesentlich geistreicher vorgehen als die actionorientierte Nachahmung.

Auch „Die Insel der Krebse“ ist TV-produzierte Science Fiction. Zwischen ihr und den Vergleichsfilmen besteht jedoch ein wesentlicher Unterschied: Gerhard Schmidts Werk ist bei weitem nicht so visionär ausgefallen wie die überraschend geglückten Vertreter dieser kleinen Welle an gewagten Projekten besagten Genres. Während die Autoren der Vergleichsfilme entweder geistreiche Bücher zur Vorlage hatten oder eigenen Weitblick bewiesen, indem sie die Gesellschaft der damaligen Gegenwart kritisch betrachteten, badet der Geist von „Die Insel der Krebse“ bereits im Massendenken von einst. Es wird über gesellschaftliche Modelle diskutiert, radikale Ansätze werden provoziert, und so wenig geistreich das massentaugliche Geschwätz zu Beginn wirken mag, wenn wir einer fingierten Talkshow beiwohnen, so sehr spiegelt sich diese mangelnde Intelligenz bereits im geplanten Experiment wieder, welches nie so ganz klar machen will, inwieweit man damit eine These beweisen mag, zumal besagte These höchstens beim ungebildeten Publikum ein interessiertes Staunen verursachen mag.

„Die Insel der Krebse“ ist in dieser Phase zwar durchaus interessant ausgefallen, schließlich weiß man noch nicht ob das dümmliche Geschwätz beabsichtigt so gehalten ist um Charaktere zu kreieren, oder ob dies die Mentalität des kompletten Streifens wiederspiegelt, im Laufe der Zeit merkt man aber, dass leider letztes der Fall ist, und aus Neugierde wird Enttäuschung. Die elektronischen Krebse mögen mit Retroblick sympathisch nostalgisch wirken, naiv muss das Ganze jedoch schon damals ausgesehen haben, und dies passt zur Grundhaltung des Streifens, welche ganz naiv auf den Geist des Durchschnittsbürgers schielt, in der Hoffnung dass zumindest dieser etwas Großes, Tiefsinniges in diesem Unsinn zu entdecken vermag.

Ich glaube kaum dass dies funktioniert hat, der Durchschnittsbürger von damals war gebildeter als jener von heute, und da „Die Insel der Krebse“ im Laufe der Zeit, im Gegensatz zu den Vergleichsfilmen, in Vergessenheit geraten ist, kann man wohl davon ausgehen, dass schon damals kaum wen Schmidts Film sonderlich interessiert haben mag. Zumindest habe ich im Gegensatz zu den bereits hier im Artikel erwähnten Filmen, oder aber auch im Vergleich zum lange auf DVD vermissten „Schach dem Roboter“, nie zuvor etwas von diesem Stück Naivst-Science Fiction gehört und war ganz erstaunt von dessen Existenz, als mich das Cover der DVD im Regal eines Mediamarktes anlächelte. Darauf zu sehen waren ohne große Geheimnisse daraus zu machen, die dusselig aussehenden Roboterkrebse, die ungemein an jenen aus dem vier Jahre später entstandenen „Zwei tolle Käfer räumen auf“ erinnerten. Ob Zehetgruber günstig bei den Requisiten des hier besprochenen Filmes eingekauft hat? Er hätte die Viecher lediglich rot färben müssen.

Wie auch immer: filmhistorisch ist dieses naive Stück Banalst-Science Fiction sicherlich interessant zu nennen. Und da es halbwegs zu unterhalten weiß und manch sympathisches Gesicht mit an Bord ist, kann man ihn bei ausgeschaltetem Gehirn auch sicherlich mal schauen. Aber dass man hier nichts wirklich Aufregendes geboten bekommt, sondern stattdessen lediglich die Massenmeinungen von damals bedient werden, teils mit esoterischen Mitteln, macht bereits deutlich dass man lieber intelligent gewesen wäre anstatt es wirklich zu sein. Und dass auch die Geschichte weit weniger vom Hocker reißt als sie zunächst scheint, beweist allerspätestens der Schlusskniff, der alles andere als überraschend ausgefallen ist, jedoch so dargeboten wird, als erwarte man nun, dass der Zuschauer nun weit über den Abspann hinweg noch staunend mit offener Kinnlade vor dem Fernseher sitzen bleibt und alles um sich herum vergessen würde.  OFDb

17.12.2017

DIE NACHT DES JÄGERS (1955)

Robert Mitchum kennt man zwar aus unzähligen Western, mir bleibt er jedoch am liebsten als Schurke in „Ein Köder für die Bestie“ in Erinnerung. Sieben Jahre bevor er den unnachahmlichen Bösewicht in dieser Rolle so genial verkörpern durfte, spielte er in „Die Nacht des Jägers“ einen ähnlichen Charakter, der im Gegensatz zur Vergleichsfigur jedoch viel tiefer im Klischee des Bösewichts badet. Die ungeschönte Hinterlistigkeit, das direkte Betonen auf die Bösartigkeit ohne weitere Aspekte des Charkters zuzulassen und das Spiel jeden, bis auf die Kinder, mit der angewandten Theatralik blenden zu können, kennt man eigentlich nur aus Märchen und Kinderfilmen und dürfte in einem Thriller für Erwachsene nichts zu suchen haben.

Dass diese Herangehensweise bei „The Night of the Hunter“ (Originaltitel) zu funktionieren weiß, liegt daran dass der von Charles Laughton inszenierte Streifen stilistisch ein kurioser Mix aus Thriller und Kinderfilm ist. Eine ältere Dame übernimmt zu Beginn die Position der Erzählerin, so wie man es aus dieser Zeit von Werken wie „Peterchens Mondfahrt“ her kennt. Dann beginnt der ernste Einstieg in den Film, der zunächst tragischer Natur ist, mit der Einführung der Figur Powells jedoch schnell auch düstere Züge annimmt. Zunächst schaut sich „Die Nacht des Jägers“ wie ein Thriller-Drama. Die Mutter der Kinder scheint im Zentrum zu stehen, so wie es uns auch der Vorspann weißmachen möchte. Sie leidet, ergreift die scheinbare Großzügigkeit des Predigers und muss nach der Ehe seine Schattenseiten erkennen, längst aber noch nicht sein wahres Ich.

Als ihr dies schließlich doch früher offenbart wird, als der Zuschauer vermuten würde, sind die Kinder zur Hälfte des Films auf sich alleine gestellt. Wenn die Kinder auf einem Boot vor Powell flüchten, wird uns dies in verzauberten Bildern präsentiert aus der alptraummärchenhaften Perspektive der Kinder heraus. Optisch wird einiges aufgefahren, um den Zuschauer an einer Odyssee teilhaben zu lassen, die wie ein Mix aus Tom Sawyer und „Alice im Wunderland“ anmutet. Was wie ein stilistisch entrücktes Zwischenspiel wirkt, wird zur neuen Tonart der zweiten Filmhälfte, die sich nun wie ein in leicht düstere Bilder getauchter Kinderfilm schaut. Die Präsenz von Powell wird zurückgeschraubt, um die Kinder zunächst ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen, aber der Bösewicht lässt freilich trotzdem nicht lange auf sich warten.

So wunderbar skurril der Mix aus Thriller und Kinderfilm in dieser voneinander abgelösten Form auch wirken mag, mit der Rückkehr Powells hätte ich mir gewünscht, dass Laughton stilistisch wieder zurückrudert und nun wieder erwachsenere Töne anklingen lässt. Aber „Die Nacht des Jägers“ bleibt selbst im Finale im Märchenmodus hängen und beendet die komplette Chose im naiven Blick aus der Kinderperspektive. Was zuvor zu beeindrucken wusste, wird mit dieser Entscheidung ein wenig verwässert, eben weil einem der Schluss damit als zu ereignislos erscheint und damit so wirkt als wäre er nur der Pflicht wegen auf die Schnelle entstanden, um das Ganze endlich zu einem Ende zu führen. So düster wie der Film begonnen hat, u.a. durch seine zur damaligen Zeit provokativen Idee Kinder die Opfer des Täters sein zu lassen, hätte er meiner Meinung nach auch im düsteren Stil enden sollen, selbst bei einer mit einem Happy End versehenen Geschichte.

Das ändert aber nichts daran, dass man es bei „Die Nacht des Jägers“ mit einem ungewöhnlichen Film zu tun hat. Überzeugende Schauspieler, egal ob jung oder alt, agieren in einem kuriosen Genre-Mix, der im düsteren Teil mit einer gnadenlosen Idee arbeitet und diesbezüglich umschwenkt, wenn schließlich alles aus der vereinfachten Kinderfilmperspektive erzählt wird, freilich ohne tatsächlich ein Kinderfilm zu werden. Der Kameramann liefert dazu beeindruckende Bilder ab innerhalb eines Filmes, der auch in seinen unwichtigsten Passagen hervorragend fotografiert ist. Mitchum tobt sich dabei aus den Schurken frei jeder Subtilität spielen zu dürfen und erinnert aufgrund des Thrillergehalts damit zunächst an seine spätere Rolle aus „Ein Köder für die Bestie“, im späteren Teil des Filmes aber eher an eine klamaukreduzierte Variante der Verbrecher aus den ersten beiden „Pippi Langstrumpf“-Filmen. Dass es später in den 00er Jahren mit „Lemony Snicket" einen Familienfilm geben sollte, der eine ähnliche Thematik besaß, braucht bei dem Kinderfilm-angelehnten Stil des hier besprochen Filmes nicht verwundern. Ob auch die gleichnamige Neuverfilmung aus dem Jahr 1991 diesen angenehm widersprüchlichen Weg gewählt hat, weiß ich nicht, würde mich aber stark wundern.  OFDb

SOULMAN (1986)

Steve Miner schafft es dank eines guten Drehbuches eine gekonnte Balance zu halten um „Soulman“ niemals würdelos, anbiedernd, zu klamaukig oder zu schwermütig erscheinen zu lassen. Der Unterhaltungsfaktor steht im Vordergrund, wird aber mit der nötigen Ernsthaftigkeit, die das Thema zwingend mit sich bringt, gestützt. Man will für das anvisierte Ziel weder all zu gesellschaftskritisch werden, noch soll die Schwere einer solchen Thematik in den Mittelpunkt rücken. Mark ist ein Teenager der Mist gebaut hat. Es geht im Film um seine persönlichen Erfahrungswerte, um seine eigenen Lektionen, nicht um die Erziehung des Publikums, nicht um mahnende Worte an den Zuschauer, nicht um eine Kurskorrektur der amerikanischen Realität der 80er Jahre.

Dies lässt den amüsant zu schauenden Film unverkrampft wirken, ohne dabei gedankenlos zu erscheinen. Wenn der Film gegen Ende aufgrund seiner Rassenthematik und der parallel laufenden Lovestory ernste Töne anschlägt, dann tut dies dem Film nicht nur  gut weil er sich eben in einer solchen umgeschwungenen Thematik befindet, das Verhindern eines Gagfeuerwerks zuvor, wie es manche Teenie-Komödien zu ihrem Funktionieren benötigen, stützt zukünftige Schwerpunkte bereits zuvor, so dass der humorvollere Part kompatibel mit dem ernsteren ist.

„Soulman“ guckt sich lustig,  jedoch nie albern oder humoristisch überfrachtet. Er erntet seinen eher stillen Humor aus Situationen und Personen, ohne übertriebene Begebenheiten herbeizuzwingen. Nur gelegentlich erlaubt man sich klamaukige Ausrutscher, was durchaus legitim ist, wenn man sich in einem solchen Film in die Psyche eines Teenagers hineinversetzen möchte. Herumzualbern gehört zu dieser Lebensphase nun einmal zwingend mit dazu, so dass auch der Film hin und wieder darauf zurückgreifen muss, um das Lebensgefühl seiner Hauptfigur glaubwürdig wiedergeben zu können.

Wie erwähnt machen an dem sympathischen Ergebnis dieses damaligen Kinoerfolges in vielen Punkten auch die Figuren etwas aus, die auch in ihren absichtlich unsympathischen Phasen doch stets menschlich erscheinen. „Soulman“ springt zwischen greifbaren Charakteren und Comicfiguren ebenso hin und her, wie er es im emotionalen Bereich thematisch tut. Dass Rassisten dabei oftmals lediglich zu Witzfiguren werden, tut der entspannten Atmosphäre gut, und die mögliche Einseitigkeit einer solchen Vorgehensweise verhindert man, indem prinzipielle Weltenretter zusätzlich ihr Fett abbekommen.

„Soulman“ ist diesbezüglich ein Kind der 80er Jahre. Das heuchlerische Getue heutiger Tage liegt ihm fern. Wer sich den Minderheiten zu sehr anbiedert, wird ebenso veralbert, wie der Rassist selbst. Und da „Soulman“ ohnehin auf alles schießt, was überhaupt erst aufgrund einer zu starken Extreme entsteht, so z.B. auch das Vorortleben reicher Spießer und die Gedankenlosigkeit verwöhnter Teenager, dreht sich der Mikrokosmos des Films auch nie nur um das eine Thema, ein weiterer Punkt der am fertigen Produkt so zu gefallen weiß. Dass „Soulman“ am Ende nur der nette kleine Film für zwischendurch ist und keinesfalls ein Geheim-Tipp, stört wenig. Miners Film weiß in seiner schlichten Art zu gefallen, steckt mit seiner Romantik gar mehr an als mit seiner seichten Komik und schafft es einfach stets den richtigen Ton zu treffen, fern jener Theatralik zum zentralen Thema, wie sie in heutigen irrationalen Tagen oft legitim in Diskussionen eingebunden wird.  OFDb

27.11.2017

WAGONS EAST (1994)

Die Idee der Geschichte weiß zu gefallen, und dass Candy den chaotischen Organisator mimen kann, wusste man theoretisch schon lange vor „Cool Runnings“. Dessen Umgang mit seinen Figuren und die Pointensetzung waren aber auch besser zu nennen. „Wagons East“ besitzt seine Sympathien, stets wollte ich ihn mehr mögen, eben weil so vieles theoretisch funktionieren müsste und einiges andere dies auch tatsächlich tut. Am Ende war ich aber doch eher enttäuscht als beglückt, zu flickenhaft wirken mir die aneinander gereihten Szenen, zu wenig Substanz besaß die Story, zu wenig Tiefe die Figuren.

Ob manches so wurde, wie es wurde, weil John Candy noch während der Dreharbeiten verstarb (oder zumindest sehr kurz darauf), weiß ich nicht. Vielleicht mussten Füllszenen her, das würde einiges erklären. Schaut man sich die Art der Pointensetzung jedoch an, muss dies nicht unbedingt der Fall gewesen sein, hangelt man sich teilweise doch auch absichtlich von Nonsens zu Nonsens für den schnellen flachen Gag, z.B. dann wenn ursympathisch lediglich für ein paar Lacher urplötzlich der Winter über die Gruppe Aussiedler einbricht, nur um nach Vollendung der Witzchen, wieder bei normalen Wetterbedingungen, fern jeden Schnees und Eis, unterwegs zu sein.

Das würde alles mehr gefallen als es dies tatsächlich im Ansatz tut, wenn entweder die Gags zeitlich besser pointiert wären, oder zumindest die durchaus Potential besitzenden Figuren funktionieren würden. „Wagons East“ badet in einer sympathischen Comic-Welt, die sich mal auf „Police Academy“-Art, dann wieder im „Road Runner“-Flair, ungehemmt austobt. Zündende Flachwitze (allein zu Beginn beim Benennen der Einwohnerzahl, oder bei Candys erstem Fopa, wenn er die Gruppe Richtung Westen führt anstatt Richtung Osten) gibt es zu genüge, andere, wie der Running Gag eine große Bande unangenehmer Hinterwäldler nach und nach durch diverse Unglücke sterben zu lassen, sind mäßig bis schlecht inszeniert. Man weiß was gemeint ist, es wäre anders umgesetzt auch tatsächlich witzig, aber es zündet nicht in der Form wie angegangen.

Der verspielte Umgang mit den Klischees des Wilden Westens, die Leichtigkeit im Umgang mit seinen Figuren, die comicartige Regelsetzung fern tatsächlicher Realitäten und auch manch köstlicher Dialog, wie jener gegen Ende, ob man dem Trekführer tatsächlich stets vertraut hätte, das alles weiß zu gefallen. Aber ohne Bezug zu den Figuren und ohne eine Möglichkeit des Mitempfindens, schaut sich alles eine Spur zu steril und distanziert. Man taucht nicht genügend ein, zumal dem Trek zustoßen kann was will, billigste Drehbuchausreden reißen alles wieder raus. Wissen diese anfangs aufgrund ihrer augenzwinkernden Dreistigkeit noch zu funktionieren, öden sie zum Ende hin immer mehr an, innerhalb eines zu hochgeschaukelten Szenarios.

Ab da wo sich die Artillerie mit ins Geschehen einmischt, wird der Plot nur noch unangenehm und viele gut gemeinte Gags stinken aufgrund fehlerhafter Inszenierung ab. Allein die Idee, dass sich Candy mit seinem Erzfeind so lange prügelt, bis aus einem jubelnden Publikum ein angeödetes wird, hätte in den Händen anderer Regisseure zu einer zum Lachen anregenden Szene geführt. Peter Markle schafft es selbige völlig uninspiriert umzusetzen, dass man als Zuschauer gelangweilt mit den Achseln zuckt. Mit ernsteren Stoffen wie „Bodycheck“ erzielte er im Laufe seiner Karriere bessere Ergebnisse, wahrscheinlich war das Genre der Komödie einfach nicht sein Fall. „Wagons East“ ist zumindest durchschnittlich ausgefallen und somit nicht wirklich schlecht zu nennen, es ist nur insofern schade, als dass der Stoff und die enthaltenden, zahlreichen Witzchen und Figuren Potential zu mehr besaßen. Einige Ideen gefallen mir teilweise richtig gut.  OFDb

26.11.2017

COMTESSE DES GRAUENS (1971)

Was 17 Jahre später bereits augenzwinkernd als Horror-Groteske mit der Videoproduktion „Rejuvenator - Das Serum des Schreckens“ thematisiert wurde, bekam 1971 bezogen auf eine damals real existierende adligen Massenmörderin noch eine ernsthafte Verfilmung beschert, entstanden zu einer Zeit, in welcher die legendären Hammer-Studios anfingen verzweifelt zu experimentieren, um mit dem Umschwung im Horrorfilmgeschäft noch mithalten zu können. Ihre „Dracula“-Reihe war noch immer ein erfolgreiches Zugpferd, also griff man aufgrund der nach Blutdurst verlangenden Gräfin im Originaltitel auf den Namen des berühmten Vampirfürsten zurück, obwohl „Countess Dracula“ (Originaltitel) in keinster Weise mit dessen Thematik zu tun hatte. Zudem bescherte man dem Film allerhand nackte Frauenbrüste, und fertig war der verzweifelte Versuch massentaugliche Aspekte zur „Modernisierung“ in einen ansonsten klassischen Gruselstoff einzubinden.

Das Ergebnis ist nicht gerade überragend ausgefallen, allenfalls angenehm routiniert zu nennen, was mit Blick auf Regisseur Peter Sasdy jedoch schon besser ist als zu erwarten war, immerhin hat er mit seinem mäßigen „Hände voller Blut“ und dem völlig misslungenem „Doomwatch“ nicht gerade tolle Arbeiten abgeliefert. Von den Filmen, die ich bislang von ihm sah, war „Wie schmeckt das Blut von Dracula?“ noch sein bester Streifen, und der war ein Stück angenehme Routine innerhalb einer mal mehr, mal weniger gelungenen, langlebigen Horrorfilmreihe.

„Comtesse des Grauens“ kann mit ihm nicht mithalten, einfach weil der hier besprochene Film einzig aus schundigen Gründen zu funktionieren weiß, nicht aber aufgrund beeindruckender Aspekte. Die Geschichte und ihre Figuren sind schlicht gehalten und die Dosis gesellschaftliche Kritik auf das mindeste, was die Story automatisch zu bieten hat, reduziert. Der Blutgehalt ist gegen alle Erwartungen zu diesem Thema in dieser Krisenzeit Hammers überraschend zurückgeschraubt, und zu viele naive Aspekte belustigen das Szenario mehr, als der Grundplot tragen kann.

Da begeht eine dümmliche, junge Frau die tolpatschigsten Fluchtversuche aus einer Gefangenschaft, die man wohl je in einem ernst gemeinten Klassiker zu sehen bekam. Die körperliche Verwandlung der Gräfin geschieht von einem Moment auf den anderen, wird beim Wegwenden des Gesichtes vom Liebhaber aber selbst trotz der grauen Haare nicht wahrgenommen. Männer folgen auf verzweifelste Art ihrem Herzen, obwohl aus dem Scheitern ihrer Ziele nie ein Geheimnis gemacht wird. Die Gräfin terrorisiert strategisch völlig falsch Verbündete von denen sie abhängig ist, was ihr aber nie zum Nachteil werden wird. Und die Tochter verliert nach ihrer Ankunft im heimatlichen Schloss nie wieder ein Wort über ihre Gefangenschaft, läuft fröhlich umher und vertraut sich jedem sofort an.

Gepaart mit den üblichen Naivitäten derartiger Filmstoffe (zeitliche Ungereimtheiten, das Erstrahlen eines ganzen Raumes aufgrund einer kleinen Kerze, ...) ergibt das etwas zu viel Nonsens um „Comtesse des Grauens“ eine Chance als ernsthaften Genre-Beitrag zu geben. Zu unterhalten weiß er aber sehr wohl, wird er trotz seiner reißerischen und monotonen Geschichte doch nie langweilig und geben die Schauspieler sich doch wahrlich Mühe dem ganzen Unsinn ein Restniveau zu verleihen. Ansehnliche Kulissen und Kostüme unterstützen diesen Eindruck, so dass wohlwollende Stammzuschauer klassischer Hammer-Filme durchaus trotzdem einen Blick riskieren können. Sasdys Werk ist weder öde noch beleidigend. Das nur zwei Jahre später in Italien und Spanien als „Ceremonia sangrienta“ neuverfilmte britische Original ist lediglich unglaublich naiv erzählt.  OFDb

DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. DEATH (1974)

Hinter dem oftmals verwendeten Filmtitel „Madhouse“ (Originaltitel) verbrigt sich zwar erneut kein großer Filmklassiker den man als Fan des Genres gesehen haben muss, aber ein kleines, ungewöhnliches Werk, welches trotz seiner unbeholfenen Ausstrahlung aus verschiedensten Gründen einen Blick wert ist. Besetzt mit Vincent Price und Peter Cushing in den wichtigsten Rollen mag manch einer mehr vom Streifen erwartet haben als manch anderer, Fachkundige erkennen jedoch bereits bei der Namenseinblendung Samuel Z. Arkoffs als Produzent im Vorspann, dass hier eine schnell heruntergekurbelte Billigproduktion auf den Zuschauer wartet und sind somit vorgewarnt.

Zeit nahm man sich scheinbar wahrlich nicht für die Vorbereitungen auf „Das Schreckenshaus des Dr. Death“, wird beim Schauen doch nie seine Orientierung deutlich, was er eigentlich sein möchte. Irgendwo zwischen Grusel-Krimi, Horrorfilm und einem Hauch Horror-Parodie pendelnd weiß zumindest sein Spiel mit der Horrorszene innerhalb des Horrorfilms zu gefallen, handelt Jim Clarks Werk doch von Schauspielern, Autoren und Produzenten dieses Genres, sowie von den Dreharbeiten und dem Kult um die entstandenen Werke. Diesbezüglich versuchte sich Arkoff bereits in den 50er Jahren mit „Der Satan mit den 1000 Masken“, „Der Dämon“ (Alternativtitel) geht jedoch noch einen Schritt weiter und nimmt die Idee von „Scream 3“ und „Nightmare on Elm Street 7“ vorweg, um durch die gegebenen Mittel mit den Metaebenen zu spielen. „Deathday“ (Alternativtitel) ist dabei ebenso wenig gewitzt ausgefallen wie die später entstandenen prominenten Vergleichsfilme, aber allein Vincent Price bei seinem augenzwinkernden, spielfreudigen Agieren zuzusehen, beweist wie richtig es war sich an dieser Art der Thematik zu versuchen.

Wie für eine Arkoff-Produktion typisch wurde nicht gerade viel Geld in den Streifen investiert. Dies bescherte aber immerhin den Schauspiellegenden Boris Karloff und Basil Rathbone eine spezielle Nennung im Vorspann aufgrund von Gastauftritten, verkauft uns der Film doch ehemalige, real existierende Werke mit Vincent Price (u.a. „Das Pendel des Todes“ und „Der Rabe - Duell der Zauberer“) als damalige Dr. Death-Filme, um für diese nicht zusätzliche Szenen drehen zu müssen. Und in diesen treten besagte ehemalige Filmstars innerhalb von „Das Schreckenshaus des Dr. Death“ auf.

Geiz hat sich selten so gelohnt, denn das Verwenden alter Price-Filmszenen unterstreicht den augenzwinkernden Grundton des Filmes und lässt ihn an Sympathie gewinnen, gerade weil gewählte Szenen offensichtlich auf das Ur-Werk verweisen, im Gegensatz zu dem wie es bei neutraler entliehenen Momenten der Fall gewesen wäre. Zudem existiert im Film eine Interviewszene mit Paul Toombes, die mit einem echten Showmaster vor einem tatsächlichen Livepublikum aufgenommen wurde, so dass man davon ausgehen kann, dass hier Dreharbeiten mit der Möglichkeit ein echtes Interview mit Vincent Price aufzuzeichnen, vermischt wurden. Diverse von Toombies geäußerte Sätze schein gar vom realen Price-Interview entliehen worden zu sein und wirken dementsprechend authentisch.

Da durch diesen Umgang mit realen Aufnahmen diverser Medien und der dazugehörenden augenzwinkernden Darstellung Prices der Großteil des Filmes wie ein verschmitztes Spiel aller Beteiligten wirkt, verzeiht man dem Gesamtwerk seine etwas orientierungslose und vorhersehbare Chose, guckt sich das alles doch unterhaltsam, ohne je zum Retrozirkus, zu groben Albernheiten oder zum Selbstzweck zu verkommen. Subtil sieht anders aus, aber der dezente Umgang mit diesen Mitteln nicht zu übertreiben sorgt für den richtigen Grundton, und da jede Szenen, die das Ganze nicht betrifft, ohnehin zu spannungsarm ausgefallen sind, bereichert dieses Vorgehen, anstatt eine möglicher Weise vorhandene düstere Grundatmosphäre unangenehm aufzubrechen.

Von einem großen Wurf braucht man wie eingangs erwähnt nicht sprechen. Dafür ist „The Madhouse of Dr. Fear“ (Alternativtitel) zu banal und vordergründig ausgefallen. Diverse Handlungselemente kommen ebenso wie diverse Figuren zu kurz, die Auflösung steht zu vorhersehbar im Raum, und die Tricks sind zu erkennbar umgesetzt, als dass sich eine wahre Illusion auftun würde. All dies verzeiht man dem Film aufgrund seiner sympathischen Ausstrahlung jedoch all zu gerne. Einzig die Schlussszene, die es verfehlt das finale Geschehen freudianisch zu erklären, wirkt in ihrem Realitätsbruch ärgerlich und billig angehangen, und dies obwohl sie eine reizvolle zentrale Idee von „Dance of the Demons 2“ und „Ring“ vorwegnimmt.  OFDb

23.11.2017

MAMA, ICH UND WIR ZWEI (1991)

Nachdem Chris Columbus seinem Produzent John Hughes mit „Kevin - Allein zu Haus“ einen riesen Hit beschert hat, schien er mit „Mama, ich und wir zwei" von diesem einen Freifahrtsschein erhalten zu haben zu drehen was immer er möchte, immerhin baut die Romantikkomödie weder auf den typischen Hughes-Formeln auf, noch garantiert sein eigenwilliges Erscheinungsbild einen Erfolg bei einer bestimmten Gruppe Filmfreund.

Die von Chris Columbus selbst verfasste Geschichte um ein fast 40jähriges Muttersöhnchen, das sich in eine ähnlich alte, schüchterne Frau verliebt, wurde geradezu untypisch mit dem sonst eher auf charmanten Trottel abonnierten John Candy besetzt, den man aufgrund seiner körperlichen Proportionen wohl nie in einer Romantikkomödie erwartet hätte - zumindest nie in einer, in welcher das Körpergewicht nicht zum Thema werden würde. Aber genau dies ist hier der Fall, und so darf Candy seine stillen Töne und schauspielerischen Fähigkeiten beweisen, die in anderen Filmen sonst inmitten von chaotischen Handlungssträngen unterzugehen drohen.

Besetzungstechnisch agiert viel mit, was zu dieser und anderer Zeit im Hause Hughes unterwegs war. John Candy spielte bereits zwei Jahre zuvor die Hauptrolle in „Allein mit Onkel Buck“ (was längst nicht seine erste Rolle in einem Hughes-Film war), Kevin-Darsteller Macaulay Culkin taucht zusamen mit seinem Bruder Kieran in einer Minirolle als Sohn von Dannys Bruder auf, James Belushi, der im selben Jahr von „Only the Lonely“ (Originaltitel) in Hughes hauseigenem Kevin-Nachzügler „Curly Sue - Ein Lockenkopf sorgt für Wirbel“ die Hauptrolle mimte, ist in einer Nebenrolle als Dannys Partner vertreten, und Ally Sheedy durfte bereits in Hughes legendärem „Der Frühstücksclub“ mitspielen und hat seither nichts von ihrer Niedlichkeit und ihrem Schauspieltalent verloren.

Trotz amerikanischer Handschrift in der Inszenierung und einem kanadischen Iren, sowie einem amerikanischen Italiener, wirkt das Milieu, in welchem der Film spielt, treffsicher. Mit irischer Hintergrundmusik versucht man auf Nummer Sicher zu gehen, und auch wenn dem eigentlichen Film das typisch irische Flair fehlt, welches beispielsweise „The Guard“ so wundervoll zu versprühen weiß, so wissen die Figuren mit ihrer Bissigkeit doch den Ton des jeweiligen Herkunftlandes zu treffen, so dass „Mama, ich und wir zwei“ keineswegs nur als blauäugiges Stück Kinofilm funktioniert, welches versucht andere Kulturen zu imitieren.

Ohnehin ist es Columbus geglückt ein sehr gelungenes Stück tragikomische RomCom gepaart mit Familienthematik abzuliefern. Die Dialoge sind treffsicher und interessant geraten, trotz aller überzogener Comicartigkeit wirken sie gar oftmals authentisch. Die Geschichte weiß zu bewegen, da sie es versteht die Figuren individuell und menschlich wirken zu lassen, so als würden sie tatsächlich existieren - gleichzeitig verlässt Columbus immer wieder den nötigen Realitätsgehalt, um uns auf Kino-art zu verzaubern. Er weiß wann er welche von beiden Seiten abliefern muss, und ein sensibler Grundton, sowie eine oftmals überraschend großartige Besetzung, hilft ihm dabei „Mama, ich und wir zwei“ zu einem kleinen Geheim-Tipp werden zu lassen, der leider nie genügend Beachtung geschenkt bekommen hat, was man spätestens John Candy gewünscht hätte, der teilweise atemberaubend spielt, wenn man einen Blick dafür hat auf winzige Details zu achten.

Leider wirkt er in der ansonsten sehr geglückten deutschen Synchronisation manches Mal eine Spur zu soft, z.B. bei seiner Reaktion darauf, dass Theresa ihn heiraten möchte. Auch die Verantwortlichen für Candys Make-Up arbeiten ein wenig gegen die nennenswerte Arbeit, die der Komiker hier leistet, ist er, gerade gegen Ende, oftmals doch etwas zu dick aufgetragen geschminkt und verliert dadurch seine authentische Ausstrahlung. Die gefühlvolle Geschichte weiß solche kleinen Fehler jedoch sowohl durch ihre ehrliche Fröhlichkeit, ihren stimmigen schwarzen Humor, als auch über die romantischen und tragischen Gefühlsmomente bestens aufzufangen, ein sympathisch schwermütiger Soundtrack hilft in besagten Gefühlsmomenten dabei ungemein.  OFDb

THE WALKING DEAD - STAFFEL 7 (2016)

Dass sich die Geschehnisse in „The Walking Dead“ mittlerweile immer weniger zentral mit der Zombiethematik beschäftigen, sondern stattdessen mehr denn je mit zwischenmenschlichen Konflikten, gefällt manch frühem Anhänger der Serie nicht und wird gerne als Missstand bezeichnet, den es zu beheben gäbe. Ich kann mich diesem Denken nicht anschließen, finde ich es doch beeindruckend, dass die Verantwortlichen der Serie den Mut besitzen das Szenario diesbezüglich konsequent weiterzudenken, in einer Welt, die nun seit Jahren zerstört ist. Selbstverständlich muss es wieder zu einzelnen Zivilisationen kommen, und geradezu typisch Mensch muss es in solch einer Zeit wieder zu Kriegen und Unterdrückungen kommen.

Ich kann das Bedauern vieler Fans insofern verstehen, als dass in der siebten Staffel die Welt oftmals den Eindruck macht, wieder ein sicherer Ort zu sein. Da wird zwischen den Orten gependelt, ohne Angst davor zu haben ob man überhaupt lebend ankommt. Ein Pfarrer kann schmollend mitten in der Einöde aus einem Fahrzeug steigen und alleine zu Fuß zurück nach Hause laufen. Und die langlebigen Helden der Serie sehen im Kampf gegen eine Horde Zombies keinerlei Probleme mehr, so alltäglich ist das Niedermetzeln der Toten geworden. Die Gefahr, die von den Zombies ausgeht, wird nicht mehr wahrgenommen. Ach, heute sind es nur acht, die es niederzustrecken gilt. Da fehlt der Respekt vor der Gefahr, eben jene Thematik, die Romeros „Zombie“ u.a. so hervorragend zu thematisieren wusste: der Fall nach der Überheblichkeit, das Verkennen der Gefahr aufgrund der Gewöhnung nach einigen Siegen. Hier kann man nur hoffen, dass eine der kommenden Staffeln diesbezüglich Aufräumarbeit leistet, so wie es die zweite Staffel damals mit all dem schöngemalten Übel der ersten Staffel tat.

Es ist diesmal nicht so wie dort, dass „The Walking Dead“ zu einer sehenswerten Serie gerettet werden muss. Denn trotz dieses Kritikpunktes und manch anderer Trivialitäten, welche die Serie in ihrer Seifenopern-Art und dem romantisierten Ehrenblick auf Kampf, Krieg und Opfergabe zu einer verträumten Version eines düsteren Stoffes macht, weiß auch die siebte Staffel von „The Walking Dead“ für einen Mainstreamstoff gut zu unterhalten. Mag es an vielen Stellen auch an Mut fehlen dem Geschehen glaubwürdige Konsequenzen zu bescheren, die der Stammzuschauer nur schwer verarbeiten würde (das ständige Verschonen diverser Hauptfiguren, trotz der anfänglichen Härte Negans), auf versimpelter Ebene verstören die Entscheidungen der Autoren in härteren Momenten aber noch immer. Und auch die nicht zu knapp ausgefallenen zwischenmenschlichen Szenen sind weiterhin emotional genug ausgefallen, um mit den Figuren mitfühlen zu können, anstatt im stumpfen Sumpf theoretischer Theatralik zu versinken.

Zugegeben, bedeutende Zombieszenen gibt es wenige, aber sie sind für die zu erzählende Geschichte in größerer Menge auch nicht vordergründig wichtig, und es ist gut, dass die Autoren sich dessen bewusst sind. Kommt es hin und wieder zu einem erzählenswerten Kampf gegen die Untoten, sind die Szenen zumindest beeindruckend ausgefallen, anstatt zu einer Standardprozedur zu werden, die auf Dauer langweilen könnte. Ansonsten liefert Staffel 7 eine aufwühlende Geschichte erzählt aus einer hoffnungslosen Perspektive und beeindruckt wieder einmal mit dem Mut zur detailreichen Langsamkeit seines Szenarios, so dass man sich am gelungenen Schluss der Staffel wundern darf, auf welch halbem Wege, wenn überhaupt, die zu erwartende Geschichte überhaupt erst stattgefunden hat, nach diversen Überraschungen nicht wissend, ob es überhaupt weiter geht wie vermutet.

Erneut lässt man sich Zeit für die Entwicklung von Nebenfiguren und jenen, die nun zwischendurch zu solchen werden, erneut gewährt man scheinbar zweitrangigen Figuren ganze Episoden, so dass Rick und seine Haupttruppe hin und wieder für ganze Folgen weggeblendet werden, und erneut wird unser Blick auf die Endzeitwelt und ihre Bewohner erweitert und um weitere interessante Figuren ergänzt. Mag die letzte Folge der vorangegangenen Staffel auch etwas geschwächelt haben und die Einstiegsfolge der hier besprochenen Staffel als Fortführung beagter letzter ebenso, ab Episode 2 gewinnt die Erzählung wieder an Kraft, besitzt zwar einige Schwächen mehr als Staffel 6, aber allein die Geschichte um den mir zu schwätzig ausgefallenen, sonst aber überzeugenden, Negan und seiner Armee ist ein Selbstläufer für sich, eben weil ein Imperium hinter allem steht, das nur schwer aufzubrechen sein wird.  OFDb

15.11.2017

ZWEI UNTER VOLLDAMPF (1986)

So richtig wusste man in der Mitte der 80er Jahre noch nicht wie man den talentierten Komiker John Candy in den Kinobereich einbinden könnte. Eine alleinige Hauptrolle traute man ihm nicht zu, meist durfte er Randfiguren verkörpern wie in „Alles hört auf mein Kommando“ oder in „Zum Teufel mit den Kohlen“. Wenn er dann mal eine Haupfigur mimen durfte, dann stets im Partnergewand, wie in „Ein Ticket für zwei“ mit Steve Martin an der Seite, oder wie in dem hier besprochenen, weit weniger bekannten „Zwei unter Volldampf“, in dem er Eugene Levy zur Seite gestellt bekommt, der hierzulande erst spät durch die Rolle des Vaters in der „American Pie“-Reihe berühmt werden sollte.

Beide machen nicht gerade den Eindruck die Idealbesetzung für eine Buddy-Actionkomödie zu sein, und tatsächlich wirken sie in den härteren Szenen wie die Waschlappen-Variante von „Lethal Weapon“. Allerdings kommt es „Zwei unter Volldampf“ zu Gute, dass trotz der Regie Mark L. Lesters, der eher für harte Stoffe wie „Die Klasse von 1984“ steht, der Komödienfaktor weit mehr in den Fokus rückte als der Bereich der Action, was die Mitarbeit von Harold Ramis am Drehbuch verdeutlicht, der in den 80er Jahren für so manchen Komödienerfolg zuständig war. Lesters Film konzentriert sich auf das Losersein seiner beiden Hauptfiguren und fährt damit, gerade mit Blick auf die Ausbildung zum Sicherheitsbeamten und der damit verbundenen trotteligen Gruppe Mitauszubildenden, im Fahrwasser der zur Entstehungszeit erfolgreich laufenden „Police Academy“-Welle mit.

Candys Figur wirkt ein wenig unausgegoren, womit ich auf die Einleitung dieses Artikels zurückkomme. In der ersten Szene ist er ein Feigling ohne Selbstbewusstsein, im Rest des Filmes ist er der zwielichtige, aber mit dem Herz am rechten Fleck agierende, Sprücheklopfer, der für einen erfolgreichen Einsatz alles geben würde, selbst wenn er dafür, wie die LKW-Szene im Stau verdeutlicht, mehr Leben riskiert als es zu retten gilt. Hin und wieder darf Candy etwas zotiger agieren, z.B. wenn er als dicke Tunte getarnt herumschwulen darf. Meist aber bleibt er der unnütz wirkende Angeber, der schlechte Umgang der Rolle Eugene Levys, wie die Rolle Meg Ryans an einer Stelle des Films zu früh anmerkt, lange bevor der Charakter Candys tatsächlich so wirkt wie er abgestempelt wird. Der gutmütige Trottel, die Paraderolle Candys, bleibt diesmal fast gänzlich zu Hause, was zur Abwechslung aber auch einmal okay ist.

Eugene Levy bleibt überraschend blass, obwohl er doch schon lange vor „American Pie“, z.B. in seiner kleinen Rolle in „Ein Geschenk des Himmels“, beweisen durfte wie lustig er sein kann. Tatsächlich mimt er hier nur den Ängstlichen, der vom Sprücheklopfer stets zu Heldentaten verführt werden muss, auch wenn diese, mit ehrlichem Blick auf das Ablenkungsmanöver der vielen chaotischen Füllszenen, recht rar gesät sind und selbst im Finale, wenn er über sich hinaus wächst, noch immer nicht ganz überzeugen wollen. Meg Ryan ist hier eigentlich nur unnötiger Anhang. Aufgrund ihrer wenigen Szenen und der vergessenen Vertiefung ihres Charakters versteht man nie so ganz, warum sie irgendwann anfängt den beiden Unglücksraben zu helfen. Und selbst wenn sie dies tut, erlangt ihre Rolle nie eine wirkliche Bedeutung. In „Die Reise ins Ich“ durfte sie kurz darauf bei ähnlicher Rollenposition weit mehr Einfluss auf eine Handlung nehmen als hier noch.

Wenn man nun noch bedenkt dass die Actionszenen in ihrer Extreme nicht wirklich mit der Leichtigkeit der Restszenen harmonieren und der billige, austauschbare 80er Jahre-Soundtrack endgültig die härteren Szenen nur routiniert umgesetzt erscheinen lässt, darf man sich schon wundern, dass „Armed and Dangerous“ (Originaltitel) eigentlich ein recht sympathischer, wenn auch austauschbarer und nicht lange im Gedächtnis heften bleibender, Film ist, der gerade in der ersten Hälfte mit manch schlichter, aber humorvollen Idee zu punkten weiß. Glücklicher Weise macht bereits die Einstiegsszene mit der Katze auf dem Baum recht deutlich was man vom Restfilm zu erwarten hat. Man sichtet dort einen lustigen Candy in einer Szene, aus der man in einer guten Komödie weit mehr geerntet hätte. Es reicht um simpel zu unterhalten, aber eben nicht für eine wahre Empfehlung. In schwächeren Szenen zuckt man mit den Achseln, in besseren grinst man vor sich hin, trotz aller Einfältigkeit und dem Fehlen wahrer zum Lachen einladender Pointensetzung.

Mark L. Lester inszeniert das unbeholfene Stück Action-Komödie recht solide, lässt die Klischees und Stereotype für sich selber wirken und lässt mittendrin die Sprüche klopfende Naturgewalt John Candy auf das Szenario los, in der Deutschfassung ein wenig gewöhnungsbedürftig synchronisiert, aber das passt ja recht gut zur ungewöhnlich ausgefallenen Rolle des kanadischen Komikers, der sonst eher die sympathische Art Loser-Typ mimen durfte. Zwar fragt man sich hinterher bei so viel dünner Luft warum „Zwei unter Volldampf“ trotz dem Fehlen großer Ideen und Gags und trotz seiner enorm klingenden Makel so unterhaltsam zu schauen war, aber das war er nun einmal, warum sollte ich es ihm nun abstreiten, nur weil theoretisch alles dagegen spricht?  OFDb

13.11.2017

WER IST HARRY CRUMB? (1989)

Das Konzept von „Wer ist Harry Crumb?“ ist einfach gestrickt. Ein chaotischer Detektiv soll einen simplen Fall lösen, in dessen Hintergründe wir als Publikum bereits eingeweiht sind. Durch die daraus für den Zuschauer ersichtlichen Verwicklungen entsteht ein ähnliches Schurkenchaos, wie im etwas besser pointierten „Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“. Durch das Zentrum des Tolpatsches erhält Paul Flahertys Werk jedoch eine etwas andere Gewichtung als dieser, kommt jedoch ähnlich hemmungslos albern daher wie der Vergleichsfilm.

Mag mancher Slapstick auch eine Spur zu verkrampft erscheinen, weil auf eine gute Choreographie verzichtet wurde und stattdessen helfende Schnitte eingesetzt wurden, letztendlich wissen diese Szenen aber noch immer zu trumpfen, haben sie doch den unermüdlichen, mit vollem Körpereinsatz agierenden, John Candy als Star, und der macht seine Arbeit so gut wie man es von ihm gewohnt ist. Wer sich wundert dass Candy bereits in den 80er Jahren eine Hauptrolle beschert bekommen hat, obwohl Hollywood ihn lange Zeit nur als Co-Star präsentierte, dem sei gesagt, dass „“Who‘s Harry Crumb?“ (Originaltitel) von Candy mitproduziert wurde, was zu dieser Zeit wohl seine einzige Chance auf eine Hauptrolle war, so traurig und ungerecht dies bei seinem Talent auch sein mag.

Bezahlt hat es sich sicherlich nicht gemacht, hat der Film doch nie einen nennenswerten Bekanntheitsstatus erreicht und dürfte er doch finanziell untergegangen sein in einer Phase Hollywoods, in der amerikanische Komödien durch Erfolge wie „Die nackte Kanone“ auf eine andere Ebene katapultiert wurden, während der hier besprochene Film die ganz klassische 80er Jahre-Komödie präsentiert. Durch eine etwas zu identische Parallelszene aus der moderneren Konkurrenz von Zucker/Abrahams/Zucker entsteht gar unweigerlich ein direkter Vergleich beider Komödien, und da kann John Candys Produktion gegen das dauerpointierte Lachfeuerwerk mit Leslie Nielsen nur abstinken.

Mit Abstand und etwas fairer betrachtet ist aber auch „Wer ist Harry Crumb?“ ein spaßiges Ereignis, zwar mehr von der Sympathie der Darsteller John Candy und Jeffrey Jones lebend als von seinen tatsächlich funktionierenden Gags, aber Crumb als chaotisches Gesamtbild weiß zu funktionieren, auch wenn nicht jede Slapstickszene zu überzeugen weiß. Da der Aspekt seiner Verkleidungskunst zu kurz kommt, hätte man diesen billigen Versuch von „Fletch - Der Troublemaker“ zu klauen ruhig unter den Tisch fallen lassen können, bereichert doch keine dieser Tarnszenen den Humorgehalt des Filmes. Das zeigt aber auch wie verzweifelt man unbedingt einen Hit erzielen wollte, ein Vorhaben das scheiterte.

„Wer ist Harry Crumb?“ mag nicht das Zeug zum großen Erfolgsfilm haben, als sympathische, kleine Komödie für zwischendurch weiß er aber gut zu funktionieren, einfach weil Personen und Situationen interessant und witzig genug geschrieben sind, um aus einem austauschbaren Verwirrspiel eine kurzweilige Komödie mit Charme zu zaubern. Letztendlich macht es immer wieder Spaß John Candy in Komödien zu sehen, in denen er den Chaoten und/oder die Nervensäge spielen darf. So abwechslungsreich sein Talent auch geartet war, diese klassische Charakterzeichnung kleidete ihn stets am besten.  OFDb

12.11.2017

FERIEN ZU DRITT (1988)

In der Erfolgswelle der Griswold-Filme sind einige weitere Urlaubskomödien mitgeschwommen. „Ferien zu dritt“ kommt aus dem Hause Hughes, von dem die Originalreihe stammt. Der Produzent schrieb das Drehbuch höchst persönlich, und anstatt Chevy Chase dürfen hier seine Komikerkollegen John Candy und Dan Aykroyd im Zentrum der abenteuerlichen Geschehnisse stehen. Während ich mit den Griswold-Filmen nie wirklich warm wurde, auch mit dem recht unterhaltsamen Erstling namens „Die schrillen Vier auf Achse“, hat mir „Ferien zu dritt“ eigentlich schon immer recht gut gefallen. Als Aykroyd-Fan seit frühen Jahren war es ohnehin eine Pflicht den Steifen zu sichten, auch wenn ich allgemein den familientauglichen Urlaubsfilmen nur bedingt etwas abgewinnen kann. Aber mag auch hier manches Gefühl zu weichgespült und die Tristessen des Spießeralltags zu sehr gefeiert werden, „The Great Outdoors“ (Originaltitel) hat das Herz am rechten Fleck und besitzt einen stimmigen, humorvollen Unterton, der manche Entgleisung vergessen macht.

So sei es einmal dahin gestellt, ob es tatsächlich für irgendein Teenager-Publikum den Sehwert erhöht hat eine Teenager-Love Story zu integrieren, welche den Sohn Chets zwar diesbezüglich in den Mittelpunkt stellt, dieser aber innerhalb der Gesamtgeschichte jedoch so unnötig ist wie die peinlich untertitelten Waschbär-Sequenzen, die „Ist sie nicht wunderbar?“-Regisseur Howard Deutch stets zwischendurch einstreut, um einen Übergang vom Vor- zum Folgetag herzuleiten. Tatsächlich stehen aber nun einmal Chet und Roman und ihr unterschiedlicher Blick auf die Welt im Zentrum. Die Familie ist lediglich Beiwerk. Chet hat unter Roman zu leiden, was John Candy allerhand Möglichkeiten bietet sein humoristisches Können mit komplettem Körpereinsatz unter Beweis zu stellen. Aykroyd darf sich erst im Finale während eines Kampfes mit einem Bären austoben, sein Humor als arroganter Kaufmann ist ansonsten stiller ausgelegt, hindert Aykroyd aber freilich nicht daran gekonnt Grimassen zu ziehen.

Sicherlich ist die grundlegende Geschichte Banane, die Botschaft urkonservativ und typisch Hughes auch voller Vorurteile der reichen Gesellschaftsschicht gegenüber, aber die Pointensetzung innerhalb dieses bieder angehauchten Szenarios weiß zu stimmen. Die Episodenhaftigkeit des Filmes wird nicht zum Nachteil, wie man eigentlich meinen sollte, sondern wird ganz im Gegenteil zum Vorteil, um von einer chaotischen Situation zur nächsten zu springen. Ob da klassisch beim Wasserskifahren herumgeblödelt wird oder etwas mutiger pointiert mit einem toten alten Mann oder einem Riesensteak, meist trifft Deutch den richtigen Ton der zum Schmunzeln anregt, ohne große Lacher am Stück zu benötigen.

„Big Country“ (Alternativtitel) mag in seinem Herzen recht bieder und konservativ sein, das muss er letzten Endes aber auch, immerhin geht es um das Thema Familienurlaub und Zusammenhalt der Familie. Und während die Firma Disney zu dieser Zeit damit ein unerträglich triefendes Stück Kitsch abgeliefert hätte, beherrscht Hughes den Kunstgriff daraus ein spaßiges Happening zu zaubern, ohne die anvisierten Grundprinzipien zu verraten. Dass er sein Fach auch selbst dann beherrscht, wenn es tatsächlich einmal kitschiger wird, bewies er später mit seiner Produktion „Der Giftzwerg“. Hughes mag mit „The Great Outdoors“ keine mutigen Wege beschreiten, immerhin kopiert er lediglich seine eigenen Griswold-Filme, während Dan Aykroyd seine Rolle aus „Die verrückten Nachbarn“ für die gegnerische Seite ummodelliert und John Candy seine Rolle aus dem themenähnlichen „Ein total verrückter Urlaub“ wiederholen kann, aber das Ergebnis gibt den Komödienprofis schließlich recht.  OFDb